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Montag, 22.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Mozartfest für Kinder: Großartige Eröffnung von Kling Klang Gloria mit dem Ensemble „Die Schurken“ und buntem Rahmenprogramm

Auf Einladung von MEHR MUSIK!, dem Musikvermittlungsprogramm der Stadt Augsburg, gastierte das Vorarlberger Ensemble „Die Schurken“ am Sonntag im Theater des Kulturhaus Abraxas. Mit Spielfreude, Witz und Poesie begeisterten die vier schauspielernden Musiker kleine und große Besucher.



Von Bernhard Schiller

Martin Schelling, Goran Kovacevic, Martin Deuring, Stefan Dünser - v.l. (c) DAZ

Martin Schelling, Goran Kovacevic, Martin Deuring, Stefan Dünser - v.l. (c) DAZ


„Unterwegs nach Umbidu“ – das ist die Geschichte von vier Obdachlosen unter einer der Brücken dieser Welt. Sie besitzen kaum etwas, außer ihrer Bekleidung und ihren Instrumenten samt der Liebe zur Musik sowie der Sehnsucht nach einem mysteriösen, Glückseligkeit verheißenden Ort namens Umbidu, den sie gemeinsam suchen. Auf dem Weg dorthin stolpern sie immer wieder über Hindernisse, übereinander und über sich selbst. Zunächst nur Ahnung, konkretisiert sich Umbidu im Laufe der Geschichte als Geisteshaltung, die nicht nur das Loch in der Seele füllt, sondern auch den Bauch. Umbidu ist überall, wo Menschen einander zuhören, miteinander teilen und natürlich – gemeinsam musizieren.

Martin Schelling (Klarinette), Stefan Dünser (Trompete), Goran Kovacevic (Akkordeon) und Martin Deuring (Kontrabass) babbeln in lustigen Fantasiesprachen, führen verschrobene instrumentale Dialoge, finden immer aufs neue zur Harmonie ihrer Stimmen und Instrumente. Mit poetisch fließenden Arrangements aus Werken von Purcell, Bach, Satie, Kandic, Ligeti, de Falla wie auch eigenen Kompositionen entführen die Schurken die anwesenden Kinder und Erwachsenen in eine unprätentiöse Traumwelt, in welcher auch die Musik noch über sich selbst hinausweist. Das alles zur hellen Freude der kleinen und großen Gäste, welche die melancholisch-heitere Aufführung mit lautem Lachen, gebanntem Schweigen und reichlich Schlussapplaus vergüten.

Mit den Schurken hat Ute Legner, die Projektleiterin von MEHR MUSIK!, ein renommiertes, international tätiges Ensemble von besonderer Güte eingeladen, das musikalisch und theatralisch auf ganzer Linie überzeugte, vor allem aber berührte. Letzte Woche noch in der Hamburger Elbphilharmonie zugange, ließen die vier unangestrengten Musiker auch im Abraxas keinen Zweifel an ihrer Präsenz aufkommen und daran, dass sie ihr (junges) Publikum ernst nehmen.

„Unterwegs nach Umbidu“ ist eine Koproduktion der Kölner Philharmonie, der Philharmonie Luxemburg, dem Lucerne Festival, den Bregenzer Festspielen und der Jeunesse Österreich. Für das Stück wurde dem Quartett der „Junge-Ohren-Preis“ des Netzwerks Junge Ohren in der Kategorie „Best Practice/Konzert“ verliehen.

Bedauerlich, dass einige Plätze im Abraxas leer blieben. Was möglicherweise an den hochsommerlichen Temperaturen lag. Das Programm zu „Kling Klang Gloria“ erscheint im Programmheft des Mozartfestes als Appendix hinter der Vorschau für das Deutsche Mozartfest 2018, dessen wenig kinderfreundlicher Titel „Machtspiele“ bereits bekannt ist. Darüber hinaus ist in dem Heft kein Hinweis auf das Mozartfest für Kinder zu finden. Der Stadtplan mit den Veranstaltungsorten am Ende des Heftes weist das Abraxas nicht auf.

Vor und nach dem Theaterkonzert gab es ein buntes Rahmenprogramm in den Räumen und dem Außenbereich des Abraxas. Beim Lauschprojekt waren hinter verschlossenen Türen unterschiedliche Klänge zu hören, die zu einem Lösungswort führten. Im Garten konnten die Kinder (betreut von Ute Legner und einem Team aus Studenten der Musikvermittlung des Leopold-Mozart-Zentrums der Universität Augsburg) bunte Rasseln, Trompeten und Saiteninstrumente basteln oder Hör-Memory spielen.

Trompeter Stefan Dünser gab im Gespräch mit der DAZ noch eine emanzipatorische Empfehlung zu Protokoll: Kinder seien nicht das Publikum der Zukunft, sondern das Publikum von hier und heute. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Ein gelungener, beachtenswerter Auftakt, auch im Hinblick auf die Fortsetzung im nächsten Jahr.