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Dienstag, 26.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Luftmaschen, Stäbchen und wachsende Gehirne

Einen Vortrag über neue Erkenntnisse in der Hirnforschung gab es am Dienstag vor einer Woche in der Altstadtkneipe Striese. Diplompädagogin Susanne Scharnagl sprach darüber, was im Gehirn passiert, wenn wir lernen und wie und warum wir vergessen.

Lernen macht Spaß und unser Gehirn kann sogar „süchtig“ nach Lernen werden – so Susanne Scharnagl auf dem von Connect4Benefit veranstalteten Abend. Scharnagl blieb dabei nicht bei der bloßen Behauptung, sondern bezog im gut einstündigen Vortrag ihre Zuhörer lebhaft mit ein. Das Publikum im gut gefüllten Striese war begeistert und machte mit. Von Angst, auch bei den Übungen, keine Spur.

Gerade Angstfreiheit sei eine Grundvoraussetzung für optimales Lernen, so Susanne Scharnagl, die bedauerte, dass leider in vielen pädagogischen Einrichtungen und auch bei einigen Eltern, immer noch der Gedanke gepflegt würde, man müsse den Schülern und Schülerinnen Angst vor schlechten Noten machen, dann würden diese sich auch mehr anstrengen. „So funktioniert Lernen nicht, dann hat das Gehirn keine Chance!“ verdeutlichte sie. Neben der Angst seien auch Langeweile und Überforderung zu vermeiden. Statt dessen wären Neugier, Erfolgserlebnisse und Herausforderungen wichtig, ja sogar ein wenig „Nervenkitzel“ beim Ausprobieren neuer Dinge wirke sich lernfördernd aus.

Wichtig für das Abspeichern des neuen Wissens ist körperliche Bewegung, z.B. Joggen, Ausdauertraining, Spazierengehen. Für die Sportmuffel hatte die Diplompädagogin einen Trost: Auch schlafen sei wichtig, denn dann nähme sich das Gehirn die Zeit, die neuen Eindrücke zu verarbeiten und richtig abzuspeichern.

Luftmaschen und Stäbchen

Das Publikum machte begeistert mit - in der Mitte Nadine Rebel vom Veranstalter Connect4Benefit

Das Publikum machte begeistert mit - in der Mitte Nadine Rebel vom Veranstalter Connect4Benefit


Wie wichtig es für den Lernerfolg ist, auf die unterschiedlichen Vorkenntnisse des jeweiligen Lernenden einzugehen, verdeutlichte Susanne Scharnagl eindrucksvoll mit einem Spiel: Drei Personen stellten sich auf einer Linie auf und bekamen verschiedene Fragen gestellt. Konnten sie diese mit „Ja“ beantworten, durften sie einen Schritt nach vorne. Hier wurde auf unterhaltsame Art und Weise deutlich, dass nicht jeder weiß, was ein Stäbchen, eine Luftmasche und eine feste Masche ist und auch nicht alle einen gehäkelten Topflappen von einem gestrickten unterscheiden können. Anhand dieses Beispiels machte Susanne Scharnagl klar, dass man Lernende in Unterrichtssituationen mit selbstverständlich vorausgesetztem Vorwissen mitunter leicht über- oder unterfordern kann, was eine Beeinträchtigung des Lernerfolgs zur Folge hat.

Die Eintrittsgelder des Abends gingen in voller Höhe an das Fritz Felsenstein Haus e.V. mit Sitz in Königsbrunn, das von Ulrike Wilfert vorgestellt wurde. Ende der 50er Jahre entwickelte der Orthopäde Dr. Fritz Felsenstein die Idee, körperbehinderten Kindern und Jugendlichen in Bayrisch-Schwaben einen Schulbesuch zu ermöglichen. Heute werden in diesem Haus rund 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gefördert.

Connect4Benefit veranstaltet Abende zu unterschiedlichsten Themen mit dem Leitgedanken “miteinander voneinander profitieren” und spendet die Eintrittsgelder an soziale Organisationen. Der nächste Termin ist der 17. November 2009 im Café Sowieso in der Schießgrabenstraße. Thema: die staatliche Förderung erneuerbarer Energien wie Wärmepumpen, Biomasse und Solaranlagen.



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