Solitäre des Jugendkinos
Am Montag beginnt das Augsburger Kinderfilmfest – die Tage des Unabhängigen Films folgen im Mai
Von Frank Heindl
Den Eröffnung-Film „Felix“ aus Südafrika empfindet Ellen Gratza als eines der großen Highlights des diesjährigen Kinderfilmfestes, das an kommenden Montag, 31. März beginnt. Mit dem Festival für die Kleinen und die nicht mehr ganz so kleinen startet das in diesem Jahr terminlich deutlich entzerrte Augsburger Filmfest – mit den Tagen des unabhängigen Films und dem Kurzfilm-Wochenende geht es im Mai weiter (6.5. bis 11.5.).
Felix will Musiker werden und sorgt damit für gute Musik im gleichnamigen Kinderfilm. Und Felix-Darsteller Hlayni Malotana kommt sogar persönlich nach Augsburg.
Das Kinderfilm-Festival sollte man allerdings nicht als Veranstaltung für Kinder abtun. Wer einmal dort war, weiß, dass alle Filme, die Festivalleiterin Gratza auswählt, auch für Erwachsene ein Gewinn sind. Zum Beispiel der genannte „Felix“: Der Junge hat sich in den Kopf gesetzt, Jazzmusiker zu werden wie sein Vater – Mama ist aber sehr dagegen. Dieser Plot sorgt gleich schon mal für einen wunderbaren Soundtrack zwischen Jazz und Blues. Weiteres Schmankerl: Der Darsteller des Felix, Hlayni Malotana, kommt mit Regisseurin Roberta Durrant nach Augsburg. „Im vorletzen Jahr hatten wir einen Stargast aus der Mongolei“, freut sich Gratza, „im vergangenen Jahr einen aus Indien – diesmal eben aus Südafrika.“ Der junge Darsteller bleibt übrigens für eine ganze Woche als Gast des Festivals in Augsburg. Und „Felix“ wird bei der Eröffnungs-Gala am Donnerstag, 3.4. um 19 Uhr im Mephisto-Kino gezeigt.
Im Kontext des internationalen Kinderfilms kann diesmal Deutschland überproportional mithalten: Gleich zwei deutsche Film hat Gratza im Programm, was sie sehr „ungewöhnlich“ findet – in der Vergangenheit haben deutsche Kinderfilme nicht eben zu den herausragenden Produktionen des Genres gehört. Doch nun hat Regisseur Bernd Sahling mit „Kopfüber“ einen Film über das sensible Thema AHDS gemacht, den nicht nur Kinder lieben, sondern der mittlerweile in Fachkreisen in ganz Deutschland diskutiert wird. Der zweite deutsche Streifen im Festival ist „For no Eyes only“ von Tali Barde. Der hat in Köln mit einer Schulklasse ein Filmseminar durchgeführt und dabei auch seinen neuen Film gemacht – eine Vorgehensweise, die, so Gratza, „geradezu ein neues Genre begründen könnte: Schüler lernen, sich der Anziehungskraft von Internet und Fernsehen zu entziehen, indem sie ihren eigenen Film machen – das ist sozusagen ein Solitär im Kinderfilm-Genre.“ Entstanden ist ein „perfekter Thriller auf Profiniveau“ (Gratza) über die Gefahren des Netzes und die Angst vor Überwachung – der Regisseur wird seinen Film in Augsburg selbst vorstellen.
Vielerlei Genres vom Superhelden bis zum Liebesdrama
Von Gratzas Klassifikation der genannten Filme als „Highlights“ darf man sich allerdings nicht allzu sehr beeinflussen lassen. Wer ihr Festival mehrmals erlebt hat, der weiß, dass er hier selten Filme zu sehen gab, die man sich nicht am liebsten mehrmals „reingezogen“ hätte. Vielerlei Genres sind auch diesmal vertreten, vom Splattermovie „Antboy“ (eine Parodie auf sämtliche Superhelden-Geschichten, zum Lachen und für die ganze Familie) über das Liebesdrama „Deine Schönheit ist nichts wert“ (eine Migrantengeschichte um einen Jungen, der nicht deutsch spricht und sich trotzdem in ein deutschsprachiges Mädchen verliebt) bis hin zum Wohlfühlfilm für die ganz Kleinen: „Casper und Emma“ kommt aus Norwegen, die Darsteller sind animierte Stofftiere. Auch traurig darf man sein beim Kinderfilmfest: „Mike sagt Good Bye“ kommt aus den Niederlanden, und hier, so Ellen Gratza, „muss man zwar weinen, aber es ist ein sehr, sehr schöner Film!“ Zumal am Ende ja doch noch alles gut wird und es auch zwischendurch viel zu lachen gibt.
Zehn Filme gibt’s im Festivalprogramm zu sehen, jeder Film läuft in Schulvorstellungen am Vormittag, aber auch nachmittags, damit auch zusehen kann, wer vormittags „normalen“ Unterricht hat, und damit auch Eltern mit ihren Kindern ins Kino können. Tickets gibt’s natürlich auch im Vorverkauf, und der ist schon heftig angelaufen – nicht nur für „For no Eyes only“, sondern auf für alle anderen dieser „Solitäre“ wird es wieder jedes Jahr gelegentlich knapp werden mit den Karten. Es wäre aber auch nicht das erste Mal, dass man beim Filmbüro kurzfristig ein paar Extravorstellungen einschiebt.
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