Ruiles langer Marsch
Stadt verabschiedet Hansi Ruile mit einem Festakt
Der Geschäftsführer der Augsburger Kresslesmühle geht am Jahresende in den Ruhestand und wurde am vergangenen Montag von der Stadt verabschiedet – und mit einem Festakt geehrt.
Hansi Ruile, Margarita Ramaini-Ruile, OB Kurt Gribl
36 Jahre stand Hansi Ruile als einer der führenden Beschreiber und Erklärer einer modernen Stadtgesellschaft mit „seinem“ Bürgerhaus Kresslesmühle dort, wo der Wind am kräftigsten weht: an der Nahtstelle gesellschaftlicher Umbrüche. „Erfolgreiche Gesellschaften, ob auf nationaler oder regionaler Ebene, lebten vom kulturellen Austausch, von der Toleranz und Aufgeschlossenheit gegenüber dem Fremden, „auch wenn es manchmal wehtut“. Für Ruile ist dies eine der Grundlehren der Geschichte“, so Alfred Schmidt in der Augsburger Allgemeinen. – Einrichtungen wie die Kresslesmühle, so Oberbürgermeister Kurt Gribl in seiner Laudatio im Fürstenzimmer des Rathauses, sind in ihrer Wirksamkeit nur dann Beschleuniger in Sachen Fortentwicklung einer Gesellschaft, wenn sie unabhängig sind und bleiben. Ruile nickte. Unabhängigkeit sei der Garant für die Erwirtschaftung eines gesellschaftlichen Mehrwerts.
„Nur wenn Einrichtungen wie die Kresslesmühle keine Dienstleister sind“, so Ruile zu DAZ, „darf man hoffen, dass auch Dienst an gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen leistbar ist.“ Die Wertschöpfung der Institutionen dauert lang – in den meisten Fällen zu lang. Es ist ein Allgemeinplatz geworden, dass nicht wenige Mitgestalter der Brandt-Ära beim Marsch durch die Institutionen auf der Strecke blieben, also auf halber Strecke vergessen haben, warum sie einst losmarschierten. Über Ruile lässt sich das nicht sagen. Er hielt den Stand des Diskurses darüber, wohin sich eine Gesellschaft entwickeln sollte – für Augsburger Verhältnisse – auf hohem Niveau. Die Stadt Augsburg hat sich für diesen Dienst vor Ruile tief verneigt. Selten sah man auf einem kleinen Festakt mehr Prominenz als bei der montäglichen Danksagung an Hansi Ruile. Unter den zirka 50 geladenen Gästen waren u.a. Finanzreferent und 2. Bürgermeister Hermann Weber, Kulturreferent und 3. Bürgermeister Peter Grab, Baureferent Gerd Merkle, Bildungsreferent Hermann Köhler, Sozialreferent Max Weinkamm, die Stadträte Dr. Stefan Kiefer, Sieghard Schramm, Karl-Heinz Schneider, Christa Stephan (alle SPD), Bernd Kränzle (CSU), Reiner Erben (Grüne), Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) sowie Sabine Nölke-Schaufler (Büro für Bürgerschaftliches Engagement), Robert Vogl, Matthias Garte (beide Integrationsbeauftragte der Stadt Augsburg), Theaterintendantin Juliane Votteler, Schauspieldirektor Markus Trabusch, Stadtwerke-Chef Klaus Gebhardt, Stadtsparkassen-Chef Rolf Settelmeier, der ehemalige Kulturreferent Ludwig Kotter und Timo Köster (Büro für Frieden und Interkultur).
Der zweite Geschäftsführer der Kresslesmühle wird sich ebenfalls verabschieden. Bert Schindlmayr soll seinen Stuhl im Frühjahr räumen. Dieser Abschied geht, wie aus informierten Kreisen zu erfahren war, mit schweren Nebengeräuschen über die Bühne. Die neue Geschäftsführerin der Kresslesmühle, Gabrielle Spiller, beginnt „ihren Dienst“ am 7. Januar 2013.