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Dienstag, 26.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Mozartstadt Augsburg: Das Ende der Parallelwelten ist in Sicht

Mit einem Mozartbüro werden in Zukunft die Aktivitäten der Deutschen Mozartstadt Augsburg gebündelt.

Von Halrun Reinholz

Im Rahmen einer Pressekonferenz unterzeichnete die Stadt und das Leopold-Mozart-Kuratorium am vergangenen Mittwoch eine Unterstützungsvereinbarung: Kulturreferent Thomas Weitzel, OB Kurt Gribl, Paul Waning (LMK), Kulturamtsleiterin Elke Seidel (v.l.)

Im Rahmen einer Pressekonferenz unterzeichnete die Stadt und das Leopold-Mozart-Kuratorium am vergangenen Mittwoch eine Unterstützungsvereinbarung: Kulturreferent Thomas Weitzel, OB Kurt Gribl, Paul Waning (LMK), Kulturamtsleiterin Elke Seidel (v.l.)


Die Stadt Augsburg hat eine Stelle ausgeschrieben: Gesucht wird die Leitung des Mozartbüros, das ab sofort im städtischen Kulturamt als Ansprechpartner in Sachen Mozart installiert werden soll. Hintergrund sind die etwas unübersichtlich gewordenen Aktivitäten in der Stadt und Region, die alle irgendwie mit Mozart zu tun haben. Diese soll das Mozartbüro  unter einem Dach zusammenführen und gemeinsam vermarkten.

Dass Augsburg sich Mozartstadt nennen darf, ist zunächst Leopold Mozart zu verdanken, dem aus Augsburg stammenden Musiker und Komponisten, der vor allem durch seine Violinschule in die Musikgeschichte einging. Noch berühmter als seine Violinschule wurde zweifellos sein Sohn Wolfgang Amadé, geboren in Salzburg. Die bekannteren Mozartstädte sind deshalb Salzburg und Wien – beide in Österreich und deshalb keine Konkurrenten um den Titel „Deutsche Mozartstadt“. So ist es nur recht und billig, dass sich Augsburg das Etikett „Deutsche Mozartstadt“ anheftet – zunächst mit Blick auf den eigenen großen Sohn Leopold Mozart, dessen Elternhaus im Domviertel zum Museum wurde. 1948 wurde das städtische Konservatorium, das aus einer privaten Musikschule hervorging, nach ihm benannt:  „Leopold-Mozart-Zentrum“ (LMZ) an der Universität Augsburg.

Im Namen von Leopold Mozart findet seit 1987 alle vier Jahre ein überregional bekannter Violinwettbewerb mit hochkarätigem künstlerischem Beirat statt. Dafür zuständig ist das Leopold-Mozart-Kuratorium. Eingebunden sind die politischen und kulturellen Institutionen der Region ebenso wie die Universität. Und dann gibt es seit 1992 auch noch die Internationale Leopold-Mozart-Gesellschaft, die sich „die interdisziplinäre Erforschung von dessen Leben, Werk und Umfeld, die Vertiefung und Verbreitung der Kenntnis über sein Leben und Schaffen sowie die Förderung der Aufführung seiner Werke und ihrer Veröffentlichung auf Tonträgern“ zur Aufgabe gemacht hat.

