Nach neuen Bahnhofszahlen: Rathausopposition besorgt um Stadtwerke
Konzernzahlen vermitteln anderes Bild
Von Bruno Stubenrauch
Anlässlich des neuen Zeit- und Kostenplans für den Umbau des Hauptbahnhofes (DAZ berichtete) hat sich die sechsköpfige Ausschussgemeinschaft skeptisch und besorgt zur Zukunft der Stadtwerke Augsburg (swa) geäußert.
Seit 2008 habe man immer auf die großen Risiken und Unwägbarkeiten des Projektes Mobilitätsdrehscheibe hingewiesen und vor einer Überforderung der Stadtwerke gewarnt, so die Linke am vergangenen Donnerstag. “Wir hoffen trotzdem, dass unsere Befürchtungen nicht wahr werden, denn der Schaden für die Bevölkerung und die Stadt, aber ganz besonders für die Stadtwerke, könnten verheerend sein”, so die beiden Stadträte Alexander Süßmair und Otto Hutter.
Ebenso wie die Linke stellt auch Stadtrat Volker Schafitel (Freie Wähler) einen Zusammenhang zwischen der angestrebten Fusion der swa mit Erdgas Schwaben (DAZ berichtete) und der Entwicklung am Hauptbahnhof her. Schafitel versucht, seine Sorgen um den Stadtwerke-Konzern mit dessen Geschäftsentwicklung zu untermauern: “Wie hart die swa am Energiewind segelt, zeigen die Fusionsbemühungen mit Erdgas Schwaben und die immer schlechter werdenden Bilanzen der letzten Jahre.”
Überflüssiger Dringlichkeitsantrag zu Stadtwerke-Zahlen
Otto Hutter forderte für die Ausschussgemeinschaft Freie Wähler, Die Linke, ÖDP, Polit-WG am Freitag die Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadtwerke. Die Gemeinschaft hat für die kommende Stadtratssitzung einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Sie will wissen, “welche Geldsummen zwischen den einzelnen Firmen bzw. von und zu der Stadt fließen. Der Geschäftsbericht der Stadtwerke Augsburg Holding GmbH 2013 gibt darüber keine Auskunft, auch nicht, welche Unternehmen wieviel Gewinne und Verluste machen.”
Die von der Ausschussgemeinschaft vermissten Informationen lassen sich jedoch sehr wohl dem Textteil des Geschäftsberichts und für die Vorjahre den veröffentlichten Jahresabschlüssen entnehmen. Auch Volker Schafitel liegt mit seinen Feststellungen falsch: Die Erträge der Stadtwerke Augsburg Energie GmbH weisen von 2008 bis 2013 stetig nach oben, ebenso wie die Konzern-Bilanzgewinne. So stieg der Gewinn der Energiesparte von 41,3 Mio. im Jahr 2008 auf 57,6 Mio. im Jahr 2013, der Konzern-Bilanzgewinn stieg in gleichen Zeitraum von 1,6 auf 10,8 Mio. Euro. Gewinnabführungs- und Verlustübernahmeverträge sorgen für einen konzerninternen Ausgleich zwischen den Stadtwerke-Sparten. Quersubventioniert wird vor allem die Verkehrs-GmbH, deren Verlust von 37,6 Mio. im Jahr 2008 auf aktuell 49,8 Mio. anstieg. An die Stadt Augsburg als Gesellschafterin schütten die Stadtwerke seit 2010 jährlich 4,3 Millionen aus.
Risiken und Chancen im Energiebereich
Mit den Risiken und Chancen des Stadtwerke-Konzerns setzt sich der swa-Geschäftsbericht ausführlich auseinander: Insbesondere im Strom- und Gasbereich sei man Absatzrisiken und großem Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Mit der Energiewende böten sich aber gute Wachstumschancen für die dezentrale Energieversorgung. Außerdem eröffne der Ausbau der erneuerbaren Energien neue Chancen der vertrieblichen Positionierung, die die Stadtwerke Augsburg aktiv verfolgen wollen.
Insgesamt scheinen die swa die Zukunftsängste der Rathausopposition nicht zu teilen. Zusammenfassend heißt es im jüngsten Risiko- und Chancenbericht: “Unter Berücksichtigung der gegebenen Gegensteuerungs- und Minimierungsmaßnahmen sind derzeit keine Risiken erkennbar, die den Fortbestand eines Konzernunternehmens oder des Konzerns gefährden. Derartige Risiken sind aus heutiger Sicht auch für die absehbare Zukunft nicht zu erkennen.”
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Grafiken: DAZ
Daten: swa Holding Geschäftsbericht 2013, Jahresabschlüsse 2008-2012