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Dienstag, 14.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Römerfunde ziehen in die Toskanische Säulenhalle

Kulturausschuss beschließt Zwischenlösung und steigt in Nachfolgeplanung ein

Von Frank Heindl

Einstimmig beantragte der Kulturausschuss in seiner Sitzung am Montag den vorläufigen Umzug des Römischen Museums in die Toskanische Säulenhalle am Zeugplatz – für die Zeit der Sanierung der baufälligen Dominikanerkirche. Dort ist das Museum derzeitig noch untergebracht, doch die Ausstellung ist schon seit Dezember wegen statischer Probleme für Besucher geschlossen.

Hohlräume unter dem Boden: Römisches Museum - hier während der Konzertaufführung "Steinklang"


Auf die Stadt kommen in diesem Zusammenhang hohe Kosten zu – selbst wenn man an einen Neu- oder wenigstens Anbau des Römischen Museums gar nicht denkt, wird schon der vorübergehende Umzug großen Aufwand erfordern. Nötig wird er wegen einer unbekannten Anzahl von Hohlräumen unter der derzeitigen Bodenplatte des Museums – Untersuchungen des Bauamtes haben ergeben, dass diese bis zu 35 cm groß sind und sich über mehrere „Etagen“ erstrecken. Eine Verfüllung komme nicht in Frage, so Baureferent Gerd Merkle vor dem Kulturausschuss, weil niemand wisse, auf wie viele „Stockwerke“ sich diese „Gruften“ erstrecken und ob nicht eine Auffüllung oben zum Einsturz von Hohlräumen weiter unten führen würde. Die Gefahr von Einbrüchen im Boden, so die Erkenntnis von Bauamt und dazugezogenem externen Statistiker, sei „sehr, sehr groß“, der Boden müsse raus und durch eine Platte aus Stahlbeton ersetzt werden. Eine Konsequenz übrigens, die mit der Nutzung der ehemaligen Kirche als Museum gar nichts zu tun hat. Die Dominikanerkirche, so Merkle, sei „ein einzigartiges Baudenkmal, das ohnehin saniert werden müsste.“ Und auch eine weitere Konsequenz hatte Merkle mitzuteilen: Eine Sanierung in Teilabschnitten komme allein schon wegen der enormen Staubentwicklung nicht in Frage.

Grab wäre „froh, wenn wir das 2013 schaffen“

Die Toskanische Säulenhalle während der Ausstellung zum Innenstadtwettbewerb 2009 - Foto: Kleeblatt-Film

Die Toskanische Säulenhalle, hier während der Ausstellung zum Innenstadt-Ideenwettbewerb 2009 (Foto: Kleeblatt-Film)


Dass das Römische Museum leergeräumt und saniert werden muss, mag auf den ersten Blick einfach erscheinen – auf den zweiten treten dabei Probleme zutage, die der Stadt im laufenden und wohl auch im kommenden Jahr erhebliche Kosten verursachen werden: Denn die bis zu zwölf Tonnen schweren Exponate des Museums kann kein x-beliebiger Möbeltransport verpacken und einlagern. Selbst Fachfirmen, teilte Kulturreferent Peter Grab mit, hätten erhebliche Probleme, diesen Umzug zu organisieren. Unter anderem werde man die Hilfe von Steinmetzunternehmen in Anspruch nehmen müssen – doch bei manchen der Ausstellungsstücke sei nicht einmal klar, wie man sie überhaupt aus dem Museum herausbekommen soll. Weder sei bisher abzuschätzen, wie lange die Aktion dauern werde, noch lasse sich ein genauer Kostenrahmen bestimmen. Grab geht von einem sechsstelligen Betrag für den Umzug aus – Genaueres könne er noch nicht sagen. Auch die Dauer der Sanierung lasse sich momentan schwer voraussagen – Grab wäre „froh, wenn wir das 2013 schaffen“, spricht aber vorsichtig auch schon von einer Rückkehr des Museums erst im Jahr 2014.

Doch wenn die Ausstellungsstücke einmal ausgeräumt sind, stellt sich schon das nächste Problem: wohin damit? Ein Teil, so Grabs Plan, werde in der Toskanischen Säulenhalle ein vorübergehendes Zuhause finden. Dort könnte eine neu konzipierte Römerausstellung auf zwei Dritteln der ursprünglichen Ausstellungsfläche Platz finden. Genauere Untersuchungen, an welchen Stellen der Halle auch schwere Exponate aufgestellt werden könnten, ohne für neuerliche statische Probleme zu sorgen, sind noch in Arbeit. Weitere Vorteile der „Toskanischen“: Sie liegt in der Innenstadt, gehört der Stadt und kostet daher keine Miete. Außerdem könnte der große, nicht verpachtete Innenhof für Ausstellungen mit benutzt werden. Grabs Kulturreferat ist es bereits gelungen, die für 2013 in der Toskanischen Säulenhalle geplanten Ausstellungen an andere Orte zu verlegen, lediglich die für September geplante Freiwilligen-Messe „Augsburg engagiert“ ist noch nicht untergebracht.

Ausstellungstechnisch „auf dem Stand der 60er-Jahre“

Christof Trepesch, Direktor der Städtischen Kunstsammlungen, dürfte über all diese Veränderungen gar nicht so unglücklich sein. Das Römische Museum, betonte er vor dem Kulturausschuss, entspreche in seiner Präsentation schon lange nicht mehr zeitgemäßen Anforderungen. Ausstellungstechnisch sei es auf dem Stand „etwa der 60er-Jahre“, eine museumspädagogische Weiterentwicklung sei dringend geboten. Trepesch möchte gerne mehr „römische Lebenswelten“ und dafür „weniger Steine“ zeigen – weshalb er schon für die Übergangszeit in der „Toskanischen“ ein neues Konzept erstellen lassen möchte, das dann in der sanierten Dominikanerkirche (oder einem Neubau) nahtlos fortgeführt werden könnte.

Für solch einen Neubau plädierten im Anschluss Vertreter der SPD – statt einer Erweiterung der Dominikanerkirche sollte dieser möglichst am Pfannenstiel und damit in der Nähe von Fundorten und Gebäudedenkmälern Platz finden. Peter Grab setzte sich allerdings mit seinem Wunsch durch, eine Standortdiskussion auf später zu vertagen – zunächst seien die Probleme des Umzugs und des Übergangsstandortes zu lösen. Und die finanziellen Probleme, die auf die Stadt zukommen: Schon für die Organisation des Umzugs reichen die bewilligten Planungsmittel nicht aus, sowohl die Sanierung der Dominikanerkirche als auch die Einrichtung der Toskanische Säulenhalle werden hohe Kosten verursachen. Und selbst die wohl kostengünstigere Variante, statt eines Neubaus lieber die Dominikanerkirche zu erweitern, dürfte ein Projekt sein, das die Stadt und ihren Haushalt für lange Zeit belasten wird. Grab erinnerte daran, das derzeit noch der Umzug des Stadtarchivs ins Textilviertel anstehe und danach schon der Umzug der Stadtarchäologie geplant sei. Eine Gemengelage, in der sich auch die Opposition nicht der Erkenntnis verschließen konnte, dass man zunächst einmal mit der Lösung Toskanische Säulenhalle mehr als zufrieden sein kann – Grabs Antrag, mit den Römerfunden erst mal dorthin umzuziehen, wurde einstimmig angenommen.