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Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kurzkritik zur Nacht: „We are camera“ im tim

Die Welt liegt schief



Der Text schwankt zwischen Agentenkolportage, Kitschroman, Mythenschwulst und Alltagsgequengel, die meist kurzen Szenen blenden wild hin und her zwischen Geschehnissen, die auf über zwanzig Jahre verteilt sind, die Darsteller sind mal Kleinkind, mal erwachsen. Fritz Katers „WE ARE CAMERA/jasonmaterial“ richtet den klinischen Blick einer „camera, die sich selbst verstehen will“ auf die 70er-Jahre zwischen nazideutscher Vergangenheit, bundesdeutscher Realpolitik und der DDR als „Alternative“. Unter Lilli-Hannah Hoepners Regie entsteht daraus im „tim“ ein winterlich-kaltes Psychogramm der Verzweiflung am Rande des Absurden: Seelenkrüppel scheitern auf der Suche nach dem richtigen Leben in einer schiefliegend-falschen Welt, Liebe ist auch nur ein Schlager und sogar Superman bleibt letztlich hilflos. Mehr am Montag in der DAZ.

Superman – hilflos: Philipp von Mirbach in der Stadttheater-Premiere am Freitagabend (Foto: Nik Schölzel).