Nur kein Stress
Kommentar von Bruno Stubenrauch
Wer größere, auf Kante genähte Bauprojekte abwickelt, weiß, welche Entlastung es bedeutet, wenn Zeit- und Kostenrahmen um 25 Prozent ausgeweitet werden. Genau das haben die Stadtwerke Augsburg unter ihrem neuen Verkehrs-Geschäftsführer Dr. Walter Casazza jetzt getan. In ruhiger, aber entschlossener Manier hat Casazza einen Stresstest zur Plausibilisierung der bisherigen Planung in Auftrag gegeben, das Planungsbüro ausgetauscht und das Großprojekt – weit bevor Probleme offensichtlich wurden – auf eine neue finanzielle Basis gestellt. Den schwarzen Peter bezüglich der Terminverschiebung hat die Deutsche Bahn, deren neuer Bahnsteig F – unabdingbare Voraussetzung für den Bau des Straßenbahntunnels – bis heute nicht in die Gänge gekommen ist, während Casazza mit den Arbeiten am Bahnhofsvorplatz sogar vor der Zeit liegt.
Der neue Bauzeitenplan unternimmt keinerlei fragwürdige Anstrengungen, die Verzögerungen beim DB-Bahnsteig F durch Beschleunigungsmaßnahmen beim swa-Straßenbahntunnel auch nur teilweise wieder hereinzuholen. Richtig so – nur kein Stress, das Projekt ist schon komplex genug. Dass Termin- und Kostendruck bei einem Bauprojekt ohnehin nicht zu einem schnelleren und günstigeren Ergebnis führen, sondern im Gegenteil zu Fehlern, hat Augsburg beim Curt-Frenzel-Stadion erfahren müssen. Insofern ist der große Schluck aus der Pulle, den sich die Stadtwerke gestern mit dem neuen Zeit- und Kostenrahmen gegönnt haben, nur zu begrüßen.
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