Schley wird Stadtrat bleiben
„Wie würden Sie sich fühlen, wenn man Tobias Schley in einer Badewanne finden würde, wie einst Uwe Barschel?“ – Diese Frage ist an alle gerichtet, die sich aktuell an der Jagd auf Stadtrat Tobias Schley beteiligen.
Kommentar von Siegfried Zagler
Damit soll gesagt sein, dass es Zeit ist, darüber nachzudenken, dass Schley kein gefährliches Ungeheuer ist, sondern ein schwer beschädigter Mensch, den man ungestraft „Lügner“ und „Beleidiger“ nennen darf. Schley ist nicht nur zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, sondern vom Vorsitzenden Richter Michael Nißl bis ins Mark gedemütigt worden. Nun soll er aus der CSU austreten und sein Stadtratsmandat niederlegen. Das wurde unmissverständlich vom Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und von Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl gefordert. Als hätte die Causa Schley die Höhe einer Staatsaffäre. Seehofer und Gribl verbinden mit dem gänzlichen Verschwinden des Tobias Schley aus der Augsburger Politik die Vorstellung, dass damit eine gewisse Schadensbegrenzung eintreten würde. Welchen Schaden hat eigentlich Otto Wiesheu bei der CSU einst hinterlassen? Dies wäre zum Beispiel eine Frage, die Seehofer und Gribl in diesem Zusammenhang beantworten müssten, obwohl jeder die Antwort kennt: keinen!
Das war in Zeiten des Kalten Krieges und Wiesheu war in der CSU eine andere Nummer als der kleine Augsburger Stadtrat Schley. Unabhängig davon ist der Gedanke richtig, dass es besser für die Augsburger CSU wäre, wenn sich Tobias Schley vom Stadtrat und der CSU verabschieden würde. Und zwar in erster Linie deshalb, weil damit die Dauer-Erregung der Augsburger Allgemeinen befriedigt wäre. Und weil damit eine ohnehin nur noch auf dem Papier bestehende Koalition gerettet wäre. Und weil damit bei der Parteispitze eine gewisse Führungsautorität erkennbar wäre. Es wäre im Sinne der CSU und es wäre im Sinne der Regierungskoalition, wenn Schley konstruktiv wäre und mit dem Rest seiner verbliebenen Würde im Stadtrat eine kluge Rede halten würde, um anschließend sein Mandat niederzulegen und sich aus der Politik zurückzuziehen, ohne eine Rückkehr auszuschließen. Schley ist weder konstruktiv noch klug. Wäre er konstruktiv und klug, hätte es keinen Prozess gegeben. Schley ist emotional leicht erregbar und von einer biblischen Sturheit gezeichnet. Niemand kann ihn zwingen, sein Stadtratsmandat niederzulegen, weshalb er es nicht tun wird.
Tobias Schley, da können Horst Seehofer, Alfred Schmidt und Kurt Gribl die Backen aufblasen wie sie wollen, wird Stadtrat bleiben. Das ist eine Prognose. Falls sich Tobias Schley dennoch ein wenig unter Druck gesetzt fühlen sollte, dann soll an dieser Stelle gesagt sein, dass es dafür keinen Grund gibt, solange die Frist der Berufung nicht abgelaufen ist und somit das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.