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Dienstag, 26.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Laughing is okay“

„Die gleißende Welt“: Siri Hustvedt las aus ihrem neuen Roman vor.



Siri Hustvedt

Siri Hustvedt


Die Romanschriftstellerin und Essayistin Siri Hustvedt (geb. 1955 in Northfield, Minnesota, lebt und arbeitet in Brooklyn) studierte Literatur an der New Yorker Columbia University und promovierte mit einer Arbeit über Charles Dickens. Sie veröffentlichte zahlreiche Essays. In ihrem autobiografisch eingefärbten Roman „Die zitternde Frau. Eine Geschichte meiner Nerven“ (2010) unternahm sie mit dem Instrumentarium der Psychoanalyse und Neurobiologie eine Suche nach einem tieferen Verständnis ihrer Erkrankung. Bislang hat sie sechs Romane publiziert, darunter die internationalen Bestseller „Die zitternde Frau“ und „Der Sommer ohne Männer“ (2011) sowie die Essaybände „Leben, Denken, Schauen“ (2014), „Being a Man“ (2006) und „Nicht hier, nicht dort“ (2000). Mit dem Roman „Was ich liebte“ (2003) wurde sie international bekannt. Zu Beginn des neuen Jahrtausends tauchte Hustvedt mit „Was ich liebte“ in die New Yorker Kunstwelt ein und am Horizont der Weltschriftsteller auf. In ihrem 2014 erschienenen aktuellen Roman „The blazing world“ scheint sie an ihren großen Erfolg anknüpfen zu können. „Die gleißende Welt“, so die deutsche Übersetzung, die seit wenigen Wochen erhältlich ist, erinnert an „Was ich liebte“: aufregend, klug und humorvoll wie abrechnend mit dem männlichen Blick und Einfluss auf Welt und Kunst.

Mit „Die gleißende Welt“ hat Hustvedt ihren ersten US-Literaturpreis gewonnen und in den Staaten fast nur Lobeshymnen erhalten: „Schonungslos frisch“ sei der Roman, schrieb die „New York Times“, und die „Washington Post“ lobte ihn als ihren „bislang besten“, während die Hamburger ZEIT mit einem veritablen Verriss aufwartete. Zu wenig Imagination, zu viel Gelehrsamkeit in einer Angelegenheit, die nicht mehr brennt. Wie Susan Sontag sei Siri Hustvedt als Essayistin eine Klasse für sich, die sie aber in der Fiktion nicht halten könne, so das Fazit von Susanne Mayer.

Am vergangenen Montag gab die Stadt Augsburg für Siri Hustvedt einen kleinen Empfang im Fürstenzimmer

Bildungsreferent Hermann Köhler und Siri Hustvedt im Goldenen Saal

"Lachen ist okay": Bildungsreferent Hermann Köhler und Siri Hustvedt im Goldenen Saal


des Augsburger Rathauses. Bildungsreferent Hermann Köhler sprach ein Begrüßungswort und Uni-Präsidenten  Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel betonte in einer angenehm kurzen Rede Hustvedts schriftstellerischen Weltruhm. Danach lief die Gesellschaft mit Hustvedt an der Spitze Richtung Dom, wo im „Kleinen Goldenen Saal“ über 300 Zuhörer warteten. Hustvedts Vorlese-Auftritt sollte zu einem Ereignis werden, da sie es verstand, die ironischen Untertöne des Romans zu destillieren. „Laughing is okay“, so Hustvedt zum Augsburger Publikum, das der Autorin wohl zu  andächtig und respektvoll lauschte. „Ich hatte vorher noch nie ein Buch mit vielen verschiedenen Erzählern geschrieben“, so Hustvedt zur Deutschen Presse-Agentur. „Ich habe mich wie ein Schauspieler mit verschiedenen Rollen in demselben Stück gefühlt, oder als hätte ich eine multiple Persönlichkeitsstörung, aber gleichzeitig hat es mir sehr viel Freude bereitet.“