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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

SPD nominiert Stefan Kiefer zum OB-Kandidaten

Die Augsburger SPD hat gestern im Haus St. Ulrich am Kappelberg Dr. Stefan Kiefer zum OB-Kandidaten nominiert. Kiefer erhielt von 88 Delegierten 83 Stimmen. Vier Delegierte stimmten mit Nein, einer enthielt sich der Stimme. Kiefer wurde somit von 94 Prozent der Delegierten zum OB-Kandidaten der Augsburger SPD gewählt.

Von Siegfried Zagler



Das ritualisierte Prozedere entsprach eher einer Inthronisation und Initiation denn einer schlichten Aufstellungs­versammlung, wie man sie noch vor wenigen Tagen bei der CSU in Sachen Bundestag verfolgen konnte. Kiefer wurde in einem beinahe feierlichen Rahmen „ernannt“. Die Augsburger SPD zelebrierte ihren Wahlkampfauftakt ganz im Stil eines großen Parteitages, also mit dem üblichen Zurschaustellen eines Siegerwillens, der nicht nur die Genossen, sondern die Wählerschaft ansprechen soll.

„Ich will dem Treiben der jetzigen Regierung ein Ende bereiten“

Im Haus St. Ulrich ließ Kiefer keine Zweifel daran aufkommen, dass er als möglicher OB mit allen Fraktionen im Rathaus zusammenarbeiten werde und es, falls er das Amt des Stadtoberhauptes vom Wähler erhalten sollte, keine schematischen Lagerbildungen wie bei der aktuellen Rathausregierung geben werde. Hartnäckigen Gerüchten, dass eine große Koalition zwischen CSU und SPD bereits ausgemachte Sache sei, erteilte Kiefer eine Abfuhr: „Ich trete deshalb an, weil ich dem Treiben der jetzigen Stadtregierung ein Ende bereiten will. Wir brauchen einen kompletten Politikwechsel, wir brauchen wieder eine Politik, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht der Pflasterstein.“

Mit Kiefers Inthronisation hat der Wahlkampf endgültig begonnen

Kiefer rechnete in seiner Rede mit der aus seiner Sicht fehlerhaften Personalpolitik von OB Kurt Gribl ab, dessen Referenten verantwortlich für eine Reihe von Fehlleistungen seien, die Kiefer in seiner Rede auflistete. Es könne natürlich nicht sein, dass für die bekannten Fehlleistungen der Stadtregierung alle verantwortlich seien, nur einer nicht: Kurt Gribl als Chef der Verwaltung. Genüsslich breitete Kiefer Gribls Wende in der Verkehrspolitik aus: „Ich habe die Nase voll von dieser Truppe, die jetzt das Gegenteil davon macht, was sie dem Bürger im Wahlkampf erzählt hat.“ Mit Kiefers Inthronisation zum OB-Kandidaten der Augsburger SPD hat der Wahlkampf in Augsburg endgültig begonnen. Eine schärfere Wahlkampfrede wurde jedenfalls bisher in den Reihen der Opposition nicht gehalten. Von den zirka 200 Zuhörern erntete Kiefer nach seiner 35-minütigen Rede lang anhaltenden Applaus.