DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Dienstag, 08.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Messe-Gutachten: Roland Bergers Zahlen überzeugen Wirtschaftsausschuss nicht

Der Wirtschaftsausschuss beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung mit dem Strategiegutachten zum Ausbau der Augsburger Messe. Die Erstellung des Gutachtens war eine der Förderbedingungen für die geplante Messehalle.

100 Seiten Zahlen und Diagramme legte die Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants den Ausschussmitgliedern vor. Die Essenz: Von den drei Optionen “Stillstand”, “Vorwärtsstrategie” und “aggressive Vorwärtsstrategie” sei die zweite die einzige, die steigende Geschäftsergebnisse bei der Messe erwarten lasse. Sie sei verbunden mit dem Abriss der Hallen 5 und 6 und der Neuerrichtung einer 9.000 qm großen, stützenfreien Multifunktionshalle sowie der Auflösung der Augsburg AG und der damit verbundenen Neuausrichtung der verbleibenden Institutionen, insbesondere der ASMV (Augsburger Schwabenhallen, Messe- und Veranstaltungsgesellschaft mbH). Diese soll zum Ersatz der Leistungen der Augsburg AG insgesamt 12 Mitarbeiter beschäftigen.

GrindTec 2008

Messe GrindTec 2008


Darüber hinaus sei es erforderlich, die Auslastung zu steigern, das Messeportfolio zu erweitern und die Preise für die Ausrichter anzuheben. Augsburg liege mit 143 Euro pro qm Messereihenstand im internationalen Vergleich am untersten Ende vergleichbarer Messebetreiber. Auch Serviceangebot und -qualität müssten gesteigert werden, so Dr. Stoeck von der Unternehmensberatung. Der Businessplan gehe von 5,6% Umsatzsteigerung p.a. bis 2018 aus und von einer Steigerung der Zahl der Messen von heute 18 auf dann 25. Insgesamt komme man damit mittelfristig zum Breakeven der aktuell in tiefroten Zahlen operierenden Messe. Strategisches Ziel sei die “Positionierung von Augsburg als Premiumstandort für Messen und Messekongresse mittlerer Größe”, Augsburg müsse als “Service-Champion” bekannt werden.

Wenig Vertrauen in die Zahlen hatten sowohl Karl-Heinz Schneider und Stefan Quarg (SPD) als auch Volker Ullrich (CSU), der ein Messehotel im Konzept vermisste. Die Zahlen seien für eine 10-Jahres-Vorschau mit viel zu vielen Unwägbarkeiten behaftet, so Schneider. Eine politische Entscheidung wolle er auf diese Zahlen nicht gründen. Quarg vermisste im Businessplan die Ausgaben für die flankierenden Investitionen, die seiner Meinung nach zum Abstellen der im Gutachten festgestellten Schwächen des Augsburger Messestandorts unbedingt notwendig wären. Fraktionsübergreifend einig war man sich jedoch in puncto Umwegrentabilität der Messe. OB Kurt Gribl stellte fest, dass man im Ziel übereinstimme. Es gebe Grundkonsens, dass die Messe Zukunft haben wird dass es keine andere Entscheidung gebe als zu investieren. Schwarze Zahlen seien aber sehr weit weg.

Hintergrund: Umwegrentabilität

Umwegrentabilität entsteht dadurch, dass Primärimpulse indirekte und induzierte wirtschaftliche Effekte nach sich ziehen. Laut Strategiegutachten Roland Berger betragen diese bei der Augsburger Messe das 2,8-fache der Primärimpulse, die wiederum aus den direkten Aussteller- und Besucherausgaben (ca. 60 Mio. Euro p.a.) bestehen.