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Dienstag, 19.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Schätze der Staats- und Stadtbibliothek: Der schwäbische Brehm im Cimeliensaal

Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zeigt im Unteren Cimeliensaal in Kooperation mit dem Naturwissenschaftlichen Verein für Schwaben e.V. die Ausstellung „Leus Tierleben Naturkunde gelebt, geliebt, gemalt“ vom Augsburger Forscher Johann Friedrich Leu (1808–1882). 

(c) Staats- und Stadtbibliothek Augsburg / Ursula Korber

Prächtige Vögel aus Augsburg, Schwaben und der Welt in großformatigen bunten Bildern, Skizzen und frühen Fotos, Fische, Amphibien, Reptilien und Säugetiere, gezeichnet, gemalt, gesammelt und in 96 Bänden (!) zusammengestellt vom Augsburger Kürschner und Tierforscher Johann Friedrich Leu (1808–1882) gehören zu den bemerkenswerten Zeitdokumenten der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Das imposante Werk entführt den Betrachter in die Biodiversität kurz vor dem Zeitalter der Industrialisierung, in die Zeit vor der beginnenden Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, also in die Zeit vor den massiven Eingriffen in die damals weitgehend noch wild fließenden Gewässer etwa der Wertach und des Lechs.

Zu sehen ist das Best-of dieses nie veröffentlichten, einzigartigen Tierlebens des ‚schwäbischen Brehm‘ im 1893, also elf Jahre nach dem Tode Leus erbauten Unteren Cimeliensaal – geradezu prädestiniert für diese außergewöhnliche Präsentation eines in rastloser Arbeit entstandenen Lebenswerks, das fast komplett 1956 vom Naturwissenschaftlichen Verein zusammen mit der übrigen Vereinsbibliothek an die Stadt Augsburg übereignet wurde und nun zu den Schätzen der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zu zählen ist. Viele der gezeigten Tiere, vor allem der Vögel, stammen aus der näheren Umgebung bzw. aus den europäischen Alpenregionen und waren von Leu wissenschaftlich erforscht und systematisiert worden.

Er beobachtete in den Lech-Auen Lachseeschwalben, Triele und Rotschenkel, die meist heute hier nicht mehr nachweisbar sind. Die letzte Präsentation der Bände fand im kleinen Kreis des Naturwissenschaftlichen Vereins Ende des 19. Jahrhunderts statt. Mit dieser längst fälligen erneuten Präsentation würdigt die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg das Lebenswerk eines bedeutenden schwäbischen Forschers, der bereits vor 150 Jahren Schutzgebiete für die Tierwelt forderte.

„Heute gibt es – Leu hätte seine Freude daran – an Lech und Wertach eine ganze Reihe von Schutzgebieten, die aufgrund ihrer europaweiten Bedeutung als Flora-Fauna-Habitate ausgewiesen sind. […] So ist diese Ausstellung über einen der frühen Naturschützer aus unserer Region für uns auch von doppelter Bedeutung.“, so der Bezirkstagspräsident von Schwaben, Martin Sailer, in seinem Grußwort im reich bebilderten Begleitbuch zur Ausstellung.

Kuratiert wird die Ausstellung von Renate Pfeuffer, Dr. Eberhard Pfeuffer und Dr. Karl-Georg Pfändtner. Näheres unter https://www.sustb-augsburg.de/leus-tierleben
Vom 16. September bis 6. November 2020. Von  Montag bis Freitag 11:00 Uhr bis 16:00 Uhr.
Der Eintritt ist frei!

Eine virtuelle Ausstellung ist in Vorbereitung. Sämtliche Bände der Leu’schen „Gesammelten Beiträge zur Naturgeschichte der Wirbelthiere“ wurden komplett digitalisiert und sind zur Ausstellung und danach dann auch vom mobilen Endgerät bzw. vom Computer am Schreibtisch kostenfrei durchblätterbar.