DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Bundesliga

Kommentar zur Bundesliga: Warum Schalke absteigt und Bayern Meister wird

Nichts ist unwichtiger als Fußball, gerade in dieser Krisenzeit, die kein Ende zu nehmen scheint. Doch auch in Zeiten von Corona darf über Unwichtiges gelacht werden. Über Schalke 04 zum Beispiel.

Von Siegfried Zagler

Zwei Klubs, die unterschiedlicher in ihren Ansprüchen kaum sein könnten: Schalke will stets zu viel und der FCA meist zu wenig. Die Augsburger sind wirtschaftlich kerngesund, während den Königsblauen der Pleitegeier am Fersenbein knabbert.

Es scheint auf den ersten Blick ziemlich billig zu sein, dem FC Bayern München die 8. Deutsche Meisterschaft in Folge vorherzusagen, da die Tabelle nach dem 18. Spieltag eine einfache Geschichte erzählt: Die Konkurrenz um die Meisterschaft ist immer noch zu schwach, um selbst schwächelnde Münchner unter Druck zu setzen. Einverstanden: Es ist auch nach dem zweiten Blick – und im Grunde immer billig, den Bayern die nächste deutsche Fußballmeisterschaft zuzutrauen.

Und Schalke? Der Abstieg des Revierklubs ist genauso in Stein gemeißelt wie die Münchner Meisterschaft! Die Fragen, die also im Raum des deutschen Profifußballs stehen, sind schnell gestellt: Wer schafft es neben München und Leipzig in die Champions League, wer in die Europa League? Wer gewinnt den DFB-Pokal? Wer steigt zusammen mit Schalke direkt ab? Mainz, Köln, Bielefeld – oder stürzt gar Hertha zusammen mit den freigestellten Michael Preetz und Bruno Labbadia ins Nichts?

Auch die Begründung für den (fast) sicheren Abstieg von Schalke lässt sich aus der Tabelle ableiten. Erstens historisch: Mit 7 Punkten nach 18 Spielen konnte in der Bundesliga noch keine Mannschaft dem Abstieg entrinnen.

Zweitens stochastisch: Sind wir königsblau optimistisch und nehmen an, dass 31 Punkte für den Relegationsplatz reichen würden, dann müssten die Schalker in den verbleibenden 16 Spielen 24 Punkte holen, also 1,5 Punkte pro Spiel. Das wären acht Siege aus 16 Spielen, oder sieben Siege und 3 Unentschieden usw.. Das scheint zwar nicht unmöglich, aber eben ziemlich unwahrscheinlich. Man müsste den Schalkern bei jedem Spiel eine 50-prozentige Siegchance zugestehen, dann läge die Erreichbarkeit des Relegationplatzes noch im kalkulierbaren Bereich. Allerdings nur, falls zwei Mannschaften weniger als 31 Punkte holen, was man diese Saison fast auschließen kann. Und natürlich liegen die Siegchancen der Schalker bei nahezu jedem Gegner der Liga unter 50 Prozent.

Also liebe Augsburger, die ihr aus euren schwierigen Biographie heraus Schalker Fans wurdet (namentlich sollen Richard Goerlich, Udo Legner und Edgar Mathe erwähnt sein): In der Zweiten Liga wird auch Fußball gespielt – und ohnehin gilt, dass man gesund bleiben soll.

______________________________________________________________________________

Und der FCA? Die Augsburger haben von den Mannschaften im hinteren Tabellendrittel die stärkste Abwehr und den stärksten Torwart. Das sollte genügen, um mit dem Abstieg wenig zu tun zu haben. Fest steht aber auch, dass das zumeist planlose nach vorne Gekicke kaum noch zu ertragen ist. Dem FCA fehlt im Mittelfeld Kreativität, Passgenauigkeit, Dynamik und Entschlossenheit. Diese Attribute kann sich ein Trainer nur schwer aus dem aktuellen Kader herausschnitzen. Dieses Manko begleitet den FCA schon lange und hat etwas mit der Personalplanung von Reuter und Co. zu tun. Sollte Heiko Herrlich frühzeitig gehen müssen, wäre er wie Baum und Schmidt zuvorderst Opfer eines Kaders, den Herrlich nicht zu verantworten hat.