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Dienstag, 11.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Pro Augsburg gibt Doppik nicht auf

Die Fraktion von Pro Augsburg zeigte sich gestern verschnupft über öffentliche Äusserungen von OB Kurt Gribl, die Einführung der Doppik um mehrere Jahre verschieben zu wollen. Im Vorfeld habe es keinerlei Abstimmung zu diesem Thema gegeben.

"München und Nürnberg sind uns um Jahre voraus" - Beate Schabert-Zeidler

"München und Nürnberg sind uns um Jahre voraus" - Beate Schabert-Zeidler


Zurzeit wird die städtische Buchführung nach dem System der Kameralistik praktiziert. In der Kameralistik werden kassenwirksame Einnahmen und Ausgaben betrachtet, allerdings nicht im betriebswirtschaftlichen, sondern im planwirtschaftlichen Sinn. Mittelfristig soll das System deshalb durch das modernere und stärker unternehmerisch ausgerichtete System der Doppik abgelöst werden. In einigen Bundesländern ist dies bereits gesetzlich vorgeschrieben, in Bayern besteht für die Gemeinden Wahlfreiheit. München und Nürnberg haben die Doppik schon eingeführt.

Auf der Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung des Vermögenshaushalts 2010 am Mittwoch hatten OB Kurt Gribl und Kämmerer Hermann Weber mitgeteilt, die Einführung der Doppik werde aus finanziellen Gründen um mehrere Jahre verschoben (die DAZ berichtete). „Dies ist eine überraschende Entwicklung, mit der wir uns nicht anfreunden können“, so die Fraktionsvorsitzende von Pro Augsburg, Beate Schabert-Zeidler gestern zur DAZ.

In der Vergangenheit Defizite versteckt

Auch der Verein Pro Augsburg e.V. meldete sich gestern zu Wort. „Das Festhalten an alten Systemen ließe die Finanzen in der Zukunft wieder genauso undurchsichtig bleiben wie in der Vergangenheit“, so der erste Vorsitzende Nico F. Kummer. In der Vorgängerregierung seien die Defizite der kommunalen Betriebe „versteckt“ worden, begünstigt durch das bisherige kameralistische System.

Wie Kämmerer Hermann Weber vorgestern mitteilte, hat die Stadt die von Siemens stammende Software für die Kameralistik für weitere fünf Jahre lizensiert. Für Pro Augsburg ein Grund, jetzt erst recht mit der Einführung der Doppik zu beginnen: „In fünf Jahren steht womöglich keine Software mehr für die Kameralistik zur Verfügung“. Die Umstellung sei keine Sache von wenigen Monaten, vielmehr müsse man mit einem jahrelangen Parallelbetrieb beider Buchführungssysteme rechnen. „Wir müssen mit der Einführung der Doppik jetzt beginnen, um 2013 umstellen zu können“, so Beate Schabert-Zeidler.

» Wikipedia: Doppik