„Man könnte glauben, es ist ein Haufen Deppen am Werk“
Kommentar von Siegfried Zagler
Der Umbau des Augsburger Eisstadions schlägt hohe Wellen und sorgt für „Land unter“ bei der Stadtregierung. Grund der Krise sind Proteste der Panther-Fans, die massiv über zu schlechte Sichtverhältnisse auf der Baustelle Curt-Frenzel-Stadion wettern und – dieser Kalauer muss erlaubt sein – aus ihrer Sicht natürlich Recht haben. Das Publikum hat immer Recht, müsste man korrekterweise noch hinzufügen. Weshalb die Stadtregierung sich genötigt sah, am gestrigen Montag vor dem Sportausschuss mittels einer Pressekonferenz in die Offensive zu gehen. „Ich bin verärgert, ohne genau zu wissen auf wen“, so eröffnete OB Kurt Gribl gestern die Bühne für ein Theaterstück mit dem Titel „Beschwerden über die Sichtverhältnisse auf der Baustelle“. Botschaft des Stücks: „Wir werden alles tun, um das Publikum zufrieden zu stellen“. Zweck der Veranstaltung: politische Schadensbegrenzung. „Wir sind mit dem Zustand nicht zufrieden und werden ihn auch nicht akzeptieren“, so Gribls zweiter Satz, bevor er den zahlreichen Medienvertretern die städtischen „Lösungsvorschläge zur Optimierung der Sichtverhältnisse“ vorstellte. Ein Zugeständnis an die Beschwerden des Publikums und ein Eingeständnis hinsichtlich der politischen Verantwortung für ein Orakel, das schlimmer nicht sein könnte: Die Stadt baut dem klammen Eishockeyprofiklub quasi ein neues Stadion und statt des erwarteten Beifalls stehen die Bauherren im Feuer und die Panther vor dem finanziellen Ruin, weil das Publikum zu wenig sieht.
So weit wird es nicht kommen, das war die Kernaussage der gestrigen Veranstaltung. Denn es spielt in der Tat keine Rolle, ob sich die AGS an die Beschlussvorlage des Stadtrats gehalten hat oder nicht, oder ob man dem Architekturbüro Planungsfehler nachweisen kann oder nicht. Entscheidend ist nämlich nur die Frage, ob die Augsburger Eishockeyfans das Stadion annehmen oder nicht. Aktuell geht der Daumen des Souveräns nach unten und voraussichtlich wird sich daran auch nichts ändern, bis die Sichtlinien vom Publikum akzeptiert werden. Ein Freispruch erster Klasse bestünde darin, dass der bestellte Gutachter feststellt, dass die Sicht im neuen Stadion (so wie jetzt geplant) besser ist als im alten CFS. Ende der Debatte. Doch dass der Souverän so schwer daneben liegt, darauf will sich niemand verlassen.
„Mit diesen Optimierungen sollen die Sichtverhältnisse besser werden, als sie momentan befürchtet werden“. Dieser Satz sagt alles über die derzeitige Situation. Er könnte im Semantiklehrbuch für Komiker stehen. Das Zitat stammt aber nicht etwa von Karl Valentin, sondern von Kultur- und Sportreferent Peter Grab, der mit diesem Bekenntnis der Zerknirschtheit die gestrige Sportausschusssitzung eröffnete. „Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist“, so heißt es bei Valentin. Baureferent Gerd Merkle wirkte weniger fatalistisch. Für ihn findet derzeit in der veröffentlichten Meinung eine Vorverurteilung statt, und zwar dergestalt, „dass man glauben könnte, es ist ein Haufen Deppen am Werk“. Merkle brachte damit auf den Punkt, was das Eishockeypublikum derzeit von der Stadtregierung denkt. Dabei darf man davon ausgehen, dass sich die Ausführenden genauestens an die Planung der Architekten gehalten haben. Die wiederum von einem hochrangigen Gremium von Sach- und Fachpreisrichtern für ihre Aufgabe ausgewählt wurden. Und deren Planung im hohen Maße vom Panther-Management mitbestimmt und mitgetragen wurde. Wer genau ist eigentlich der Deppenhaufen? Es wäre schön, wenn zur Klärung dieser Frage der Gutachter auch Stellung bezöge.