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Sonntag, 04.05.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Rumble in the jungle – white water race in Augsburg und Markkleeberg

Am ersten Maiwochenende findet in Markkleeberg bei Leipzig Teil Zwei der Sichtungsrennen des Deutschen Kanu-Verbands (DKV) statt – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2025 in Perth, Australien. Bereits eine Woche zuvor blickte die Slalomwelt nach Augsburg, wo auf der traditionsreichen Olympiastrecke von 1972 der Auftakt der Qualifikationsserie stattfand.

Von Rob Zagler

Für Augsburger Fans ist der Eiskanal mehr als nur ein Ort des Sports. Er ist Teil der Stadtgeschichte, Trainingsstätte des nationalen Kaders und Heimat vieler Top-Athleten – darunter Noah Hegge, Hannes Aigner und Sideris Tasiadis. Entsprechend groß war die Erwartungshaltung, als die ersten drei von insgesamt sechs Qualifikationsrennen hier ausgetragen wurden.

Der Heimvorteil spielt in einem solchen Wettbewerb eine doppelte Rolle: Er kann Rückenwind sein, aber auch Druck erzeugen. Viele der Top-Fahrer kennen die Strecke aus dem Effeff, trainieren dort täglich. Doch gerade das schürt die Erwartung von Fans, Familie und Trainern – ein Spannungsfeld, dem nicht jeder standhält. Ich habe Bernd Schuster schon seinen Elfmeter in der Rosenau mit Leverkusen gegen den FCA verschießen sehen, nachdem das ganze Stadion gerufen hat: „Bernd, du kannst es nicht!“

Im ersten Rennen setzte Noah Hegge ein starkes Zeichen. Mit zwei souveränen Laufgewinnen demonstrierte er seine Klasse und seine Vertrautheit mit dem Eiskanal. Am dritten Wettkampftag gelang es auch Hannes Aigner, seine ganze Routine auszuspielen – er sicherte sich den Tagessieg und meldete sich damit eindrucksvoll im WM-Rennen zurück. Gemeinsam mit Stefan Hengst komplettieren Hegge und Aigner das deutsche Herrenteam im Kajak-Einer (K1) für Perth.

Sideris Tasiadis – Foto: Rob Zagler

Bei den Frauen hat sich Ricarda Funk bereits nach den Augsburger Rennen qualifiziert. Die Olympiasiegerin zeigte sich erneut in starker Form. In Markkleeberg werden die weiteren Startplätze für die WM vergeben. Im Canadier der Männer überzeugte Sideris Tasiadis mit starken Leistungen und konnte sich ebenfalls frühzeitig qualifizieren. Auch der junge Leipziger Athlet Lennard Tuchscherer schaffte den Sprung in die Spitzengruppe.

Die Qualifikationen im Kanuslalom sind mehrstufig, taktisch anspruchsvoll und physisch wie psychisch herausfordernd. Kleine Fehler, eine leichte Berührung der Torstange – sie kosten Zeit und womöglich das Ticket zur Weltmeisterschaft. Umso beeindruckender ist es, wenn Athleten in diesem Umfeld ihre besten Leistungen abrufen können.

Augsburg hat bei dieser ersten Sichtung gezeigt, dass seine Sportler mit dem Druck umgehen können. Die heimische Strecke wurde zum Schauplatz starker Vorstellungen – zur Freude der zahlreichen Zuschauer, die mit Trommeln, Anfeuerungsrufen und spürbarer Leidenschaft für eine besondere Atmosphäre sorgten. In Markkleeberg wird es vom 2. bis 4. Mai nochmal spannend, wenn diesmal die Leipziger Lokalmatadoren gegen das Gewicht des Heimvorteils kämpfen und die endgültige Entscheidung über das WM-Team fällt.

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Ergebnisse in Markkleeberg: slalomevents.de