DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Samstag, 20.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Ratlosigkeit und ungedeckte Wechsel

Kulturausschuss: Wie geht’s weiter mit dem Mozartfestival?

Von Frank Heindl

Tagesordnungspunkt 5 der Kulturausschuss-Sitzung am vergangenen Montag war das Mozartfestival – Kulturamtsleiter Thomas Weitzel kam mit Sorgen: Es sei ihm um die Zukunft eines Festival zu tun, das er mittlerweile „auf Augenhöhe mit Salzburg und Wien“ sieht.



Veranstaltungen dieser Rangordnung kosten Geld, das weiß man im Kulturausschuss, doch man tut sich Jahr für Jahr schwer, entsprechende Beträge locker zu machen. Ein Zustand, der mit der von Weitzel gewünschten „Planungssicherheit“ schwer zu vereinbaren ist und der vorausschauendes Agieren immer schwieriger macht. Internationale Stars, die er gerne verpflichten würde, seien teuer, das gibt Weitzel zu. Trotzdem komme er nicht umhin, schon jetzt mit Ensembles zu verhandeln, die er 2011 in Augsburg haben möchte. Müsse er hingegen zuwarten, bis der nächste städtische Etat verabschiedet sei, „dann stehen die nicht mehr zur Verfügung.“ Die Folgen seien im internationalen Festivalgeschehen schnell abzusehen: „Dann fliegt man aus der Liga“, meint Weitzel und hegt die Befürchtung, dass das Augsburger Festival ein „gesundes Mischungsverhältnis von hochkarätigen Künstlern von außerhalb und solchen in der Stadt“ nicht mehr stemmen könne. 320.000 € standen in diesem Jahr für Mozart zur Verfügung – wie’s im nächsten Jahr aussieht, ist ungewiss, doch hohe Vorlaufkosten laufen schon jetzt auf.

Auf Weitzels Frage, „wie wir die Kuh vom Eis bringen“ hatte der Kulturausschuss in der anschließenden Diskussion nichts Konkretes zu bieten. Kulturreferent Peter Grab versprach einmal mehr, er wolle die Wünsche „beim Kämmerer anmelden“, und betonte, die schon in Aussicht gestellten 250.000 Euro seien immerhin „nicht von Pappe“ – ein Statement, das Christa Stephan (SPD) dann doch „ein bisschen dünn“ fand. Andreas Jäckel (CSU) betonte, Mozart gehöre neben Brecht und dem Friedensfest zu den drei wichtigsten „Marken“ der Stadt, und Rolf Harzmann (Pro Augsburg) wollte erst mal wissen, wie denn die Auslastung sei. 5.000 Besucher, so Weitzel, konnte das Festival im vergangenen Jahr verbuchen, wobei sich die Zahlen nicht so einfach mit anderen Events wie etwa dem Brechtfestival vergleichen ließen: Für klassische Konzerte sei man in Augsburg auf kleine Säle angewiesen, da ließen sich die Publikumszahlen nicht so einfach nach oben ausweiten.

Und dann ging’s weiter, wie es im Kulturausschuss immer weitergeht, wenn von knappen Kassen die Rede ist: ku.spo muss weg, meint man bei SPD und Grünen, selbst wenn man es nicht ganz direkt sagt – und erweckt damit ebenso heftigen wie rituellen, da vielmals geübten Zorn bei Peter Grab, der nicht ganz zu Unrecht darauf verwies, dass man ku.spo viele Male opfern müsste, wenn man all das finanzieren wolle, wofür die Rathausopposition die frei werdenden Mitteln schon habe verwenden wollen. So verlief die Diskussion dann wieder einmal im Sande, Thomas Weitzel schaute etwas ratlos in die Runde und Bernd Kränzle (CSU) wandte einmal mehr den Blick nicht gen Himmel, aber nach München, wo die Retter der klammen Stadtkassen sitzen sollen: „Das Mozartfestival muss hinein in die Haushaltsplanung des Freistaates“ fordert er – aber ob und wann und wie das geschehen soll, weiß auch Kränzle nicht, und Weitzel wird mit einem solcherart ungedeckten Wechsel kaum einen zusätzlichen Künstler anwerben können.

» Der Kommentar: Augen zu – und durchgefallen