Kulturausschuss: schnell, sachlich und nichtssagend
Der Augsburger Kulturausschuss, der in der zurückliegenden Stadtratsperiode ein Skandalausschuss war, bearbeitete gestern eine kurz gehaltene Agenda. Stadtrat Andreas Jäckel (CSU) leitete den Ausschuss souverän. Debatten gab es keine. Das ist nur deshalb bemerkenswert, weil sich der Kulturausschuss offensichtlich auf dem besten Weg befindet, den Komödienstadel der vergangenen Jahre in eine neue Ära der Sachlichkeit zu überführen.
Von Siegfried Zagler
Nachdem das Theater zügig die Veränderungen im Bereich der Verwaltung der Kaufmännischen Direktion vorgestellt hat und die Stadträte diesen Bericht kommentarlos goutierten, war der Leiter des Hochbauamtes Günter Billenstein an der Reihe, ausgesuchte Masterarbeiten der Hochschule Rhein Main in Wiesbaden vorzustellen. Es handelte um Planungen bezüglich eines Römischen Museums am Predigerberg, die alle die dort ansässige Schule überplanten, also um Entwürfe, die eine Schule nicht vorsehen.
Bekanntermaßen hält die Augsburger SPD an ihrer Vorwahlkampfpositionierung fest, dass man zwar von einem Römermuseum am Pfannenstiel abrücken könne, aber nur, wenn die Schule am Predigerberg erhalten bleibt. Ein Abzug der Schule ist mit der neuen Stadtregierung nicht zu machen, weshalb am vergangenen Wochenende in Augsburg ein Workshop von vier (!) Planungsbüros stattfand. Auf der Agenda standen die ersten Machbarkeitsstudien zu einem Museum am Predigerberg mit Schule. Günter Billenstein stellte also über eine Stunde ehrgeizige Entwürfe vor, die über den Status der Seminararbeit nicht hinauskommen werden. Die Stadträte waren angesichts der Fülle des Vortrags sichtlich erschlagen. Nur Baron Rolf von Hohenhau gab frisch und munter zu Protokoll, dass man sich als ehemalige Römische Provinzhauptstadt Raetiens nicht mit einer Billiglösung zufrieden geben dürfe.
Dann stellte Stefan Sieber den Stadträten das Modularfestival 2013 vor, das aufgrund des schlechten Wetters eine Indoor-Veranstaltung wurde, weshalb trotz ständig ausverkaufter Vorstellungen der 330.000-Euro-Etat gerade mal um zarte 7.900 Euro überzogen wurde. Dieses Jahr ist Biennale-Pause und im kommenden Jahr wird, da ist sich Sieber sicher, das Defizit durch ein leichtes Plus wettgemacht.
Die Kommission für Erinnerungskultur tagte kürzlich zum ersten Mal. Sie soll in einen Beirat für Erinnerungskultur überführt werden. Mehr war im Kulturausschuss nicht zu erfahren. (Dabei wurde in der ersten Sitzung immerhin beschlossen, dass zur zweiten Sitzung in Sachen „Stolpersteine“ der Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, Henry G. Brandt, sowie Miriam Friedmann eingeladen werden sollen. Bekanntermaßen hat sich Brandt gegen die Setzung von Stolpersteinen ausgesprochen, während Miriam Friedmann sich für eine Erinnerung an ihre Verwandtschaft in dieser Form aussprach. Nicht weniger problematisch dürfte das Anliegen der in Augsburg lebenden Assyrer sein, die den Wunsch geäußert haben sollen, dass die Stadt ein Mahnmal bauen solle, das den Völkermord der Türken an den Assyrern erinnert.).
Danach waren, zackbumm, die so genannten „Bluespots“ dran. Sie durften ihre vergangene wie zukünftige Theaterarbeit vorstellen, von Auszeichnungen berichten, die sie bekamen und diejenigen erwähnen, die sie bekommen werden. Petra Leonie Pichler trug vor. Frau Pichler kann sich (und ihre Companie) sehr charmant darstellen. Nachdem der außerordentliche künstlerische Mehrwert der Bluespots ohnehin keine Frage war, wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit übers Geld gesprochen. Bluespots Produktions soll wie in der Ära Grab mit jährlich 15.000 Euro von der Stadt gesponsert werden. Beschlossen wurde nichts, musste auch nicht, da diese Summe ohne Stadtrat bewilligt werden könnte, weil sie innerhalb des Verfügungsrahmens der Verwaltung liegt.