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Donnerstag, 18.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Neuer Blick auf Bertolt Brecht

Unter dem Motto “Der Philosoph Bertolt Brecht” veranstaltet der Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft ab 26. Oktober im Reischle-Saal des Zeughauses wöchentlich eine semesterbegleitende Vortragsreihe, die sich dem philosophischen Denken des Dichters widmet.

Bei dieser Vortragsreihe geht es um einen neuen Blick auf den Dichter und Autor Bertolt Brecht. Der Ansatz der philosophischen Betrachtung seines Werkes wie Wirkens verspricht interessante Aspekte zu befördern. “Es geht nicht um Bestätigung, nicht um Abrechnung oder Heiligsprechung, sondern darum, Brecht ernst zu nehmen”, so Ordinarius Professor Dr. Mathias Mayer.

Durch alle Gattungen und Werkphasen hindurch zeige sich Brecht als großer Praktiker und Theoretiker des Theaters, aber eben nicht nur: Er erweise sich auch als Philosoph, zumindest als ein Weiser der Lebenskunst und auch Lehrer, wenngleich freilich als ein ironischer. “Meine Liebe zur Klarheit kommt von meiner so unklaren Denkart”, schrieb Bert Brecht 1942. Dieser unklaren Denkart versuchte er durch das Lesen und Verwerten großer philosophischer Werke – von Empedokles über Sokrates bis zu Bacon, von Hegel, Marx und Nietzsche bis Walter Benjamin – beizukommen, was natürlich nicht ohne Einfluss auf sein schaffendes Denken blieb. Der Aufgabe, den philosophischen Schriftsteller Brecht in seiner Lyrik, im “Galilei” oder dem “Buch der Wendungen” zu beleuchten und freizulegen, widmet sich die Vortragsreihe im Zeughaus. Dabei soll Brecht allerdings kein systematischer Anspruch unterstellt werden. Vielmehr gilt es, literarische, nicht direkt theoretische Texte auf ihren dialektischen, erkenntnis- und gesellschaftskritischen Gehalt zu befragen. Brecht betrachtete den Verfremdungseffekt als “etwas ganz Alltägliches, Tausendfaches”, das gleichwohl vermeintlich Selbstverständliches aus seiner Gewohnheit herausbreche und so erst erkennbar werden ließe. Brechts philosophische Ansätze aufzuspüren bedeutet nach Prof. Dr. Mayer deshalb, den Spuren seiner Neugierde zu folgen und die gekonnte Einfachheit seiner Ausdrucksweise als jenen Reflex von Weisheit und List zu beschreiben, die seine Texte so unverwechselbar und – in mehrfachem Sinn – bewegend machen. Es ginge letztlich darum herauszuarbeiten, ob Brecht jemand sei, der nicht nur viel gelesen habe, sondern auch jemand, der eine philosophische Schreibkultur besaß. “Warum denkt der Autor philosophisch?” ist die Kurzfassung, in der Mayer den Anlass für die Vortragsreihe auf den Punkt bringt.

Die Vorträge sind für eine breite brechtkritische wie -aufgeschlossene Öffentlichkeit konzipiert und auch attraktiv für Schulklassen der Oberstufe. Unterstützt wird die Vorlesungsreihe von der Stadt Augsburg, der Gesellschaft der Freunde der Universität und dem ENB-Studiengang Ethik der Textkulturen. Vorgetragen wird jeweils montags um 18.15 Uhr im Reischle-Saal im Zeughaus. Der Eintritt ist frei.

Ort:

Zeughaus, Reischle-Saal

Zeugplatz, 86150 Augsburg, Haltestelle Moritzplatz



Veranstalter:

Prof. Dr. Mathias Mayer

Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft

Tel.: 0821 598-2781



Kontakt und weitere Information:

gisela.barth@phil.uni-augsburg.de