Meinung
Kommentar: Warum Weitzel gehen muss
Warum Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel seinen Abgang selbst zu verantworten hat
Kommentar von Siegfried Zagler
Augsburgs scheidender Kulturreferent Thomas Weitzel ist im Mai 2014 Kulturreferent geworden, weil er quer durch die Kulturszene in sein Amt gelobt wurde. Mit den Vorschusslorbeeren eines kulturaffinen, verwaltungserfahrenen und parteilosen wie kompetenten Fachmannes wurde er von einer großen Schar Kulturschaffender vors OB-Referat getragen und schließlich vom damals mächtigen OB Gribl geprüft und für gut befunden.
Eine falsche OB-Expertise und ein großes Missverständnis seitens der Kulturschaffenden, die Weitzel als beflissenen Leiter des Kulturamtes kannten und ihn als passendes Korrektiv zum Blendwerk seines Vorgängers betrachteten, hievten einen Mann in die Politik, der das Wesen der Politik nie verstanden hat.
Thomas Weitzel wird am heutigen Montag auf der konstituierenden Sitzung des Stadtrates von den Mitgliedern der neuen Stadtregierung nicht mehr zur Wahl vorgeschlagen werden. Der Stadtrat wird darüber abstimmen, ob man die Stelle des Kulturreferenten ausschreibt oder nicht. Weitzel könnte sich über diese Ausschreibung erneut um die Fortsetzung der Stelle bewerben, die ihm vom Stadtrat verwehrt wurde, doch das wäre absurd, weil die Möglichkeit auf Wiedereinstellung gegen Null ginge.
Weitzel ist weg. Er ist von der Politik aus der Riege der Entscheider und Gestalter entfernt worden, weil er in den vergangenen Jahren kaum gestaltet, kaum entschieden hat. In der politischen Stadt ist kein Projekt bekannt, das Weitzel begonnen, vorangebracht und erfolgreich durchgeführt hätte. Weitzel kann keine erkennbare politische Handschrift vorweisen, hat keine Spur gelegt, selten ein öffentliches Statement abgegeben und keine öffentlichen Ansagen gemacht, wohin sich die Kulturstadt Augsburg entwickeln solle. Er hat keinen Plan vorgelegt, sondern Gutachten in Auftrag gegeben oder alles aus der Verwaltung heraus geschehen lassen. Und er hat immer dann besonders laut geschwiegen, wenn eine Ansage dringend notwendig gewesen wäre, wie zum Beispiel beim Thema “Sicherer Hafen” beim Friedensfest (zum Kulturreferat gehörend) oder bei der kryptischen OB-Verfügung zum Begleitprogramm des Friedensfestes. Thomas Weitzel hat keine Kulturpolitik gemacht, sondern als städtischer Angestellter ein Amt ausgeführt. Wer so agiert, macht sich leicht ersetzbar.
Diese DAZ-Beurteilung mag anmaßend und vernichtend wirken – auf den ersten Blick, doch wenn man genauer hinschaut, dann beschreibt sie eine schlichte Wahrheit, besser: eine politische Wirklichkeit, die sich leicht erkennen ließe, wenn man dazu bereit wäre.
Diese Beurteilung wäre in der DAZ nie und nimmer erschienen, da man nicht nachtarocken möchte, wenn bereits alles entschieden ist. Doch bereits zum zweiten Mal forderte am Samstag das lokale Feuilleton der Augsburger Allgemeinen die Politik auf, der Öffentlichkeit zu erklären, warum ein “kompetenter Fachmann” wie Thomas Weitzel nicht bleiben dürfe. Das konnte nur rhetorisch gemeint sein.
Eva Weber würde sich als Oberbürgermeisterin nämlich schwer disqualifizieren, würde sie öffentlich erklären, warum Weitzel seinen Hut nehmen musste. Schweigen ist bei Personalien stets notwendig aus Verantwortung der gekündigten Personen gegenüber. Schweigen ist seitens der Politik auch das Eleganteste, zumal sich Eva Weber und CSU-Parteichef Volker Ullrich vor der Wahl in DAZ-Interviews lobend vor Weitzel gestellt haben, intern galt jedoch die formlose Abmachung, dass Weitzel leicht “geopfert” werden könnte, sollte er auf der CSU-Liste auch nur drei Plätze nach hinten gewählt werden. Augsburgs Kulturreferent verlor sechs Plätze. Thomas Weitzel ist somit im demokratischen Sinn abgewählt worden.
Jemand, der sechs Jahre Zeit hatte, sich in zahllosen Veranstaltungen als Vertreter der Stadt zu präsentieren, wird in aller Regel auf einer CSU-Liste nach vorne gewählt. Wie kam es dazu, dass Augsburgs Kulturreferent bei den Wählern offenbar nicht ankam? Eine Frage, die man nur im Spekulationsmodus beantworten kann.
