Sinfoniekonzert: Romantisches Familientreffen
Mit Hilfe seiner ungarischen Weggefährten nimmt Domonkos Héja dem Augsburger Konzertpublikum die Angst vor Romantik
Von Halrun Reinholz
„Angst vor Romantik?“ heißt die bange Frage, die dem 5. Sinfoniekonzert als Motto vorangestellt wurde. Für das Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester von Johannes Brahms hat GMD Domonkos Héja überzeugende Schützenhilfe geholt: Barnabás Kelemen (Violine) und László Fenyö (Violoncello) sind Weggefährten aus Budapest, die mit ihrem Part als gut eingespieltes Team mit Witz und Temperament überzeugten. Als Zugabe gaben sie dem jubelnden Publikum noch eine Kostprobe ihrer Virtuosität mit der Passacaglia von Halvorsen nach Georg Friedrich Händel. Deswegen allein hätte sich der Konzertbesuch schon gelohnt. Lange hat das Augsburger Publikum darauf gewartet, wieder einmal in den Genuss von so virtuosen Gastsolisten zu kommen, entsprechend stürmisch war der Applaus.
Im zweiten Teil ging es ebenfalls ungarisch zu. Ernö (Ernst) von Dohnányi, ein erklärter Lieblingskomponist des Generalmusikdirektors und hierzulande eher wenig bekannt, kam mit seiner Sinfonie Nr. 1 d-Moll zur Präsentation. 40 Jahre jünger als Brahms, fühlte er sich dessen Tonsprache (und der Tradition von Richard Wagner oder Tschaikowski) eher verpflichtet als Zeitgenossen wie Schönberg oder auch seinen zeitgenössischen Landsleuten Béla Bartók und Zoltán Kodály. Das opulente spätromantische Werk mit fünf Sätzen und einer „Fuga“ zum Abschluss hat der Komponist schon im Alter von 23 Jahren geschrieben. Es verlangte einzelnen Musikern im Orchester (vor allem den Bläsern) einiges an persönlichem Einsatz ab, den das Publikum zu schätzen wusste. Ohne jede Paprika-Folklore wurde der Konzertabend in der Kongresshalle letztlich zu einem runden ungarischen „Familientreffen“, durchaus zum Vergnügen des Publikums, dem nicht Alltägliches geboten wurde. “Angst” vor Romantik brauchte man hier nicht zu haben.