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Montag, 12.08.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Löcher im Budget trotz guter Spielzeit

Werkausschuss will Reduzierung des Theateretats rückgängig machen

Von Frank Heindl

„Wir blicken auf eine gute Spielzeit zurück“, freute sich Steffen Rohr, kaufmännischer Direktor des Theaters Augsburg. Gut heißt beim Theater: nur 100.000 Miese auf dem Konto. Doch das ist noch die geringste Sorge, die Augsburgs größte Kulturinstitution dem Werkausschuss macht, der am Montag mal wieder über die finanzielle Zukunft des Theater beriet.



Die 100.000 fehlenden Euro sind tatsächlich eine gute Nachricht, denn sie sind ein Zwischenstand – wenn das gute Wetter anhält, wird es dem Theater mithilfe seiner Freilichtbühne wohl gelingen, für die Spielzeit 2012/13 am Ende sogar schwarze Zahlen zu schreiben. Dieses gute Ergebnis beweist ganz nebenbei, so Rohr, dass die Preiserhöhungen in der vergangenen Saison das Publikum nicht verschreckt haben: Sie haben zu „keinerlei Verwerfungen in der Publikumsstruktur“ geführt. Doch die guten Nachrichten nützen ja leider nur wenig – schon für die kommende Saison ist ein weitaus herberes Minus abzusehen: Wegen der für die Theaterbeschäftigten erfreulichen Tarifabschlüsse im laufenden Jahr steigen die Personalkosten im kommenden um einen hohen sechsstelligen Betrag, das steht jetzt schon fest. Weshalb Peter Grab sich gestern genötigt sah, die Beschlüsse seiner Regierungskoalition schnell wieder vom Tisch zu wischen. Die nach langem Hin und Her vom Stadtrat im Rahmen der Sparbestrebungen des so genannten „KGSt-Prozesses“ beschlossene Kürzung des Theateretats um 250.000 Euro im vergangenen und weitere 500.000 Euro im kommenden Jahr möchte der Kulturbürgermeister ganz schnell wieder vom Tisch haben. Und er hat dafür einleuchtende Argumente.

Wenn Augsburg kürzt, kürzt auch Heubisch

Bei seinem letzten Besuch in München, so Grab, habe ihm Wirtschaftsminister Heubisch klargemacht, dass die Staatsregierung die angekündigte Erhöhung ihres Zuschusses fürs Augsburger Theater nur einlösen werde, wenn auch die Stadt ihren Beitrag leiste. Kürze die Stadt, werde auch der Freistaat seinen Anteil nicht etwa wir erwartet erhöhen, sondern entsprechend zurückfahren. Man könne, so Heubisch laut Grab, nicht erwarten, dass der Staatszuschuss steige, wenn gleichzeitig der städtische Anteil sinke. Das ist zwar nicht so folgerichtig und einleuchtend, wie Grab es darstellt – schließlich geht es dem Freistaat dank sprudelnder Steuereinnahmen deutlich besser als der Stadt. Rose-Marie Kranzfelder-Poth (Freie Wähler) zeigte sich denn auch verärgert darüber, dass die Stadt „Jahr für Jahr in Bittstellerpose“ in München „um ein Almosen betteln“ müsse. Verweigern wollte sie sich Grabs Ansinnen allerdings trotzdem nicht – der hatte auch mit mancherlei blumigen Vergleichen aus der Seefahrt gewarnt, das Schiff bei Sturm hilflos treiben zu lassen. Auch die SPD stimmte dem Antrag zu, die Budgetreduzierung zurückzunehmen – Karl-Heinz Schneider konnte sich berechtigterweise die Begründung nicht verkneifen, seine Fraktion helfe „der Regierungskoalition gerne, einen falschen Beschluss zu korrigieren.“ Sparen geht nicht, wie Grab aus den vorliegenden Zahlen des Stadttheaters zeigte: Von den 22 Millionen des Etats gehen 20 für die Personalkosten drauf – hier zu sparen, würde dem Theater aber gänzlich die Luft nehmen. Im Gegenteil, so Grab, müsse man eigentlich darüber nachdenken, dass das Theater auch für die künstlerischen Belange mehr Geld brauche statt weniger.

Grüne wünschen sich eine Generaldebatte

Eine einsame Ruferin in der Wüste blieb da Verena von Mutius für die Grünen – sie verweigerte die Zustimmung ihrer Partei zur Rücknahme der Kürzungen. Begründung: Zunächst sei endlich die Debatte fällig, wie es weitergehen solle: „Wo wollen wir überhaupt hin mit dem Theater?“ Diese oftmals geforderte, stets von allen Parteien gewünschte, aber bisher nicht stattfindende Debatte, in der es laut von Mutius nicht darum gehen solle, ob alle drei Theatersparten erhalten werden sollten, sondern um noch Grundsätzlicheres wie Sinn und Zweck der gesamten Institution Theater in Augsburg – diese Debatte wurde dann selbstverständlich auch am Montag im Werkausschuss nicht geführt. Im Ergebnis kam ein verdruckstes, aber entschiedenes „Weiter so – von Defizit zu Defizit!“ zustande.

In derselben Sitzung beschloss der Werkausschuss anschließend die Installation eines „Beauftragten für Baubelange“, der, wahrscheinlich beim Theater installiert, die anstehende Generalsanierung von Großem Haus, Freilichtbühne, Werkstätten und Verwaltungsgebäuden leiten soll. Kosten: Ca. 80.000 € jährlich – für ein, so Peter Grab, „wahrscheinlich 20jähriges Projekt“. Wenn die „Generalinstandsetzung“ kommt, wird ein solcher Posten benötigt, war man sich im Werkausschuss einig. Beim Theater, so noch einmal Steffen Rohr, sei man weder personell noch „von den Fachkenntnissen her“ in der Lage, ein Projekt dieswer Größenordnung zu stemmen. Karl-Heinz Schneider fügte an, man wolle schließlich nicht ein Chaos wie beim Curt-Frenzel-Stadion, wo die Verantwortlichkeit für Fehlplanungen nur hin und her geschoben werde. Der Einstieg in das 100-Millionen-Mammutprojekt der Generalsanierung scheint also näher zu rücken, die Planungsphase beginnt – ein paar grundsätzliche Fragen bleiben derweil weiterhin unbeantwortet.