Mozartfest: Spurensuche mit vielen Facetten
Vom 19. bis zum 28. Mai wird Augsburg wieder zur Festivalstadt im Zeichen der aus ihr hervorgehenden Musikerfamilie. Das Mozartfest punktet mit einem ideenreichen Programm, hochkarätigen Künstlern und zwanglosen „Picnics“, wo man ins Gespräch kommen kann. Auch die Kinder kommen nicht zu kurz.
Von Halrun Reinholz
Leider hat Leopold Mozart Augsburg verlassen und Salzburg zu seinem neuen Wohnsitz gemacht. Und deshalb ist für seinen Sohn Wolfgang Augsburg auch nur die „Vaterstadt des Papa“ geblieben. Dennoch hat Augsburg allen Grund, sich als Mozartstadt zu präsentieren und versucht in jedem Jahr aufs Neue den Spagat, Wolfgang „heimzuholen“, ohne ihn ungebührlich zu vereinnahmen. Simon Pickel, der die Mozart-Aktivitäten in Augsburg seit 2015 koordiniert, hat das Festival der „Spurensuche“ verschrieben. In dem Sinn, dass Zusammenhänge aufgezeigt werden, die das Verständnis für Mozarts Musik erweitern. Sicher hat der Vater Leopold den jungen Mozart musikalisch geprägt, doch die Spurensuche führt auch zu dem vor 450 Jahren geborenen Claudio Monteverdi, der die strengen Regeln der Polyphonie durchbrach und der für Mozart in vielen Bereichen zum Wegbereiter wurde. Auch Georg Philipp Telemann, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 250. Mal jährt, hinterließ seine Spuren bei Mozart. Dessen umfangreiches innovatives Schaffen setzte dann seinerseits Standards für Komponisten wie Mendelssohn oder Brahms, und es wirkt bis heute fort. Das Mozartfest spürt diesen Linien nach und die Musikfreunde dürfen sich auf ein mitreißendes Feuerwerk an Konzerten freuen.
Leopold Mozart ist übrigens auch mit von der Partie: Während des Festivals, am 28. Mai, jährt sich sein 230. Todestag. An diesem Sonntag wird in seiner Taufkirche St. Georg seine Missa Brevis in C für Chor und Orgel vom Augustana-Chor aufgeführt. Zwei weitere Gottesdienste sind Teile des Festivals: Am 21. Mai singt der Mozartchor Werke von Jenkins und ebenfalls Leopold Mozart und am Feiertag Christi Himmelfahrt kommt der Musica Suevica Chor in die Dominikanerkirche Heilig Kreuz. Dies war ein ausdrückliches Anliegen des Festivalleiters, der geistlichen Musik einen Platz einzuräumen. Auch das Reformationsjubiläum bietet Anlass für ein Konzert: Am 27. Mai wird der berühmte Windsbacher Knabenchor (dem Simon Pickel einst selbst angehörte) „Schätze lutherischer Musik“ in der (katholischen!) Basilika St. Ulrich und Afra präsentieren. In Evangelisch (!) St. Ulrich wird zum selben Schwerpunkt (aber nicht zeitgleich) Telemanns Oratorium „Holder Friede, heil`ger Glaube“ mit Reinhard Goebel zu hören sein.
Eröffnet wird das Festival im Parktheater mit „Teatro d`Amore“, einem Monteverdi-Programm des legendären Ensembles L`Arpeggiata, bestehend aus Christina Pluhar (Leitung und Theorbe), Nuria Rial (Sopran) und Vincenzo Capezzuto (Countertenor). Linien zwischen Telemann und dem jungen Mozart zeigt das Programm „Wohin? Wo soll ich hin?“ im Kleinen Goldenen Saal. Im Festsaal des Schaezlerpalais belegt ein Liederabend der Sopranistin Sibylla Rubens, dass lange vor Schubert und Schumann im Schatten der barocken Opernarien auch Liedkompositionen bei Mozart, Joseph und Michael Haydn und anderen Zeitgenossen entstanden sind. Das mit dem Echo ausgezeichnete Spitzenensemble Neobarock zieht bei einem Konzert im Kleinen Goldenen Saal die Verbindungslinien von Händel und Carl Philipp Emanuel Bach zu Mozarts Schaffen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Festivals ist die Kammermusik. Die aus Augsburg stammenden und international erfolgreichen Musiker Sarah Christian (Geige) und Maximilian Hornung (Violoncello) haben „Freistil“ initiiert, ein „Festval im Festival“. Die beiden geben mit Fabian Müller (Klavier) einen Trio-Abend mit Werken von Mendelssohn-Bartholdy und Arnold Schönberg. Am folgenden Tag konzertieren sie mit Nils Mönkemeyer (Viola), Jano Lisboa (Viola) und Antje Weithaas (Violine) als Streichquintett. Und der dritte Freistil-Abend wird ein „CelloClubbing“ in der Mahagoni Bar sein, wo Arrangements mit vier Celli und live Electronics gemixt werden. Dies ist nicht der einzige „Ausflug“ des Mozartfestivals in die Gegenwart. Bereits die Nachtmusik am 20. Mai steht im Zeichen eines „Jazz-Gipfels“ mit Michael Wollny und Vincent Peirani im H2. Ein „Fest im Fest“ ist übrigens auch das Festival der Preisträger des renommierten ARD-Musikwettbewerbs am 24. Mai im Kleinen Goldenen Saal: Das Aris-Quartett spielt zusammen mit der Harfenistin Agnès Clément und der Flötistin Daniela Koch.
Zurück zum Cello: Es bestimmt auch das Abschlusskonzert des Festivals. Starcellist Steven Isserlis geht gemeinsam mit Meisterschülern der Kronberg Academy auf Spurensuche von Mozart zu Richard Strauss. Er wird übrigens, wie so mancher der Festival-Künstler, auch beim „MozartPicnic“ mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Im Café Picnic in der Maximilianstraße entsteht für die Zeit des Festivals ein zwangloser Treffpunkt, wo zu bestimmten Terminen Gespräche mit Künstlern stattfinden. Christine Pluhar, Reinhard Goebel oder Martin Lehmann werden dort auch zu sehen sein.
Für die Kinder haben die Festivalmacher zusammen mit dem Projekt „Mehr Musik“ ein gesondertes Programm zusammengestellt. „Kling Klang Gloria“ heißt das kleine Musik-Festival, dessen Programm thematisch dem „großen“ Mozartfestival angepasst ist. Die meisten Aktionen richten sich gezielt an Schulklassen. Am 28. Mai findet aber zum Festivalende auch ein großer Aktionstag im Kulturhaus abraxas statt, in dessen Mittelpunkt das Konzert „Unterwegs nach Umbidu“ steht.
Ein rundes, abwechslungsreiches Programm im Zeichen der Mozarts. Und so manches Konzert ist bereits ausverkauft. Alle Infos unter www.mozartstadt.de