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Dienstag, 08.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kommunalwahl 2020

Lab Romanum: Eva Weber schlägt digitales Römermuseum im Glaspalast vor

Der Wahlkampf macht es möglich: Eva Weber, die designierteste der möglichen Kurt-Gribl-NachfolgerInnen, setzt sich für ein digitales Römermuseum im Glaspalast ein

© team weber

Für den anstehenden Kommunal-Wahlkampf sei diesbezüglich wieder mit politischen und taktischen Ankündigungen zu rechnen, so Weber, die mit ihrem konkreten Vorschlag die kulturpolitische Diskussion beleben will: Das Römische Museum in Augsburg sei ein politisches Versprechen, das sich spätestens seit der sanierungsbedingten Schließung der Dominikaner-Kirche zu einem wiederkehrenden Wahlkampf-Faszinosum entwickelt habe.

“Passiert ist nur wenig, aus vielerlei – auch nachvollziehbaren – Beweggründen. Dabei handelt es sich beim römischen Erbe der Stadt um einen, wenn nicht den elementaren Bestandteil der stadtkulturellen Identität. Eine Diskussion um das „ob“ erübrigt sich”, so Weber in ihrem Statement.

“Wir haben eine Idee, und wir haben einen Raum”, so Weber. “Beides zusammen zu bringen, könnte einen für alle gewinnbringenden Weg zum endgültigen Römischen Museum aufzeigen”.Die Rede ist von der ehemaligen Staatsgalerie im Glaspalast, neben dem H2 – Museum für Gegenwartskunst. Für die Räumlichkeiten besteht ein unkündbarer Mietvertrag der Stadt bis ins Jahr 2024. Derzeit steht die Halle nach dem Auszug der Bayerischen Staatsgalerie leer. Hier soll, ginge es nach Weber, in Zukunft das „Lab Romanum“ römische Geschichte auch mit digitalen Methoden erleb- und interaktiv verstehbar machen.

Kultur-Buslinie soll den Ort verkehrlich besser erschließen

Das ungewöhnliche bei Webers Wahlkampf-Vorschlag ist der Umstand, dass sie auch ein inhaltliches Konzept zum Start mitliefert. Der Leiter der Städtischen Kunstsammlungen, Dr. Christof Trepesch, soll davon angetan sein und die Idee unterstützenswert finden. Eine Stellungnahme von Trepesch für die DAZ steht allerdings noch aus. Bei Erfolg sollen im Zusammenspiel zwischen den einzelnen Häusern der Kunstsammlungen und dem neuen musealen Ort weitere „erlebbare Geschichten“ beleuchtet und für das Publikum aufgearbeitet werden.

“Wir gehen damit neue Wege der Kulturvermittlung und Zielgruppenerreichung”, so Eva Weber. Das Partizipationsmoment sei wichtig. Die Menschen würden erwarten, dass Kunst nicht nur an den Wänden hänge, sondern dass das Museum wie ein offener Lernort wirke. Für dieses Projekt veranschlagt Weber eine Summe über einer Million Euro plus notwendige Personalressourcen. “Der Gewinn für die kultur- und geschichtsinteressierte Stadtgesellschaft, aber auch für die Schulen und sonstigen Bildungsinstitutionen wird dies bei weitem aufwiegen”, so Weber, die auch über eine bessere verkehrliche Erschließung („Kultur-Buslinie“) des Glaspalastes nachdenkt.

Wiedereröffnung des “richtigen” Römermuseums soll nicht verzögert werden

Man solle aber nicht befürchten, dass dieses Projekt dem neuen Römermuseum am Predigerberg im Wege stehen würde. “Augsburg braucht auf Dauer ein neues Römermuseum. Aber was hindert uns, auf dem Weg dahin neue, innovative Wege zu gehen?”, so Weber, die für diese Idee bei der kulturpolitischen Minigruppierung Polit-WG (zwei Stadträte) bereits Signale der Unterstützung erhielt. Allerdings nicht ohne Seitenhieb: “Die Polit-WG begrüßt die Vorüberlegungen der CSU zu einem digitalen römischen Museum, findet jedoch die Entwicklung zu einer digitalen Ausstellung weiterhin in geschlossenen Räumen nicht konsequent zu Ende gedacht”, so Oliver Nowack von der Polit-WG.

Polit-WG will Idee weiterführen

Die Darstellung römischer Artefakte und 3D-Konstruktionen von Bauwerken könne auch an den Fundstellen vor Ort im öffentlichen Raum erfolgen. Möglich sei das mittels Virtual und Augmented Reality-Inhalten, welche via Tablet, Smartphone oder ausleihbaren Virtual-Reality-Brillen erfahrbar seien. “Ein großer Vorteil ist der Verzicht auf die Fahrt zum Museum und die Möglichkeit sich spontan ohne Bindung an Öffnungszeiten mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Wie die App funktionieren könnte, zeigt ein Blick zur Stadt Mainz, welche seit 2018 eine „Mainz-App“ einsetzt”, so Stadtrat Oliver Nowak, der den Start mit der virtuellen Darstellung des römischen Erbes als Initialzündung für eine Augsburg-App verstanden wissen will. “Die Vernetzung zu anderen Angeboten, Hinweise auf aktuelle Veranstaltungen und der Ausbau weiterer Themen, zum Beispiel das der weitläufigen UNESCO-Welterbestätten, sind in weiteren Stufen problemlos möglich.”

Thomas Weitzel kommt nicht vor

Das politische Hintergrundrauschen, das bei dieser Angelegenheit nicht nur im Hintergrund zu vernehmen ist, setzt mit dem Hinweis ein, dass Eva Weber als CSU-Oberbürgermeister-Kandidatin in ihren Ausführungen weder Thomas Weitzel erwähnt, noch ihn zu Wort kommen lässt. Thomas Weitzel ist, zwischendurch sollte darauf hingewiesen werden, der CSU-Kulturreferent der Stadt Augsburg, der seit vielen Jahren vornehmlich in der Verwaltung tätig ist und in politischer wie in gestalterischer Hinsicht nicht zu existieren scheint.