Doch von Leopold ist es nicht weit zu Wolfgang, der nachweislich mehrere Male in Augsburg, der „Vatterstadt meines Papa“, zu Besuch war, sich dabei durch Konzerte  hervortat und nebenbei auch Gefallen an seinem hübschen „Bäsle“ Anna Maria Thekla Mozart fand – was praktischerweise brieflich dokumentiert ist. Schon 1951 wurde in Augsburg die „Deutsche Mozart-Gesellschaft“ als Zusammenschluss aller deutschen Mozart-Gemeinden gegründet, die unter anderem ein jährliches Mozart-Fest (an wechselnden Orten) im Programm hat. Seit 2004 findet dieses Mozartfest nun immer in Augsburg statt und unter Mitveranstaltung der ebenfalls in Augsburg ansässigen Internationalen Leopold-Mozart-Gesellschaft. Das Mozartfest im Mai ist der Höhepunkt eines ganzjährigen Veranstaltungskalenders im Zeichen von Mozart – mit wechselnden anderen Schwerpunkten: 2014 Mozart und Strauss, 2015 Mozart und die Klarinette. Gebündelt hat diese Aktivitäten Thomas Weitzel, seit 2010 Präsident der Mozartgesellschaft und damals auch Leiter des städtischen Kulturbüros. 2011 tauchte plötzlich mozart@augsburg in der Stadt auf – ein Mozartfest im September, das von privater Seite aufgezogen wurde, um Augsburg als Mozartstadt zu würdigen. Künstlerischer Leiter ist der Pianist Sebastian Knauer. Das hochwertige Programm mit internationaler Mitwirkung erfuhr viel Zuspruch. Eine veritable Mozart-Verwirrung herrschte jedoch bei Zuschauern und überregionalen Beobachtern, die sich in Augsburg nicht mehr auskannten. Genau diese Konfusion soll das Mozartbüro wieder aufheben. Der Versuch, die beiden Mozartfeste in irgendeiner Form zusammenzubringen, ist gescheitert und erscheint im Grunde auch nicht sinnvoll.

„Mozart@augsburg ist keine Konkurrenz, sondern eine Bereicherung“, so Thomas Weitzel. Es ersetze auswärtige Konzertaktivitäten, die es in Augsburg kaum noch gibt, seit z.B. das Konzertbüro Hörtnagel mit seinen Sonderkonzerten hier nicht mehr präsent ist. Insofern sei es durchaus zu begrüßen, wenn über private Initiativen und Sponsoren die erste Riege an Solisten im Namen Mozarts nach Augsburg geholt wird.

Ungut ist vor allem das Durcheinander der Parallelwelten, die sich im Namen Mozarts ergeben haben. Deshalb hat die Stiftung „Deutsche Mozartstadt Augsburg“ ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Zukunftsoptionen der Mozartstadt analysieren sollte. Die Actori-Analyse eines Münchner Beratungsunternehmens ergab, dass das Marketing aller Mozartprojekte gebündelt werden müsse, um die Mozartstadt in einem Guss zu präsentieren. Mit der Gründung des Mozartbüros reagiert die Stadt auf diese Forderung. Es geht ihr dabei um eine geordnete Kommunikation und Vermarktung der Mozartaktivitäten nach außen, bis hin zu einem gemeinsamen Ticketsystem für alle Veranstaltungen. Das städtische Mozartfest im Mai soll natürlich auch vom neuen Mozartbüro veranstaltet werden. Thomas Weitzel, der nun Kulturreferent ist, kommt dafür nicht mehr in Frage. Aber darüber hinaus soll auch der Leopold-Mozart-Violinwettbewerb ab sofort im Mozartbüro abgewickelt werden. Das Kuratorium hat mit Paul Waning nun einen neuen Vorsitzenden, die bisher ehrenamtlich für den Wettbewerb tätige Agnes Maria Schilling will sich aber aus Altersgründen zurückziehen.

Wo das Mozartbüro als zentrale Anlaufstelle für alle Mozartakteure räumlich untergebracht werden soll, ist noch nicht endgültig entschieden. Zunächst sicherlich im Kulturamt in der Bahnhofstraße, wo es administrativ hingehört. Die ausgeschriebene Stelle wurde übrigens nicht neu geschaffen. Es handelt sich um die Stelle von Josef Mancal, der zunächst im Stadtarchiv, dann für die Staats- und Stadtbibliothek als Mozartforscher tätig war und nun in den Ruhestand verabschiedet wurde. Die reine Mozartforschung, gab Weitzel unumwunden zu, sei im neuen Mozartbüro so nicht vorgesehen  und im Grunde auch keine kommunale Aufgabe. Stattdessen wurde feierlich eine Unterstützungsvereinbarung zwischen der Stadt Augsburg und dem Leopold-Mozart-Kuratorium unterzeichnet. Die Bündelung der Mozart-Aktivitäten, so Oberbürgermeister Kurt Gribl, sei ein Vorteil für alle. Und es besteht nun berechtigte Hoffnung, dass die Deutsche Mozartstadt Augsburg künftig genau so wahrgenommen wird: Als die Stadt der Mozarts, die mit den Pfunden wuchert, die das Schicksal ihr geschenkt hat.