Maximilianmuseum: Attraktive Ausstellungen zur winterlichen Museumssaison
„Glückliche Momente“, „Kleine Welten“ und „Bodenschätze“ locken Besucher auf spannende Entdeckungsreise ins Stadtmuseum
Von Halrun Reinholz
Kleine Welten: Spielzeug von anno dazumal
Pünktlich zur Adventszeit hat Kuratorin Christina von Berlin wieder ihre Spielsachen ausgepackt. Die „Kleinen Welten“ entführen die Besucher wie jedes Jahr in die Spielzeugwelt der Vergangenheit. Und das wird niemals langweilig. Wir lernen: Teddybären sind zeitlos und unverwüstlich. Puppen passen sich dem Zeitgeist an. Ritterburgen gab es auch ohne Lego, eventuell durften sie aber von den Kindern nicht berührt werden, weil der Papa damit so viel Arbeit hatte. Quartett-Spiele gibt es nicht nur mit Daten von Flugzeugen, Schiffen und Automarken, früher sammelte man Literaturzitate, Pflanzen oder Landschaften im Viererpack. Eine wahre Augenweide sind die Einkaufsläden mit Mini-Tuchballen, modischen Hüten oder Kleidern, die uns zeigen, wie die dazugehörigen Vorbilder ausgesehen haben. Oder die Puppenhäuser mit Puppenküchen. Der Fundus des Maxmuseums scheint unendlich zu sein, jedes Jahr tauchen neue Schätze auf und auch diesmal werden die großen und kleinen Besucher sich noch bis zum 26. Februar 2017 daran erfreuen können.
Bodenschätze: Funde der Stadtarchäologie
Zum dritten Mal schon wechselt alljährlich im Oktober die Dekoration in der „Wunderkammer“. Hier werden für ein ganzes Jahr Objekte aus den Depots gezeigt, die in der Dauerausstellung keinen Platz gefunden haben. Was in diesem Jahr präsentiert wird, ist höchst ungewöhnlich: Objekte, die im Fundus der Stadtarchäologie ihr Dasein fristen – und die derzeit auch mangels Römischem Museum nirgends anders sachgerecht präsentiert werden können. Bauprojekte der letzten Jahre – etwa beim Vincentinum, beim Diakonissenhaus oder beim Ulrichsplatz – brachten wertvolle Funde aus allen Epochen der Stadtgeschichte ans Tageslicht und auch ältere Bestände wurden wegen des Umzugs der Stadtarchäologie ins Textilviertel wieder in die Hand genommen. Die Objekte gewähren ganz neue Einblicke in die Alltagsgeschichte der Stadt. Die Funde betreffen nämlich nicht nur lokalisierbare Örtlichkeiten – ein Haus etwa oder eine Grabstätte – , es wurde auch „Schutt“ oder Abfall gefunden, der etwa zum Auffüllen von Brunnenschächten oder Baugruben verwendet wurde und der seinerseits aus Resten früherer Nutzobjekte bestand. Eindrucksvoll die Vitrine voller Austernschalen, die vom Mittelmeer hierher transportiert werden mussten. Oder die Häuser von Weinbergschnecken, Abfälle eines Festmahls. Bearbeitete Knochenreste geben Aufschluss darüber, dass etwa Rosenkränze oder Schmuck daraus gefertigt worden ist. Auffällig sind viele Scherben oder mehr oder weniger intaktes Geschirr unter den Fundobjekten. Sie vermitteln einen Einblick in die Alltagskultur, aber auch über die Handelswege und die modischen Strömungen der Datierungszeit. Auch neuere Funde – etwa Mineralwasserflaschen aus Steingut aus dem 18. Jahrhundert – bieten wertvolle Informationen über die Zeit ihrer Verwendung. Besonders wertvoll sind Funde aus Holz oder Leder. Diese Materialien verrotten normalerweise, unter besonderen Bedingungen (Lehm, Feuchtigkeit) bleiben sie jedoch erhalten.
Glückliche Momente: Wer sucht, der findet mehr als gedacht
Neuerwerbungen aus 15 Jahren zeigt die Ausstellung „Glückliche Momente“, die seit einigen Tagen und noch bis zum 5. Februar2017 im Maxmuseum zu sehen ist. Die Neuerwerbungen sind thematisch nicht zusammengehörig und deshalb logischerweise auch an den unterschiedlichsten Stellen im Maxmuseum zu finden. Eine Art „Suchspiel“ muss der Besucher des Museums sich deswegen antun und mit Katalog oder einem eigens bereitgestellten Faltblatt bewaffnet das gesamte Museum durchkämmen. Ein spannender Ausflug, denn die Vielfalt der Dauerausstellung ist kaum jemandem so bewusst, dass er nicht immer mal wieder überrascht würde. Ja, man erlebt tatsächlich „Glückliche Momente“ – nicht nur, weil man das gesuchte Objekt gefunden hat, sondern auch, weil man es im Kontext seiner Ausstellungs-Umgebung ganz anders sieht und so das eine oder andere “Aha-Erlebnis” hat. Nicht nur die besonders wertvollen Silberschmiedearbeiten Augsburger Kunsthandwerker stehen im Fokus. Auch die Originale der bronzenen Brunnenfiguren- von den Gänsewürgern vom Herkulesbrunnen bis zum Brunnenbach, (der bislang als einziger der Augsburger Flüsse vom Herkulesbrunnen im Maxmuseum angekommen ist), sind so eine Neuerwerbung der letzten Jahre. Die Modellkammer wurde ebenfalls bestückt, vor allem mit dem Modell vom Alten Einlass, ein technisches Meisterwerk seiner Zeit, dem eine geheimnisvolle Aura vorauseilte.Möbel, Urkunden, Münzen und Gemälde – alle Kategorien sind in der Sammlung vertreten. Der Erwerb dieser wichtigen Dokumente zur Stadtgeschichte war oft nur mit Hilfe von großzügigen Spenden kulturaffiner Sponsoren oder Stiftungen möglich.
Der Winter kann kommen in Augsburg. Zwischen Glühwein und Weihnachtshektik lohnt sich jedenfalls ein Abstecher in die Ruheoase Maxmuseum. Da Schönste daran: Es ist alles auch nach Weihnachten noch da.