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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kunstförderpreis: „Auf dem Weg zu herausragenden Künstlerpersönlichkeiten“

Am Mittwochabend wurde im Goldenen Saal zum 50. Mal der Augsburger Kunstförderpreis vergeben. Zwei Stunden dauerte die glanzvolle Zeremonie der Verleihung an die Preisträger 2009. Kulturreferent Peter Grab eröffnete die Veranstaltung mit einer 15 Minuten langen „Grundsatzrede“ zu den Intentionen seiner Politik.

Seit 1958 schreibt die Stadt einen Kunstförderpreis für die Bereiche Architektur, Ballett, Bildende Kunst, Literatur und Musik aus. Neben den künstlerischen Talenten muss man die „Gnade der Augsburger Geburt“ mitbringen oder mindestens 3 Jahre im Raum Augsburg gewohnt haben, um als Kandidat für den Förderpreis in Frage zu kommen. Horst Thieme moderierte den Abend und stellte den zirka 120 Gästen die jungen „Auserwählten“ angemessen vor. Alle Künstler konnten durch ihre Darbietungen das Publikum davon überzeugen, dass sie „auf dem Weg zu herausragenden Künstlerpersönlichkeiten sind“, wie es in den Begründungen der Fachjury nicht selten heißt.

Peter Grab: Grundsatzrede zur Kulturpolitik

Peter Grab: Grundsatzrede zur Kulturpolitik


Die 17jährige Jennifer Ruof erhielt den von den Theaterfreunden vergebenen „Maureen Denman – Preis“ in der Kategorie Ballett „für besonders tänzerisches Talent“. Jennifer Ruof überraschte das Publikum damit, dass sie erst im „hohen Alter“ von dreizehn Jahren von der Rhythmischen Sportgymnastik zum Ballett wechselte. „Das ist sehr spät, aber sie kann es schaffen“, so Laudator Erich Payer.

Valentin Braun, der Ballett-Kunstpreisförderträger, „hat im vergangenen Jahr in der Tanzakademie in Zürich enorme Fortschritte gemacht“, so die Jury. Braun stehe vor einer langen Karriere, die ihm und der Stadt Augsburg noch viel Freude machen werde. Braun will die 3000 Euro Preisgeld für die anstehenden Reisekosten verwenden, da er nun bei seinen ersten Bewerbungen bei den wenigen renommierten Ballettkompanien „teilweise um den ganzen Globus reisen muss“.

Die Werke von Robert Stark – Preisträger Bildende Kunst – sind als Architekturcollagen zu verstehen. Seine Kunst wurde mittels Fotografie auf Leinwand vorgestellt. Starks Objekte zitieren und zelebrieren Architektur als ironisches Abbild ihrer Denkungsart – von der Antike bis hin zur Architektursprache zeitgenössischer totalitärer Herrschaftssysteme.

Maximilian Lika – Preisträger Musik / Vokal – überzeugte das Publikum mit seiner wandlungsfähigen Baritonstimme, die sowohl leichtfüßige Lebensfreude als auch leidensfähigen Tiefgang vermittelt. Für Lika ist „Kultur die Gesamtheit der unverwechselbaren geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Eigenschaften einer Gesellschaft. Sie ist nicht nur das Jahrhundert alte Erbe einer Kulturgemeinschaft, sondern wirkt stets auch in die Gesellschaft zurück.“ Kunst könne deshalb nur sozial sein, schreibt Lika im Programmheft der Stadt. Keine Sonntagsrede, wie Lika mit seinem Projekt „Roll and Walk“ www.rollandwalk.de belegt. Lika nutzte die Situation geschickt, um noch auf der Bühne Kulturreferent Grab einen weiteren Zuschuss für Roll and Walk „abzuschwatzen“.

Barbara Mayer – Preisträgerin Musik / Komposition – knallte richtig rein. Crossover sei ihr Metier, so Mayer zu Horst Thieme, und zwei Minuten später überzeugte sie am Flügel mit wilder Expressivität und virtuosen Verfremdungen aus dem Fundus eines sehr breit angelegten Klavierrepertoires. Man könne ihre kompositorische Arbeit durchaus als Resultat und Präsentation ihrer persönlichen Eindrücke und Erfahrungen betrachten, so Barbara Mayer. Sie überbrücke Grenzen von Stilen und Genres, so die Jury, indem es ihr gelinge scheinbar Unvereinbares miteinander zu verbinden.

Die 34jährige Kathrin Schrocke – Preisträgerin Literatur – „stellt im stark ausdifferenzierten und kommerzialisierten Bereich der Kinder- und Jugendliteratur eine ernstzunehmende Stimme dar“, so die Jury. Auf der Bühne wehrte sich Schrocke gegen die aus ihrer Sicht zwanghafte deutsche Untugend der Kategorisierung in Erwachsenen- und Jugendliteratur. Sie schreibe Bücher für Erwachsene mit jugendlichen Protagonisten. In Spanien sei ein Buch von ihr, das in Deutschland unter Jugendliteratur liefe, übersetzt worden, „ganz normal für Erwachsene“ werde dort das Buch vermarktet. – Für die Sparte Architektur lag 2009 keine Bewerbung vor.

Bildunterschrift: Die Preisträger von links nach rechts: Kathrin Schrocke, Valentin Braun, Robert Stark, Barbara Mayer, Maximilian Lika, Jennifer Ruof.

Die Preisträger von links nach rechts: Kathrin Schrocke, Valentin Braun, Robert Stark, Barbara Mayer, Maximilian Lika, Jennifer Ruof.


Beim abschließenden Umtrunk wurde unter den zahlreich anwesenden Stadträten über die Eröffnungsrede des Kulturreferenten diskutiert. Der unter politischen Druck geratene Kulturreferent Peter Grab nutzte die Gelegenheit der Eröffnungsrede, um an diesem Abend – wie dies bereits bei Dr. Kotter und Eva Leipprand der Fall war – zum Jahresausklang seine kulturpolitische Ausrichtung und die daraus abzuleitenden Ziele darzustellen. Da sich Peter Grab nicht nur von der Rathausopposition die Vorwürfe gefallen lassen muss, dass seine Kulturpolitik zu wenig konzeptionell angelegt sei, dokumentiert die DAZ die „Grundsatzrede“ (Grab) leicht gekürzt.

» Grundsatzrede des Kulturreferenten (pdf 59 kB)