Muhammad Ali ist tot
Er war der erste Sportler, der Sport, Politik und Kunst zu einer Lebenshaltung und somit zu einer Performance verband, die ihn zur größten Sportpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts machte.
Cassius Clay legt seinen bürgerlichen Namen ab, weil er ein „Sklavenname“ gewesen sei. 1965 konvertierte er zum Islam und nannte sich Muhammad Ali. Er war radikaler Friedensaktivist und Bürgerrechtler, wofür man in den Staaten lange einen hohen Preis bezahlte. Er verweigerte den Kriegsdienst: „Ich habe keinen Ärger mit dem Vietcong“ und schob die Provokation hinterher, dass ihn in Vietnam noch kein Mensch „Nigger“ genannt habe. Die Folgen für ihn sind drastisch. Er wird zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, der er dank einer hohen Kaution entgehen kann. Die Boxverbände erkennen ihm den der Weltmeistertitel ab und erteilen ihm Boxverbot, sein Pass wird eingezogen. Ali unternimmt Vortragsreisen und begeistert die Ostküstenintelligenz. – Als sich in den Siebzigern die Öffentliche Meinung dreht, wird Ali rehabilitiert und startet nach dreijähriger Zwangspause das erstaunlichste Comeback der Sportgeschichte.
Er war der erste Superstar des Medienzeitalters. Seine live übertragenen Kämpfe elektrisierten Milliarden Zuschauer auf allen Kontinenten. Muhammad Ali zelebrierte viele seiner Boxkämpfe wie ein Vorläufer der Hop-Hop-Bewegung und entwickelte mit seinem unkonventionellen Stil (Ali-Shuffle) eine Art Pop-Sport-Event im Boxring. Nach seiner Karriere, die er zu spät beendete, erkrankte Ali Anfang der Achtziger an Parkinson und zeigte sich nur noch selten in der Öffentlichkeit. Muhammad Ali starb im Alter von 74 Jahren am vergangenen Freitag in einem Krankenhaus bei Phoenix an den Folgen einer Blutvergiftung.