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Dienstag, 26.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Noch ist Europa eine Verheißung, an der man festhalten sollte

Warum für den FCA trotz schlechter Leistungen noch alles drin ist

Kommentar von Siegfried Zagler



Ohne Konzept und Durchschlagskraft in der Offensive, ohne Inspiration und Tempo im Mittelfeld und mit einer fehleranfälligen Abwehr zeigt sich der FCA seit geraumer Zeit mit gewisser Beständigkeit bei seinen Auswärtspartien auf einem absteigenden Ast. Die ballführenden Spieler halten den Ball zu lange, weshalb im Spielaufbau haarsträubende Fehler passieren, die in Paderborn zu zwei Gegentoren aus Kontern heraus führten. FCA-Trainer Markus Weinzierl kann man vorwerfen, dass er es zulässt, dass der FCA nicht mehr über die Flügel spielt und in der Mitte kein Tempo aufgenommen wird: Balleroberung und Tempogegenstöße mit dem dem Willen zum Abschluss sind beim FCA nicht mehr zu erkennen. Spielfluss und Spielfreude sind verschwunden und alles scheint Stückwerk. In Paderborn trieb Baba keinen einzigen Ball Richtung Grundlinie, brach jeden Angriff ab, um aus dem Halbfeld blind in die Mitte zu flanken. Im Spiel gegen den Ball ist der taktisch nicht ausgebildete Baba eine einzige Katastrophe. Höjbjerg lässt in der Offensive mit Einzelleistungen sein Talent aufblitzen, arbeitet aber zu wenig nach hinten. Daniel Baier spielte dergestalt lustlos und fehlerhaft, dass es nicht geschadet hätte, ihn nach 45 Minuten vom Feld zu nehmen: Baier ist mit seinem uninspirierten und fehlerhaften Gekicke das Gesicht der Ergebniskrise des FCA. Aber auch Tobias Werner gelingt derzeit fast nichts. Mangelnde Einsatzbereitschaft kann man dem FCA insgesamt nicht vorwerfen, aber die Mannschaft funktioniert nicht mehr als Team: Die ehemals feinabgestimmte Maschine ist ins Stottern gekommen. Nach dem Sieg in Dortmund am 19. Spieltag gab es nur noch ein Erfolgserlebnis, nämlich den glücklichen Heimsieg gegen Wolfsburg. In neun Spielen ein Sieg! Hätte der FCA nicht eine dergestalt überzeugende Hinrunde gespielt und eine Handvoll Punkte weniger auf dem Konto, müsste man sich Abstiegssorgen machen, so zerfahren wirkt derzeit das Spiel der Augsburger. “Wenn man die letzten Wochen sieht, haben wir dort oben eigentlich nichts mehr verloren”, so Stefan Reuter, der nun zusammen mit Weinzierl zeigen kann, ob es richtig seitens des FCA  war, die Verträge der beiden Hochgelobten so lange zu verlängern.

Die Ambition, sich für die Europa League zu qualifizieren, darf nicht aufgegeben werden. Seit dem 12. Spieltag befindet sich der FCA auf dem 6. Platz, der sicher nach Europa führt. Zwischenzeitlich stand der FCA sogar auf einem Champions League-Platz. Die Verfolger, allen voran Hoffenheim, konnten die FCA-Schwäche nicht entscheidend nutzen. Die Mannschaft hat längst die Klasse, die für Europa berechtigt. Die Überwindung einer selbstgemachten Krise gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die ein Trainergespann zu leisten hat. Selbstgemacht ist diese Krise deshalb, weil Markus Weinzierl zu lange Dong-Won Ji auf der Neun spielen ließ und Altintop wie Baier sensationell schlechte Partien durchspielen ließ und es auch noch nicht verstand, Neuzugang Höjbjerg in die Mannschaft vollumfänglich zu integrieren. Der FCA hätte aufgrund hervorragender Leistungen, die zugegebenermaßen vom Schreiber dieser Zeilen nicht erwartet wurden, in dieser Saison mehr verdient als ein Butterbrot. Gegen spielerisch schlechtere Mannschaften aus der hinteren Tabellenregion scheiterte der FCA zuletzt an sich selbst, weil die Abstimmung zwischen Kampfkraft und spielerischem Vermögen nicht stimmte. Der Fokus muss wieder auf den Kampf gegen den Ball gerichtet werden: Balleroberung und schnelles Umschaltspiel. Natürlich kann man auch mal Hintenrum spielen, aber mit den langen Ballführungen und albernen Tendeleien ohne Raumgewinn muss nun Schluss sein. Der Wille, ein Spiel mit aller Macht gewinnen zu wollen, war zuletzt gegen Leverkusen zu spüren. Sechs Punkte aus den kommenden Partien gegen die aktuellen Tabellenletzten und man darf sich wieder auf einen spannenden Schlussspurt gegen bessere Gegner freuen. Wenn sich die Mannschaft wieder auf ihre Tugenden besinnt, ist die Qualifikation für Europa noch lange nicht passe.