Lustloser Projektbeschluss zum Hauptbahnhof
Auch wenn Pro Augsburg kurz nach der gestrigen Bauausschuss-Sitzung von einem „mutigen Schritt nach vorne“ sprach, „um verkehrstechnisch und städtebaulich endlich im 21. Jahrhundert anzukommen“ und Stolz bekundete, mit dem eigenen Votum dazu beigetragen zu haben: In der Sitzung selbst war die vorgebliche Begeisterung über den Projektbeschluss zum Hauptbahnhof nicht zu spüren – bei keiner der im Ausschuss vertretenen Parteien.
Eine Vernunftentscheidung sei es gewesen, äußerte sich Beate Schabert-Zeidler in der Sitzung: „Wir hätten gerne mehr gehabt“, so die Fraktionsvorsitzende von Pro Augsburg, die auf das nicht umgesetzte Durchgangsgleis für den Güterverkehr Bezug nahm. Wenigstens den Fußgängertunnel nach Westen habe man aus dem Ideenwettbewerb „Innenstadt“ übernommen und damit die ursprüngliche Planung verbessert.
Charme blieb auf der Strecke
Für die SPD ist viel vom Charme der Wettbewerbslösung verloren gegangen. Stefan Quarg, dem ein Schreiben des Wettbewerbssiegers Eberhard Wunderle vorlag, transportierte dessen „Schmerzen“ in den Ausschuss. Der direkte Zugang vom Bahnhofsvorplatz in die Verteilerebene zu den Gleisen, der großzügige Mittelbahnsteig für die Tram, die Galerie für die direkte Belichtung der Straßenbahnhaltestelle – alles blieb auf der Strecke, „weil es aus Kosten- oder technischen Gründen nicht ging“, so der SPD-Fraktionschef Stefan Kiefer. Auch terminlich ist man laut Kiefer im Hintertreffen, der den Kö-Bürgerentscheid im Jahr 2007 dafür verantwortlich machte.
Ihren Unmut zum Bürgerentscheid brachte auch Eva Leipprand für die Grünen zum Ausdruck. Den habe man nicht gewollt („Wir wissen, dass man das Instrument kaputtmanipulieren kann“). An Rolf Rieblinger (CSU) gewandt sagte Leipprand: „Heute ist für Sie ein schwieriger Termin, weils Sie erkennen müssen, dass sich wenig geändert hat“. Wenigstens habe man nun eine Vorlage, die den ursprünglichen Zweck erfüllt. Gerne hätten die Grünen einen Fahrradtunnel gehabt. Als wesentliche Legitimation, „so viel Steuergeld auszugeben“, bleibe immerhin der Klimaschutz.
„Die eine oder andere Verbesserung“
Rolf Rieblinger konterte die Spitze zum Bürgerentscheid: Man habe gemacht, was die Bürger wollten, das Ergebnis sei „wesentlich besser als die Stadtwerke geplant haben“. Für OB Kurt Gribl gab es dagegen keinen direkten Bezug zwischen dem Kö-Bürgerentscheid und dem Bahnhofsumbau. Man habe den Wettbewerb aber nutzen können, „um die eine oder andere Verbesserung am Hauptbahnhof zu erreichen“. Die wesentlichen Entwicklungsmöglichkeiten seien jedoch in der Vergangenheit vertan worden, als die Planungsvereinbarungen mit der Bahn geschlossen wurden. In den vielen Nachverhandlungen mit der DB ist für den OB klar geworden: „Sobald man davon abweicht, befindet man sich im freien Fall“ und darf sich wieder ganz hinten anstellen.
Auch Rainer Schönberg (Freie Wähler), seit 25 Jahren München-Pendler mit der Bahn, äußerte sich unzufrieden: „Von Begeisterung kann keine Rede sein“. Aber man brauche den Umbau wegen des Regio-Schienentaktes. Gerne hätte er jemandem gratuliert, der gegenüber den Bürgern in der Verantwortung sei, beispielsweise dem Stadtrat oder dem OB. Die Verträge seien aber zwischen einem Herrn Walter, den er nicht kenne, und einem Herrn Josel von der Bahn ausgehandelt worden. Und nun gelte leider „pacta sunt servanda“.