Maxstraßenpflaster: Baureferat kontert alle Vorwürfe
Das fleckige Pflaster in der Maximilianstraße zwischen Apothekergässchen und Katharinengasse war gestern Thema eines Pressegesprächs in erweiterter Runde, zu dem das Baureferat eingeladen hatte. Großreinemachen war angesagt.
Seit Monaten in der Kritik: das neue Gehwegpflaster in der Maxstraße
Für Baureferent Gerd Merkle, der im Amt normalerweise als emotionsfreier Mensch gilt, war der Termin sichtlich ein Befreiungsschlag und eine Abrechnung mit zahlreichen Vorwürfen, die in den letzten Wochen “von privater Seite”, wie Merkle sich ausdrückte, gegen ihn erhoben wurden. Unterstützt von Norbert Diener, dem Leiter des Stadtplanungsamts, Gerhard Huber, dem Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde und Josef Weber, dem Leiter des Tiefbauamtes, informierte Merkle zum erforderlichen Austausch von teilweise schadhaften Pflastersteinen, zur Auswahl des Pflastermaterials, zu seiner Verlegeart, zur Auffassung des Denkmalschutzes und zum Vergabe-Procedere.
“Für die klimatischen Verhältnisse in Augsburg geeignet”
Nichts kommen ließ der Baureferent auf die Qualität des ausgewählten portugiesischen Granitsteins. Er sei für die klimatischen Verhältnisse in Augsburg geeignet, sei frostsicher und habe die selbe Qualität wie beispielsweise ein einheimischer Flossenbürger Granit. Problematisch sei dagegen, dass die Verlegefirma zwei verschiedene Chargen von Steinen geliefert habe, die sich in der Wasseraufnahmefähigkeit erheblich unterschieden. Beide einzeln seien brauchbar, aber nicht in Kombination. Durch das unterschiedliche Abtrocknungsverhalten und eine unterschiedliche Aufnahme von gelösten Schmutzstoffen entstehe so ein für die Stadt und die Anwohner nicht hinnehmbarer optischer Mangel.
Zur Lösung stellte der Baureferent einen zweistufigen Mangelbeseitigungsplan vor: Nach dem bereits erfolgten Austausch von rund 80 stark saugfähigen Steinen werden die übrigen Platten eine weitere Winterperiode lang beobachtet und – wenn erforderlich – im Frühjahr 2013 ausgetauscht. “Mir ist egal, wie oft der Unternehmer es austauscht. Ich will am Ende eine mangelfreie Leistung haben”, so Merkle, der ausdrücklich drauf hinwies, dass dadurch keinerlei Mehrkosten für die Stadt und die Anwohner entstehen. Der Austausch erfolge im Rahmen der Gewährleistung zu Lasten der Verlegefirma.
“Verlegeart ist Geschmackssache”
Auf Geschmacksdiskussionen bezüglich der Verlegeart des Pflasters will sich die Stadt laut Norbert Diener, dem Leiter des Stadtplanungsamts, nicht einlassen. Auf die Einfassung von Einbauten wie etwa Straßenleuchten, Stadtmobiliar oder Schachtdeckel durch Mosaiksteine wie in der kurzen Maxstraße – laut Diener ein “winziges Detail” im Rahmen der Gesamtplanung – habe man zugunsten eines großzügigeren Erscheinungsbildes verzichtet. Das Einschneiden des Plattenbelags sei ebenso normgerecht. Die Verlegung der Granitplatten im Drittel- statt im Halbversatz sei aus dem Gedanken heraus erfolgt, damit eine möglichst ruhige und ungerichtete Gehsteigfläche zu erzeugen, um den Straßenraum der südlichen Maxstraße bewusst großzügig zu gestalten.
Sowohl das Landesamt für Denkmalpflege als auch der Landesdenkmalrat seien fortlaufend über die städtische Planungskonzeption informiert worden. Diese Konzeption sei nach deren Auffassung der städtebaulichen und historischen Bedeutung der Maxstraße angemessen. Dies bestätigte auch Gerhard Huber, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde: Anders als in Nürnberg oder Rothenburg gebe es in Augsburg keine Auflage, “etwas Historisches zu spielen”. Mit dem verlegten Pflaster sei man jetzt wesentlich näher an der Aussage der kurzen Maxstraße als mit den zuvor asphaltierten Gehsteigen.
“Vergabe unter ständiger Rechtsaufsicht”
Vorwürfe zum Vergabeverfahren – die Ausschreibung war aufgehoben und anschließend war frei vergeben worden – wies Gerd Merkle strikt zurück. “Vergabeverfahren sind die sensibelsten Bereiche in der Bauverwaltung und stehen unter ständiger Rechtsaufsicht”, so der Baureferent. Die frei beauftragte Firma sei bereits im vorausgegangenen Ausschreibungsverfahren der günstigste Bieter gewesen, habe dort aber kein beurteilungsfähiges Steinmuster vorgelegt. Dies sei dann im nachgeschalteten Vergabeverfahren erfolgt. Die anderen Bieter im Hauptverfahren hatten Steine angeboten, die nicht den Farbvorgaben entsprachen.
Keine Lösung hat die Stadt bis jetzt für die Verschmutzung durch Kaugummiflecken. “Das ist ein gesellschaftliches Problem”, so Norbert Diener, Leiter des Stadtplanungsamts. Eine Entfernung unter Hitzeeinwirkung führe zu rosa Verfärbungen des Granits. Mit der umgekehrten Methode, einer Entfernung durch Kälteeinwirkung beispielsweise mit flüssigem Stickstoff, gebe es keine Erfahrungen. “Wenn jemand für das Kaugummiproblem eine echte Lösung findet und patentieren lässt, werden wir zu den ersten Anwendern gehören”, versprach Baureferent Gerd Merkle.