Theater
Schauspielpremiere: Tatort, die dritte – „Black Cash“
Wiedererkennungseffekt: In der dritten Augsburger Tatort-Folge wird endlich der Fall gelöst, der in der ersten Folge das Thema war
Von Halrun Reinholz
Das Tatort-Format am Theater hat die Aufgabe, Lokales mit dem aus dem Fernsehen bekannten und beliebten Krimi-Format zu verbinden – und das alles möglichst ohne den Anspruch hoher Ernsthaftigkeit. Hausregisseur David Ortmann ist mittlerweile in die Rolle des „Krimiautors“ (unterstützt von Andreas Hillger und Kathrin Mergel) hineingewachsen und, wie sich zeigt, mit einigen lokalen Feinheiten vertraut. Das weiß das Publikum sehr zu schätzen, das nach einem „Ausflug“ ins Gaswerk wieder das vertraute Komissarenpaar Thomas Weber (Klaus Müller) und Corinna Buch (Natalie Hünig) genießen darf. Letztere allerdings nur per Video-Zuschaltung, weil sie wegen ihres gefährlichen Scharfsinns eigentlich vom Fall abgezogen worden ist. Die beiden (aus Würzburg und Hamburg!) Zugereisten sollten schon in der ersten Folge Licht in eine Mobbing-Affäre in Polizeikreisen bringen und den vermeintlichen Selbstmord einer Kollegin aufdecken, wurden dann aber in einen anderen Fall im Augsburger Kanalsystem verwickelt.
Mit dabei ist auch wieder die (nicht zufällig an bekannte Tatort-Vorbilder erinnernde) Gerichtsmedizinerin Dr. Karin Thielemann (Marlene Hoffmann), diesmal in einem Nebenjob als Ausbilderin der Sicherheitswacht freiwilliger Bürger „Schwaben-Schutz“ („Sch-Sch“), mit der sich das Publikum konfrontiert sieht. Unterstützt wird sie dabei von dem übereifrigen und sehr gesprächigen Polizisten Gerry Wöhlmann (Thomas Prazak).
Die Ausbildung im Verwaltungstrakt des Theaters („wird eh alles abgerissen“) endet mit einem Feueralarm und dem vorbildlich geordneten („Schildkröte“) Verlassen des Gebäudes. Beim Blick zurück hört man das Martinshorn und sieht tatsächlich beeindruckend theater-echten Rauch aufsteigen! Doch der Komissar widmet sich mit Skype-Hilfe aus Hamburg weiterhin seinem Mobbing-Fall, der über die Asservatenkammer und die Abfallverbrennungsanlage schließlich in ein „legendäres Augsburger Lokal“ namens „Black Cash“ führt – der Name entstand durch die Symbiose zweier mit Augsburg verbundener Künstler – Roy Black und Johnny Cash. Bierdeckel und Speisekarten beweisen seine Echtheit. Dieses Stammlokal der Polizeibeamten ist, wie sich zeigt, nicht so harmlos wie es aussieht, und das Team der scharfsinnigen Komissare hat den Fall bald gelöst.
Hohe Ansprüche darf man an den Tatort Augsburg nicht stellen und es wird wohl teilweise ein anderes Publikum angesprochen als in einer „normalen“ Schauspielpremiere. Doch allen Beteiligten ist der Spaß an der Sache anzumerken – auch den Darstellern, die mit gut gespieltem Ernst ihre komische Seite ausspielen. Immerhin bieten sich am Wegrand noch einige Überraschungen und unerwartete Wendungen, die die Handlung nicht allzu durchsichtig werden lassen. Auch diesmal: gute Unterhaltung für Lauffreudige!