Kunstförderpreis 2017: Stadt ehrt junge Künstler
Der Kunstförderpreis der Stadt Augsburg bedeutet einen Motivationsschub für junge Künstler
Von Halrun Reinholz
Zum 58. Mal verlieh die Stadt Augsburg in diesem Jahr den Kunstförderpreis an junge Leute, die schon sehr früh wissen, dass sie ihr Leben der Kunst widmen wollen. Um solche Talente zu unterstützen, wurde der Preis 1958 ins Leben gerufen, damals jedoch nur für Bildende Künstler. Mittlerweile gibt es auch die Sparten Architektur, Musik, Literatur und Ballett. Über die eingereichten Bewerbungen entscheidet jeweils eine Fachjury.
Ausgehend von dem Valentin-Zitat: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ erinnerte Kulturreferent Thomas Weitzel in seinem Grußwort daran, dass Kunst der Inbegriff der Kommunikation unter Menschen ist, ja sogar ein „Kommunikationstrainer“, der für den sozialen Zusammenhalt sorgt. Sieben Preisträger konnten sich in diesem Jahr über eine „Anschubfinanzierung“ freuen – denn traditionell sind im Pool des Förderpreises auch private Stifter vertreten – Lions Club, Maureen Denman und Particula – die sich an dem Rahmen und den Konditionen des Kunstförderpreises orientieren. Zwar gingen die Einreichungen in diesem Jahr weiter zurück, der Architekturpreis wurde wie in den Jahren zuvor mangels Beteiligung nicht vergeben, dennoch hatten die Fachjurys die Qual der Wahl. Die Ausgezeichneten wurden in einer Feierstunde im Goldenen Saal geehrt. Horst Thieme stellte als Moderator alle einzeln vor und bot ihnen die Gelegenheit, aus ihren künstlerischen Nähkästchen zu plaudern und Kostproben ihrer Kunst vorzuführen.
Ein besonders junges Talent, der gerade mal 18-jährige Theodor Kollross, machte den Anfang. Er erhielt den Jazz-Sonderpreis des Lions Clubs Augsburg Elias Holl für die „strukturierte Klarheit und das hohe künstlerische Potenzial“ seines Klavierspiels. Überhaupt war die musikalische Sparte sehr dem Jazz verpflichtet, den Kunstförderpreis Musik teilten sich gleich zwei Jazz-Künstler: Mit einer angenehm souligen Stimme überzeugte Hanna Sikasa Jury und Publikum im Bereich Jazz-Gesang. Die andere Hälfte des Preises erhielt der Jazz-Percussionist Jonas Herpichböhm für seine „große stilistische Bandbreite“ mit der er auf verschiedenen Perkussionsinstrumenten eine tonale Vielfalt zaubert.
Der Kunstförderpreis Literatur ging an Alke Stachler, die bereits den Debütband „dünner ort“ herausgebracht hat und die Jury durch ihre „ausdrucksstarke bildhafte Sprache“ und die dabei konsequent verfolgte „formale Stringenz“ überzeugt hatte. Sie las einige teils noch nicht publizierte Texte, die Musik-Preisträger Theodor Kollross mit Improvisationen begleitete.
Der Kunstförderpreis Ballett wurde der 1998 geborenen Anna Viktoria Zesakes zugesprochen, die ihn leider wegen einer plötzlichen Erkrankung nicht selbst entgegen nehmen konnte. Armin Frauenschuh vom Augsburger Ballett verlas die Begründung der Jury, wonach die junge Tänzerin vor allem mit ihren selbst choreographierten Beiträgen „ein beachtliches Maß an tänzerischer und interpretatorischer Reife“ aufwies. Das Publikum musste dennoch nicht auf Live-Ballett verzichten, denn mit dem Kunstförderpreis wird auch immer der „Maureen-Denman-Ballettpreis“ verliehen. Den erhielt die 15jährige Tänzerin Amélie Rettenbacher, die mit erfrischender Natürlichkeit eine professionelle Performance auf die Bühne brachte und danach mit kindlicher Freude Rede und Antwort stand. Die Jury würdigte – im Hinblick auf ihr jugendliches Alter – ihre „Leidenschaft und Energie“, die es zu förden galt.
Im Bereich Bildende Kunst wurde als Sonderpreis ein Meisterklasse-Stipendium an die Kunststudentin Verena Kandler verliehen. Die Jury bescheinigte ihr „eine erstaunlich klar artikulierte künstlerische Bildsprache“, die durch einen künstlerischen Arbeitsaufenthalt neue Impulse bekommen sollte. Auch der private „Particula-Kunstpreis“, den ehemalige Kunstförderpreis-Träger gemeinsam ins Leben gerufen hatten, kürt jeweils ein Kunstobjekt. In diesem Jahr entschied man sich für das Projekt Grand Hotel Cosmopolis, das seit 2011 im Sinne eines erweiterten Kunstbegriffes kulturelles mit sozialem Engagement verbindet. „Eine Vision haben heißt: Mehr sehen als was vor Augen ist.“ Dieser Leitspruch zeichne das Konzept aus, das „solidarisch und phantasievoll Akzente für ein friedliches Zusammenleben und kreative gesellschaftliche Entwicklungen“ setzt. Zwei Vertreterinnen des Grand Hotel Cosmopolis, darunter eine Syrerin, die in einem eindrucksvollen englischen Text ihre Erfahrungen in diesem Projekt zusammenfasste, stellten das Konzept vor.
Dass die sehr unterschiedlichen Preisträger zumindest musikalisch unter einen Hut zu bringen sind, bewiesen die drei Musik-Preisträger, als sie zum Ausklang noch zwei Jazz-Nummern gemeinsam zum besten gaben und damit das Publikum im Goldenen Saal begeisterten.