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Dienstag, 26.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

RWO vs. FCA 1:2

von Siegfried Zagler

Zum ersten Pflichtspiel der Saison musste der FC Augsburg in der ersten Runde des DFB-Pokals am Samstagabend beim Drittligisten Rot-Weiß Oberhausen antreten. Im Niederrhein-Stadion belegten die Augsburger vor 3.786 Zuschauern bei ihrer Generalprobe für die kommende Saison eindrucksvoll, dass ihnen in allen Mannschaftsteilen die Klasse fehlt, um in der Ersten Liga mithalten zu können.

In Oberhausen spielten die Augsburger bis auf die beiden Neuzugänge Lorenzo Davids und Sascha Mölders mit dem Grundgerüst der Aufstiegsmannschaft – inklusive Jonas de Roeck, der in der letzten Minute der Verlängerung den Siegtreffer für die Brechtstädter erzielte. Michael Thurk stand aus „sportlichen Gründen“ nicht im Kader, so die offizielle Sprachregelung. Die drittklassigen Oberhausener spielten gegen den FCA tief stehend und operierten meist mit langen Bällen nach vorne. Fußball einfachster Prägung, der allerdings die FCA-Abwehr nicht selten in Verlegenheit brachte. Im Spiel nach vorne zeigte sich der FCA wie in den meisten Spielen in der zurückliegenden Saison hölzern und ohne jeden Spielwitz. In der regulären Spielzeit wie in der Verlängerung setzten die Augsburger nicht ansatzweise Akzente oder lieferten in irgendeiner Form einen Nachweis für ihre Bundesligatauglichkeit. Die Phrase, dass zwischen dem Drittligisten und dem Bundesligaaufsteiger „kein Klassenunterschied zu erkennen war“, soll hier nicht bemüht werden. Klassenunterschiede definieren sich beim Fußball nicht in einem Spiel, weshalb die abgegriffene Sportreporter-Phrase („der Pokal hat eigene Gesetze“) nicht mal als Klischee einen Pfifferling Wert ist.

„Erste Liga, keiner weiß warum“

Der FCA hat sich in der Vergangenheit in den ersten Runden des DFB-Pokals meistens gegen schwächere Gegner mühsam in die nächste Runde gequält, weshalb der blamable Auftritt in Oberhausen mit dem glücklichen Ende nicht der Maßstab für die Frage sein soll, ob sich die FCA-Verantwortlichen noch wohl in ihrer Haut fühlen, angesichts der trostlosen Aussicht, die Fans und die Stadt mit dieser Mannschaft in der kommenden Oberhaus-Saison bis auf die Knochen zu blamieren. – „Erste Liga, keiner weiß warum“, skandierten die RWO-Fans hämisch. Ein Spruch, der die Augsburger in der kommenden Spielzeit wohl lange begleiten wird, zumindest so lange bis die Häme in Mitleid umschlägt, wie das bei Tasmania Berlin 1965 der Fall war, als die Berliner mit 15:108 Toren und 8:60 Punkten abgeschlagen den letzten Platz belegten und sich somit den Titel „schwächster Bundesligist aller Zeiten“ sicherten. Falls sich der FC Augsburg in den kommenden Wochen nicht noch nachhaltig verstärken sollte, könnte der FCA den Berlinern diesen Titel streitig machen.

Der FCA hat mit diesem Kader in der Ersten Liga nichts verloren

Der FC Augsburg hat in der vergangenen Saison die meiste Zeit auf einem Aufstiegsplatz gestanden und ist trotz grauenvoller Defizite in Sachen Kreativität ohne jeden Zweifel „verdient“ aufgestiegen. Das Aufstiegskonzept des FCA-Managements hat sich bewährt. Mit einem grundsoliden Kader hat der FCA in der Zweiten Liga keinen Glanz versprüht, blieb aber dank seines in der Breite durchgängig gut besetzten Kaders von  Negativserien (abgesehen von dem Einbruch zu Beginn der Saison)  und gravierenden Leistungseinbrüchen verschont. Als es jedoch selbst Jos Luhukay nicht mehr ertragen konnte, mit welcher Einfalt sich die Augsburger vor das gegnerische Tor quälten, lieh sich der FCA für die Rückrunde den hochtalentierten Kreativspieler Moritz Leitner aus, der aber wegen einer schwerwiegenden Armverletzung die Mannschaft kaum verstärken konnte. Leitner spielt in der kommenden Saison bei Dortmund. Ibrahima Traore wurde vom VfB Stuttgart abgeworben. Beide Abgänge wurden nicht hinreichend kompensiert. Trotz des sicher gestemmten Aufstiegs muss die Feststellung erlaubt sein, dass aktuell bei den Augsburgern kein einziger Spieler im Kader steht, dem man bedenkenlos die Tauglichkeit für die Erste Bundesliga attestieren könnte. Das gilt auch für Simon Jentzsch.

Im Fußball ist vieles möglich. Dänemark und Griechenland sind Europameister geworden. Der AFC Wimbledon ist vergangene Saison in die Football League Two aufgestiegen und einer der durchschaubarsten Fußballblender (Jürgen Klinsmann) hat es bis zum Cheftrainer des FC Bayern München gebracht. So gesehen muss man sogar einräumen, dass im Fußball alles möglich ist, nur eins kann man ohne Risiko prognostizieren: Der FCA wird mit diesem Kader aus der Ersten Liga sang- und klanglos absteigen.

FCA: S. Jentzsch; – P. Verhaegh, U. Möhrle, J. De Roeck, M. de Jong; – D. Baier, T. Werner, J. Callsen-Bracker, M. Ndjeng, L. Davids; – S. Mölders

Eingewechselt: A. Bellinghausen (77.), A. Gogia (76.), S. Hain (100.)

Ausgewechselt: M. de Jong (77.), T. Werner (100.), M. Ndjeng (76.)

Auswechselbank: M. Amsif (TW), S. Langkamp, A. Sinkala, H. Hosogai

Tore:

1:0 Christopher Kullmann (24.)

1:1 Paul Verhaegh (31.)

1:2 Jonas De Roeck (119.)