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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kulturreferent gesucht

Kommentar von Siegfried Zagler

Die Grünen sind in der gestrigen Kulturausschusssitzung mit ihrem Ansinnen gescheitert, Peter Grab von der Verantwortung in Sachen Theatersanierung zu entbinden. Mit 7:6 stimmten die Stadträte dafür, dass Peter Grab weiterhin so tun darf, als wäre er Kulturreferent. „Noch 111 Tage“, so Karl-Heinz Schneider (SPD), dann dürfte dieser Spuk vorbei sein.

Es war eine richtige Entscheidung des Kulturausschusses, es war eine richtige Entscheidung des Oberbürgermeisters, Peter Grab nicht formal aus der Verantwortung der Theatersanierung zu nehmen. Und zwar deshalb, weil die Möglichkeit bezüglich eines weiteren Bau-Desasters, das Grab verursachen könnte, praktische nicht besteht. Im Sommer ist der Kulturausschuss dem Ansinnen Grabs gefolgt, eine 80.000 Euro-Stelle für einen Theatersanierungsspezialisten zu schaffen. Die Mittel sind beim Theater und werden möglicherweise bereits im kommenden Wirtschaftsplan realisiert. Nach der Erfahrung der gescheiterten „Container-Ausschreibung“ hat sich Grab mit diesem Schachzug gegen sich selbst versichert, was nicht nötig gewesen wäre. Mit der Sanierung soll im Sommer 2016 begonnen werden. Die Kommunalwahl ist im März 2014. In knapp vier Monaten wird es Peter Grab nicht gelingen in Sachen Theatersanierung noch einen Bock zu schießen. Warum ihn also öffentlich demütigen?

OB Gribl und die „Stadtregierung“ würden, würden sie den Grünen in ihrem Ansinnen folgen und Peter Grab als Referent in dieser rigorosen Form einen Gesichtsverlust zufügen, auch mit dem Finger auf sich selbst zeigen. Sie haben nämlich zusammen mit Peter Grab die schweren Kollateralschäden in der Kulturlandschaft der Stadt zu verantworten. Die Grünen sind schon sehr früh beim OB mit der Bitte vorstellig geworden, dass er Grab von der Leitung des Kulturausschusses entbinden solle. Kurt Gribl lehnte ab. Er wollte auch damals einen Gesichtsverlust des Referenten vermeiden. Eine Entscheidung, die der Schreiber dieser Zeilen dem Oberbürgermeister mindestens einmal im Monat schwer übelnimmt, nämlich jedes Mal nach einer langen, schlecht vorbereiteten  und unstrukturierten Sitzung des Kulturausschusses.

Ebenfalls – etwa in der Mitte der zu Ende gehenden Stadtratsperiode – wurden Stimmen innerhalb der Verwaltung laut, Gribl solle die Stelle des Kulturreferenten umschreiben, sodass Grab zwar formal noch Kulturreferent, praktisch aber nur noch ein Grußonkel ist. Gribl dachte nicht daran, dem Impuls der Verantwortung zu folgen, sondern ließ Grab weiter werkeln. Bernd Kränzle und der OB spielten lieber Ausputzer, als das Problem konsequent am Schopf zu packen. Die Chance, Peter Grab zu entmachten, wurde nie ernsthaft verfolgt. Warum sollte ihn also der Oberbürgermeister in den letzten Monaten seiner Amtszeit mit einer Maßnahme halboffiziell zu einer Witzfigur erklären?

Es soll an dieser Stelle nicht aufgelistet werden, was der Referent alles in den Sand gesetzt hat, nicht angepackt hat oder nicht zu Ende gedacht hat, sondern lediglich darauf hingewiesen werden, dass er den Kulturausschuss zu einem von sich selbst genervten Tollhaus verkommen hat lassen, in dem er, wie gestern, seitenweise aus Verwaltungsunterlagen vorliest, um dann wie ein Kind fragend in die Runde zu blicken, ob es auch alle in seinem Sinne verstanden haben. Hätten die Grünen gestern einen Geschäftsordnungsantrag gestellt, Grab soll von der Sitzungsleitung entbunden werden, hätten sich die anwesenden Journalisten das Applaudieren nur schwer verkneifen können. Politisch wurde vom Kulturausschuss in den zurückliegenden Jahren ganz selten eine erhellende Debatte geführt. Das hat nicht nur der Referent zu verantworten, doch er ist es, der den Preis dafür zu zahlen hat. In der politischen Stadt wird seit Monaten nicht darüber nachgedacht, ob Peter Grab für eine zweite Amtszeit in Frage kommt, sondern darüber, wer sein Nachfolger wird.