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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Schöne Bilder, wenig Inhalt

“Terra Madre” romantisiert die Landwirtschaft, viel mehr kommt nicht rüber

Was “Terra Madre” eigentlich ist, erfährt der Zuschauer leider nicht. Ist die Organisation Teil der “slow food”-Bewegung? Wird sie von Regierungen unterstützt? Wer kann Mitglied werden? Hat sie was mit der UN-Organisation zu tun? Dass so viele Fragen offen bleiben, wundert einen immer weniger, je weiter der Film fortschreitet. Die Menschen, die sich seit 2004 alle zwei Jahre treffen, wollen über Perspektiven der Welternährung sprechen, wollen Alternativen aufzeigen zum bestehenden System einer an Profitmaximierung orientierten Landwirtschaft, die langfristig ihre eigenen Grundlagen zerstört, Mensch und Natur ausbeutet und zerstört und dabei noch nicht mal gesundes Essen produziert – während gleichzeitig hunderte Millionen von Menschen (ver)hungern. Diese Menschen haben sicherlich in vielen ihrer Ansätze Recht, ihre Kritik ist durchaus stichhaltig.

Terra Madre - eine Dokumentation, die nicht hält, was sie verspricht

Terra Madre - eine Dokumentation, die nicht hält, was sie verspricht


Doch der Film diskutiert nichts, zeigt statt Lösungsmodellen idyllische Landschaften und ins Mystische stilisierte Szenen von einigen wenigen Flecken auf der Erde, an denen biologisch und im Einklang mit Mensch und Natur Lebensmittel erzeugt werden. Man fühlt sich in die 70er-Jahre zurückversetzt, als strickende Alternative ihre Blumetöpfe mit in die Parlamente brachten und mit dem Slogan “Zurück zur Natur” die Welt verändern wollten. Der Film romantisiert in schwer erträglicher Weise die harte Arbeit auf dem Land – wie aber mit naivem guten Willen, fröhlichen Liedern und selbst gebackenem Brot die Ernährungsprobleme dieser Welt gelöst werden können, stellt er Film nicht mal auch nur ansatzweise dar. Vielleicht wollte Regisseur Ermano Olmi das auch gar nicht. Aber wir hätten’s trotzdem gerne erfahren. Dass biologisch angebautes Gemüse lecker schmeckt und dass es in Südtirol wunderschön ist, wussten wir schon vorher. Davon allein wird leider keiner satt. (frei)