Literatur im Biergarten: Schon wieder a gmade Wiesn
Bayerisches mit Musik ist seit mehr als 25 Jahren das Erfolgsrezept im Biergarten Drei Königinnen.
Von Halrun Reinholz
Wieder Biergarten-Zeit – warum nicht mit Literatur? Das mag wohl der Gedanke gewesen sein, der Kurt Idrizovic von der Buchhandlung am Obstmarkt vor 25 Jahren dazu bewegt hat, die Reihe „Literatur im Biergarten“ ins Leben zu rufen. Der Schauplatz, „Drei Königinnen“ in der Jakobervorstadt, hat sich seither nicht verändert, nur einige Pächter haben gewechselt. Launig begrüßte der Veranstalter auch diesmal wieder das trotz einer gemeldeten Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent zahlreich erschienene Publikum mit dem Camper-Motto: „Da hinten wird`s schon heller.“ Der Optimismus zahlt sich aus, die Wolken ziehen nach ein paar harmlosen Tropfen weiter und erlauben dem Publikum, sich auf die Protagonisten des Abends zu konzentrieren. Thomas Darchinger ist dem Stammpublikum nicht unbekannt, bereits im letzten Jahr bot er Bayerisches unter dem Motto „A gmade Wiesn“ dar. Offenbar so erfolgreich, dass die Reihe jetzt mit Teil 2 startete, eine Wiese muss bekanntlich immer wieder gemäht werden. Wolfgang Lackerschmid (Vibraphon) und Christine Pemsl (Harfe) begleiteten die bayrischen Texte nicht nur, sondern beteiligten sich auch aktiv an der Dramaturgie. Auf diese Weise wurde nicht nur Kurt Idrizovic überrascht von der schwäbischen Sprachkompetenz des Wolfgang Lackerschmid, die das Bayerische von Thomas Darchinger kontrastierte.
Das Bayerische hoffähig machen
In entspannter Atmosphäre konnte das Publikum Geschichten goutieren, die oft sehr deftig oder hart an der Gürtellinie platziert waren, dennoch aber nie ins Geschmacklose abglitten. Dass der als Jazzer bekannte Wolfgang Lackerschmid auch Spaß am Folkloristischen hat, bewies sein kreativer „Drei-Königinnen-Landler“, den er neben anderen verfremdeten Volksweisen zur Gestaltung des Abends beitrug. Intention der Reihe war ja von Anfang an, die Schätze der bayerischen Literatur publik und hoffähig zu machen, wie Idrizovic in seiner Einführung in Erinnerung rief. Ewig schade sei es, monierte er, dass Genies wie Karl Valentin in keinem bayerischen Schulbuch zu finden seien. Bei allem Spaß, wie er auch in dieser ersten Vorstellung der Reihe 2014 zu erkennen war, ist „Literatur im Biergarten“ keine Folklore-Veranstaltung im Volkstheater-Stil, sondern bringt literarisch Hochkarätiges an ein interessiertes Publikum. Carl Amery, Oskar Maria Graf, Karl Valentin sind nur einige Namen, die von der Reihe bewusst bedient werden. Das Programm 2014 hat wieder einiges zu bieten: Am 2. August liest Dr. Dirk Heißerer aus Lion Feuchtwangers satirischem Roman „Erfolg“, begleitet von der Harfenistin Stephanie Morgenroth. Am 10. August wird es „föhnig“, wenn Elisabeth Tworek mit dem Schauspieler Peter Weiß und den Musikern Christoph Lambertz (Klarinette) und Johannes Stift (Akkordeon) „literarische Wetterlagen“ erkunden. Und zum Abschluss am 17. August zelebriert Bernhard Butz mit der Sängerin und Akkordeonistin Michaela Dietl einen „großen Festabend für Oskar Maria Graf“. Karten gibt es allerdings kaum noch, das treue Stammpublikum hat bereits vorgesorgt.