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Freitag, 19.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Mit dem Blut von Callsen-Bracker

Der Held von Belgrad heißt Jan-Ingwer Callsen-Bracker!

Von Siegfried Zagler

Normalerweise verliert man solche Spiele sang- und klanglos. Der FCA riskierte, das ist seinem jungen Trainer geschuldet, zu viel. Weil Markus Weinzierl von Beginn an zu offensiv agieren ließ und eine nicht eingespielte Abwehr sehr hoch stand, ergaben sich immer wieder Räume für die pfeilschnellen Stürmer von Partizan, die diese zwar zu nutzen verstanden, aber beim Abschluss an ihren Nerven oder an Marwin Hitz scheiterten. Das alte Rehhagel-Wort von der “kontrollierten Offensive” wäre die richtige Herangehensweise gewesen. Mit Janker und Callsen-Bracker standen dazu noch zwei Innenverteidiger in der FCA-Abwehr, die weder eingespielt noch für ihre Grundschnelligkeit berühmt sind. Mehr Ballbesitz ist nicht immer ein Indiz für spielerische Überlegenheit, weshalb man aufgrund der pomadigen Spielweise der Augsburger Offensive nach einer kurzen Druckphase zu Beginn und der löchrigen FCA-Abwehr damit rechnen musste, dass es für den FCA in einer unvergesslichen Belgrader Nacht ein schlimmes Ende nehmen wird.

Partizan stand fast schon mit beiden Beinen in der K.O.-Phase, doch Belgrad sollte der Todesstoß nicht gelingen, dafür drehte Nicola Ninkovic durch: Quasi ermuntert durch Schiedsrichter Paolo Tagliavento, rauschte Ninkovic halb von hinten halb von der Seite mit offener Sohle in das Standbein von Jan-Ingwer Callsen-Bracker (36.). Schiedsrichter Tagliavento, der bereits in der 22. Minute ein Einsteigen mit offener Sohle von Ninkovic gegen Callsen-Bracker nur mit einem Freistoß sanktionierte, obwohl bereits diese Attacke “dunkelgelben Charakter” hatte, zeigte Tagliavento in der ominösen 36. Minute Ninkovic nur Gelb, obwohl es sich im Grunde um eine niederträchtige und brutale Tätlichkeit handelte.

Jan-Ingwer Callsen-Bracker musste mit einem Wadenbeinbruch ausgewechselt werden. Wie schwer sein Knöchel verletzt ist, steht noch nicht fest. Mit seinem Leid und seinem Schmerz, mit seinem Blut also, sollten sich die Vorzeichen einer beinahe schon entschiedenen Partie wenden. Alles schien bis dahin den Serben in die Karten zu spielen: der Spielstand, das plan-wie drucklose Spiel des FCA  und des Trainers falsche Taktik. Doch nach dem barbarischen Foul verschwand Belgrads organisierte Besessenheit, riss bei Partizan minutenlang der Faden, während sich der FCA mit Wut und Wille, also mit aller Macht in die Partie zu arbeiten begann. Und möglicherweise war es ein Wink des Schicksals, dass ausgerechnet Hong, der für den schwer verletzten Callsen-Bracker ins Spiel kam, den Ausgleich kurz vor dem Halbzeit-Pfiff markierte.

Nach dem wundervollen Führungstreffer zum 2:1 war die Partie wieder völlig offen (51.). Beide Seiten erspielten sich Chancen und mit dem FCA setzte sich das physisch stärkere Team durch, da die Serben zunehmend körperlich abbauten. Das 3:1 am Ende war nicht nur verdient, sondern ein Ausdruck sportlicher Gerechtigkeit. Ein Ausdruck dafür, dass man die schwere Verletzung von Callsen-Bracker seitens der Augsburger als biblisches Opfer begreifen darf.

Zum Schluss noch eine Schmähung: Das Weiterkommen des FCA ist auch deshalb für Belgrad so bitter, weil Weinzierl den FCA das gesamte Spiel mit einem Mann weniger spielen ließ. Damit ist Schattenspieler Tim Matavz gemeint, der wie gewohnt nicht wirklich im Spiel war.

FC Augsburg: Hitz – Verhaegh ,Callsen-Bracker (40.Hong.) , Janker , Stafylidis – (80. Max) – Baier – Bobadilla, Trochowski , Koo (60. Caiuby) , Ji – Matavz.

Tore: 1:0 Oumarou (11.), 1:1 Hong (45.+2), 1:2 Verhaegh (51.), Bobadilla (89.).

Gelb-Rote Karte: A. Zivkovic (Partizan 81.).

Schiedsrichter: Paolo Tagliavento (Italien).