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Dienstag, 19.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

max 11: „Es ist nicht nur unklar, warum es stattfinden sollte, es ist auch unklar, warum es abgesagt wurde“

Ein Nachruf

Von Siegfried Zagler

Maxfest: Patient nach langer und schwerer Krankheit verstorben

Die Bezeichnung „Selbstmord“ ist nicht unumstritten. Diejenigen, die sich aus eigenem Antrieb heraus das Leben nehmen, könnten mit dieser Begrifflichkeit kriminalisiert werden. „Selbsttötung“ sei der juristisch korrektere Begriff, so die Sprachtheoretiker in juristischen Ethikkommissionen. Welche Bezeichnung nun für das Ableben der Maxfestreihe zutreffender ist, muss hier nicht erörtert werden. Sicher ist allerdings, dass die Maxfestreihe tot ist. Der Patient ist nach langer und schwerer Krankheit verstorben und vieles spricht derzeit dafür, dass die CIA den Stecker gezogen hat – und nun so tut, als wäre die Stadt dafür verantwortlich.

Hat in der Diskussion um die Absage von max 11 bisher jemand gefragt, worauf man denn nun verzichten müsse? Diese Frage wurde nicht gestellt. Wäre sie gestellt worden, hätte sie für Irritationen gesorgt. Sechs Maxstraßenkneipen hätten für max 11 keinen Stand beantragt, aus finanziellen Gründen, wie es heißt. Für die Bespielung des Rathausplatzes hätten nur der Ratskeller, eine große Bäckerei und eine Kaffeehaus gemeldet. Harry Winderl wollte ein großes Zelt aufstellen und großflächige Projektionen aufs Rathaus werfen. Unterschrieben sei allerdings noch nichts gewesen.

„Die CIA kann diesen Auflagenkatalog in der Kürze der Zeit weder organisatorisch umsetzen noch finanziell verantworten“

Stand sechs Wochen vor Festbeginn noch nicht fest, wie der Rathausplatz bespielt werden sollte? Konnte die CIA als Veranstalter den erweiterten Auflagenkatalog der Stadt nicht „finanziell verantworten“, wie Stinglwagner im DAZ Interview zu Protokoll gab, weil die Einnahmen aus den Standgebühren weit unter dem veranschlagten Betrag waren? Fragen, die Stinglwagner möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft dem Stadtrat beantworten muss. Von Programminhalten war bisher weder in einem politischen Gremium noch in der Presse die Rede. Es ist bisher völlig unklar, warum max 11 hätte stattfinden sollen.

„Falls die Maxfeste an sich selbst zugrunde gehen sollten, also an der Hybris und Einfallslosigkeit des Veranstalters scheitern sollten, wäre das ein Glücksfall für die Stadt und eine positive Entwicklung im Sinne der anstehenden Sanierung der Maxstraße. Das Partymeilen-Image der Maxstraße verstellt nicht nur den Blick auf die ungeheure historische Dimension der Stadt, sondern reflektiert auch die Versäumnisse und Trägheit im Denken der eigenen Identitätsbildung“, so die DAZ im Dezember 2010, als Maxfest-Organisator Heinz Stinglwagner den Versuch unternahm, das Partyklimbim der Maxfeste in das City of Peace Programm zur Frauen-WM einzugliedern. Die Stadt ließ Stinglwagner abtropfen. Was Stinglwagner auf die irrwitzige Idee gebracht haben könnte, das Ballermann-Fest in das feinsinnige WM-Rahmenprogramm einzubauen, pfiffen bereits damals die Spatzen von Dächern: Die CIA wolle aus der Veranstalterhaftung raus und diese der Stadt aufs Auge drücken.

Der „Bescheid“ war kein Bescheid, sondern Diskussionsgrundlage

Der aktuelle Informationsstand der DAZ scheint das damalige Gezwitscher zu erhärten. Der „Bescheid“ über die erweiterten Sicherheitsauflagen sei kein Bescheid gewesen, sondern ein Entwurfspapier für eine Anhörung. Ein Papier als Diskussionsgrundlage für die Sicherheitsexperten. Dieses Papier habe die Stadt der CIA vorab zukommen lassen. Den städtischen Entwurf habe Stinglwagner zum Anlass genommen, das Fest abzusagen. Die Absage habe die Stadt nicht gewollt, sondern überrascht, weshalb man der CIA noch eine breite Brücke gelegt habe, ohne dass Stinglwagner einen Fuß darauf gesetzt hätte. Diese Einwürfe aus gut informierten Kreisen stehen im Widerspruch zur CIA-Begründung für die Party-Absage. Es ist also nicht nur völlig unklar, warum max 11 hätte stattfinden sollen, es ist derzeit auch unklar, warum die Party abgesagt wurde.

Nur eins scheint in Sachen max 11 klar zu sein. Die CIA hat das Fest mit Grandezza gegen die Wand gefahren. Das CIA-Konzept, so viele Menschen wie möglich zu einem Sauf- und Fressfest in die Maximilianstraße zu locken, war ausgesprochen erfolgreich. An diesem fragwürdigen Erfolg ist die Maxfestreihe und nicht zuletzt das Renomme der Maximilianstraße zugrunde gegangen. Die Maxfestreihe ist tot! Die Mehrheit der Bürgerschaft freut sich darüber und es ist zu hoffen, dass sich in der politischen Kaste langsam die Einsicht durchsetzt, dass die Preisgabe der einstigen Prachtstraße an den alkoholisierten Partymob in eine Sackgasse geführt hat. Die Maxfeste beschreiben eine Verrohung des öffentlichen Raums, von der man sich schleunigst distanzieren sollte. In dieser Angelegenheit ist nicht „Wiederbelebung“, sondern Scham angesagt.