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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Neue Brauerei im Augustana-Saal

Jazzclub Augsburg eröffnet neues Domizil mit Lackerschmidt

Von Frank Heindl

Wolfgang Lackerschmid

Wolfgang Lackerschmid


Ist’s nun George Shearing’s berühmtes „Lullaby of Birdland“ – oder nicht? Nicht, sagt das Plattencover. Oder doch? Auch auf solche Zweideutigkeiten kommt’s auf Wolfgang Lackerschmidts neuer CD „Magic Brewery“ an – auf Schattierungen, auf mal so, mal so – und dann doch nicht. „Lackerschmidt Connection“ nennt sich die Band, die der Augsburger Vibraphonist diesmal zusammengestellt hat – und das Auftaktkonzert seiner Release-Tour gibt das Quartett am heutigen Dienstag im Augustana-Saal. Der erhält dadurch eine neue Funktion: Der Augsburger Jazzclub ist aus dem „Striese“ hierher gezogen und eröffnet mit besagtem Konzert eine neue Veranstaltungsreihe.

Lackerschmidt geizt auf der neuen Scheibe nicht mit Eigenkompositionen – doch das erste Stück ist besagtes „Lullaby of Birdland – Not“. Viel davon ist von Shearing, vieles nicht, und letzten Endes kommt’s mal wieder nicht so sehr aufs Copyright an als darauf, wie Ryan Carniaux in den Song mit ein paar schrägen Tönen aus der gestopften Trompete hineinfindet, wie Mark Egan dazu seinen straighten fünfsaitigen Bass stampft, dessen Rhythmus gleichzeitig von Karl Latham an den Drums wieder in Einzelteile zerlegt wird, wie Lackerschmidt und seine Vibes den Swing hineinbringen, wie sich das Ganze plötzlich in einen Bebop verwandelt, und wie es wenig später zu einem sehr, sehr coolen Jazzblues mutiert – und so weiter. Oder doch nicht?

Zauberdroge aus der Jazz-Brauerei

Oder doch nicht – denn es gibt auch deutlich entschiedenere Stücke auf der Platte: Auf „Got more sun“ beispielsweise brilliert Carniaux schnell und geschmeidig und bläst sich nach kurzen Schlagzeug- und Vibraphon-Einwürfen in die Rage einer kompromisslos hardbopigen Komposition. Das geht unter die Haut, bevor man es – zum Beispiel – mit „slinky“ – wieder etwas ruhiger angeht. Einer trügerischen Ruhe abermals, unter der ein treibender Bass rumort. Und so weiter bis zum Titelstück, der „Magic Brewery“: In dieser verzauberten Brauerei trommelt der stets kreative Karl Latham einen Nähmaschinenrhythmus, vor dem Carniaux und Egan ein wunderschön lyrischen Sound malen, bevor Lackerschmidt zunächst auf der Marimba, später auf der Gramorimba dazustößt – jenem zur Gänze aus Stein gefertigten Instrument, auf dem der Vibraphonists seit einigen Jahren neuartige Klänge erzeugt, die gar nicht steinern, gar nicht kalt und gar nicht hart klingen. Auch dies ein Stück von auserlesener Schönheit, unter dessen facettenreich strahlender Oberfläche ein brodelnder Drive pulst, der noch einmal klar macht, dass in dieser Brauerei eine Zauberdroge gebraut wird, die mehr Verzückung und Ekstase zustande bringt, als Schnaps und Bier zu leisten vermögen: Jazzmusik eben. „Magic Brewery´“ gibt’s im Netz, im Fachhandel – und heute Abend ab 20 Uhr im Augustana-Saal.

Eintritt:

25 Euro / 20 Euro ermäßigt; für Jazzclub-Mitglieder 21 Euro / 17 Euro ermäßigt.

Kartenvorverkauf:

Rieger+Kranzfelder, Maximilianstraße 36, Tel. 517880

anna:cafe, Im Annahof 4, Tel. 4550781