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Dienstag, 04.03.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Neuer Anlauf beim Brechtfestival

Am 29. Januar geht’s los, der Vorverkauf ist angelaufen

Von Frank Heindl

Brecht ist nicht der „trockene Marxist“, als der er immer noch gern gesehen wird – der große BB wollte auch gute Unterhaltung bieten. Das ist das Credo des neuen Leiters des Augsburger Brechtfestivals, Dr. Joachim Lang. Und ganz nach dieser Erkenntnis hat er – nach dem überhasteten Startschuss im vergangenen Jahr – das erste Festival ausgerichtet, das am 29. Januar 2010 nach einjähriger Vorbereitung ganz unter seiner Regie startet. Ein buntes, vielfältiges, auch anspruchsvolles Programm erwartet die Brechtfans, am Mittwoch stellte Lang es im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor.

Lang hat sich kein geringes Ziel gesetzt: Nicht nur soll „ein neues Kapitel der Brechtrezeption in Augsburg“ aufgeschlagen werden, Er erhofft sich auch, dass das Brechtfest mindestens national wahrgenommen wird, „und eventuell sogar international.“ Das wird nicht auf Anhieb klappen, doch auch Barbara Eschlberger von der Projektkoordination im Kulturamt ist sich sicher: „Wir haben etwas, was bestimmt im Lauf der Jahre zu einer Marke wird.“ Ein Etat von rund 300.000 Euro stand zur Verfügung, das Geld wurde thematisch-inhaltlich weit gestreut. Drei Themenschwerpunkte gehören zu Langs Grundkonzeption für das reformierte Brechtfestival: Jugendkultur, Theater und Literatur sollen die tragenden Rollen spielen, wobei sich 2010 der Literaturschwerpunkt vor allem mit dem Thema Film befassen wird.

Herr Puntila im Kino und auf der Bühne

Beispielsweise sind, korrespondierend zu „Herr Puntila und sein Knecht Matti“, das am 15. Januar im Großen Haus Premiere hat, im Thaliakino zwei Verfilmungen des Stücks zu sehen. Der Regisseur Heinrich Breloer („Die Manns“) zeigt am selben Ort seinen Film „Bi und Bidi in Augsburg“ von 1978, in dem es um Brecht und seine Jugendliebe Paula Banholzer geht. Auch der kanadische Filmemacher Larry Weinstein kommt nach Augsburg, um Arbeiten über Brecht vorzuführen. Und das Thalia zeigt „die längste Filmrolle der Welt zu einem Autor“ – vier Tage lang lauter Filme über Brecht. Daneben gibt es einen Kurzfilmwettbewerb, dessen Initiatoren sich schon jetzt über mehr als hundert Einsendungen freuen, und einige Veranstaltungen mehr.

Neben der Einbindung vieler Augsburger Künstler und des Theaters setzt Lang auch in diesem Jahr auf Gäste von außerhalb. So wird es zum Beispiel mit „Männergespräche“ am 5. Februar in der Komödie ein Gastspiel des Berliner „Theater im Palais“ geben, wird die Schauspielerin Regine Lutz („der heimliche Star des letzten Brechtfestes“, so Joachim Lang) über ihre Arbeit mit Brecht berichten, Texte lesen und singen, wird Hermann Beil, Chefdramaturg des Berliner Ensembles, Gedichte des Brechtsohnes Stefan Brecht lesen.

Freejazz, Slam-Poetry und eine Zugfahrt nach Utting

Zwischendurch gibt es jede Menge Auflockerung durch die „popkulturelle“ Komponente des Festivals. Popbüro-Leiter Richard Goerlich und seine Mitstreiter holen „die crème de la crème der deutschen politischen Lyrik“ nach Augsburg: Stefan Lafleur, Tom Schulz und andere gastieren am 3. Februar im Café Viktor. Freiburger Freejazzer werden im Projekt „Shortfilmlivemusik“ Kurzfilme improvisierend vertonen, in „Poetry – dead or alive“ treten Slam-Poeten gegen Schauspieler des Stadttheaters an. Und auch an den Nachwuchs wurde gedacht: „Brecht für Kinder“ heißt es am 30. Januar im Großen Haus, unter anderem gibt es Fernsehaufnahmen aus der „Drei-Groschen-Oper“ zu sehen – in einer Inszenierung der Augsburger Puppenkiste.

Ein weiteres Highlight dürfte eine von Brecht-Professor Jan Knopf moderierte Fahrt im Sonderzug nach Utting werden. Dort hatte Brecht 1932 ein Sommerhaus, am 7. Februar präsentieren Uttinger Künstler nach eine literarischen Spaziergang Musikalisches, Gesprochenes und Szenisches von Brecht. Die rund 35 Veranstaltungen werden von zwei Großevents eingerahmt: Das Festival wird am 29. Januar im Goldenen Saal des Rathauses eröffnet – mit vielen prominenten Gästen aus Kultur und Politik, mit Filmeinspielungen und Rezitationen. Und das Ende des Festivals findet 2010 gleich zweimal statt: Wegen des durchschlagenden Erfolges 2009 wird die Brecht-Gala, nachdem sie am 9. Februar ein erstes Mal stattgefunden hat, am Tag danach wiederholt – unmittelbar nach der Verleihung des Brechtpreises (der Empfänger steht noch nicht fest). Unter dem Motto „Die Widersprüche sind die Hoffnungen“ feiert das Festival noch einmal im Großen Haus den Großen BB mit Filmen, Songs, Rezitationen und vielen Stars: Die Schauspieler Ben Becker und Dominique Horwitz kommen, die Sängerinnen Milva, Marie Biermann und Eva-Maria Hagen und viele mehr.

Der Vorverkauf für die Veranstaltungen hat übrigens begonnen – das vollständige Programmheft gibt’s allerdings erst im Januar.