Maxfest: Nichts als Barbarei
Kommentar von Siegfried Zagler
„Die Maximilianstraße soll man sich nicht als Straße vorstellen, sondern als eine Abfolge von Plätzen“, dies haben wir als Kernaussage in der Diskussion um die anstehende Sanierung der Maximilianstraße gelernt. Dabei geht es um städtebauliche Überlegungen und insbesondere darum, ob man durch die Maximilianstraße eine Straßenbahn führen soll – oder nicht. Die Debatte ist zwar spät, aber immerhin wirkungsvoll geführt worden. Dass die Maximilianstraße wie kein anderer Ort die Geschichte dieser Stadt reflektiert – und somit in gewisser Weise vom Glanz und vom Elend dieser Stadt erzählt -, ist in der aktuellen Debatte um die Maxnullsoundso-Feste nicht von Relevanz. Würde man eine ernsthafte Diskussion über die schädlichen Effekte führen, die die drei Ballermann-Tage auf der Maxstraße generieren, müssten sich die Maxfest-Macher vor Scham in Luft auflösen.
Maxnullsoundso: Ästhetisches Fiasko
Davon ist man allerdings noch weit entfernt, auch wenn sich am heutigen Freitag Augsburgs Popkulturbeauftragter Richard Goerlich gegenüber dem CIA-Geschäftsführer Stinglwagner bezüglich seines Ansinnens, die Max-11-Party zum Bestandteil des kulturellen Rahmenprogramms der Frauen-WM zu machen, abschlägig äußern wird. Goerlich will sich die hausgemachte und fein abgestimmte Suppe seines “City of Peace”-Projektes nicht versalzen lassen. Heinz Stinglwagner kann sich somit seinen naiven Plan abschminken, die Stadt bezüglich der verschärften Sicherheitsauflagen stärker in die Pflicht zu nehmen, indem man die Party-Exzesse einer enthemmten Szenegastronomie in eine städtische Veranstaltung einbindet.
Die Sanierung der Maxstraße beginnt im Kopf
Die CIA hat das Maxfest überzogen und den Erfolg der Veranstaltung an den Besucherzahlen gemessen, und dabei – anders kann man den Vorstoß der „Ordnungsbehörde“ und der Polizei nicht deuten – den Bogen sicherheitstechnisch überspannt, auch wenn im letzten Jahr außer den üblichen „Alkoholleichen“ nichts dramatisches passiert ist. Mit ihrem Größer, Größer und Größer-Gedöns als einziger konzeptioneller Grundaussage hat sich die CIA als Veranstalter schon längst selbst ins Knie geschossen.
Trading-Down-Effekt durch enthemmte Szenegastronomie
Die sinnfreien Sauf-Sausen auf der Maximilianstraße haben die Augsburger Prachtstraße zur Partymeile definiert und seit 2004 den Trading-Down-Effekt einer Straße eingeleitet, die die Stadt bisher im Innersten zusammenhielt. Die aktuelle Situation in der Maxstraße sollte nicht als gravierendes Anwohnerproblem betrachtet werden (obwohl sie das natürlich auch ist), sondern als allgemeiner Niedergang eines Ortes, der früher der Stolz der gesamten Bürgerschaft dieser Stadt war. Die kulturelle Verslumung – nicht nur in gastronomischer Hinsicht – der Maximilianstraße hat viele Gründe, einer ist das Maxfest in seiner jetzigen Machart. Die CSU, die SPD und die FDP haben bereits ihre populistischen Unterstützerdepeschen verschickt, ohne zu ahnen, dass eine solide Mehrheit der Augsburger Bürgerschaft das Maxfest als nichts anderes als Barbarei empfindet und dem Elend der touristischen Umlandveranstaltung fernbleibt. Die Maxfeste brauchen ein Konzept, weshalb eine einjährige Pause, ein Innehalten im Jahr der Frauen-WM sehr sinnvoll wäre. Der Popkulturbeauftragte Richard Goerlich sollte zusammen mit Raphael Brandmiller ein kulturelles Nutzungskonzept für die Maximilianstraße entwickeln. Es wäre Goerlich hoch anzurechnen, wenn er in der jetzigen Situation die Stirn hätte, öffentlich zu sagen, dass die Sanierung der Maxstraße im Kopf beginnt, und deshalb die Massenparty in ihrem jetzigen Format auf der Maximilianstraße nichts verloren hat.