Besser ist demnach die Frage: Wie kommen zahlreiche Leserbriefschreiber und Rüdiger Heinze, Theaterkritiker bei der Augsburger Allgemeinen, zur Einschätzung, dass mit Thomas Weitzel ein ausgewiesener und kompetenter Fachmann an der richtigen Stelle gewesen sei? Was verursacht dieses Denken? Welche Errungenschaften in den vergangenen Jahren führen zu diesem Urteil? Schauen wir also genau hin und beginnen mit den Projekten, die mit Thomas Weitzel zu tun haben – oder zu tun haben sollten:
I Welterbe
Der größte kulturelle Coup der vergangenen sechs Jahre, nämlich die UNESCO-Ernennung zum Weltkulturerbe in Sachen Wasserwirtschaft, wurde nicht von Weitzel angestoßen, wurde nicht von ihm vorangebracht und somit auch nicht erfolgreich durchgeführt. “Weitzel musste erst zum Wasser getragen werden”, sagen Personen, die von Beginn an dabei waren, aber nicht genannt werden wollen. Auf dem letzten Drittel des Weges, als sich nach vielen Mühen und Gutachten der Erfolg abzeichnete, begleitete er das Projekt. Kaum war der Titel erteilt, hörte man Weitzel sagen, dass man sich der Folgekosten bezüglich eines Informationszentrums nicht sorgen müsse, sondern sich Zeit lassen könne, wie das in anderen Städten auch der Fall sei. Statt Tempo zu machen, ein Konzept für diesen Auftrag anzumahnen, trat Weitzel erstmal auf die Bremse.
II Mozarthaus
Die Renovierung und Neueinrichtung des Mozarthauses geht auf Weitzel zurück. Weitzel sitzt der deutschen Mozartgesellschaft vor, die ihren Sitz in Augsburg eben in diesem Mozarthaus hat. Der Hauptgrund für die Bewilligung der Mittel war der 300. Geburtstag von Leopold Mozart im November 2019. Dieses Jubiläum wollte die Stadt im großen Stil mit der Eröffnung des Mozarthauses begehen. Im Mozarthaus waren zahlreiche Veranstaltungen geplant, die verlegt werden mussten, weil die Renovierungsarbeiten erst beendet wurden, als das Mozart-Jubiläum längst vorbei war. Zu verantworten hat diesen Fauxpas kein anderer als Thomas Weitzel mit einem falschen Zeitplan: Bereits vor der Vergabe des Projekts wurden von verschiedenen Stellen darauf hingewiesen, dass das Projekt niemals termingerecht fertig werde.
III Brechthaus
Auf seiner ersten Kulturausschusssitzung gab Weitzel sein einziges politisches Versprechen: Das Brechthaus solle ein Literaturhaus werden. Geschehen ist nichts, wenn man davon absieht, dass die Mietverträge im Obergeschoss nicht verlängert wurden. Das Brechthaus dümpelt als schwach besuchtes Museum ohne einen formulierten Auftrag seit Jahrzehnten dahin. Es gehört zu den Kunstsammlungen, wird vom Kulturreferat verwaltet, von der Regio bespielt und nicht seriös kuratiert. Daran hat Weitzel nichts verändert.
IV Brechtfestival
Weitzel hatte als Leiter des Kulturbüros die “Marke Brecht” unter seinen Fittichen und entwickelte unter Kulturreferentin Eva Leipprand, wie sie selbst sagt, Bert Brecht recht erfolgreich zum Festivalkonzept. Aufgrund des Politikwechsels 2008 wurde Albert Ostermair von Joachim Lang als Festivalleiter ersetzt. Lang hatte es nicht einfach, weil die Grünen das neue Konzept torpedierten. Weitzel mischte im Hintergrund munter mit, als es darum ging, das Festival und seinen neuen Festivalleiter Joachim Lang zu desavouieren. Auch bei der DAZ fand Langs biografischer Neuansatz wenig Gefallen. Doch was nach Lang unter Weitzels Verantwortung mit dem Brechtfestival geschehen sollte, spottet jeder Beschreibung: Auf Langs umstrittene Brückenpfeiler erstellten die folgenden Festivalleiter gutgemeintes Diskurstheater und Zirkusevents, die selten über das Niveau eines Feuerwehrballs hinaus kamen. Vielleicht ist das ein wenig überzeichnet, fest steht allerdings die Tatsache, dass unter Weitzel das Brechtfestival einen künstlerischen Niedergang zu vermelden hat, wie man sich ihn nicht vorstellen konnte.
V Mozartfestival
Das Mozartfestival, das bis zu Weitzels Wechsel ins Kulturreferat dem Kulturbüro (also Weitzel) unterstellt war, erhielt mit Simon Pickel einen Dauerorganisator. Dafür machte sich Weitzel stark. Pickel legte einen furiosen Start hin, inzwischen tritt das Festival jedoch auf der Stelle.
VI Jazzsommer
Der internationale Jazzsommer im Botanischen Garten ist ein städtisches Format, das seit 25 Jahren existiert und Kritiker wie Publikum begeistert. Im letzten Jahr gab Festivalleiter Christian Stock überraschend bekannt, dass er nicht mehr zur Verfügung steht. Ob das Format mit seinem Nachfolger die Klasse hält, ist offen.
VII Römisches Museum
Für das Römische Museum, das nach seinem Auszug aus der Dominikaner Kirche ein Schattendasein in der Toskanischen Säulenhalle fristet, sind zum Teil umstrittene Konzeptideen erstellt worden, die alle auf die ganz lange Bank geschoben wurden. Hier gilt die Befürchtung, dass unter Weitzels Ägide die Interimssituation einzementiert wurde.
VIII Der Fall Höhmannhaus
Eine kleine Staatsaffäre, weil der Chef der Städtischen Kunstsammlungen Christof Trepesch zu wenig Miete verlangt und bezahlt haben soll – auch nachdem er vom Rechnungsprüfungsamt aufgefordert wurde, den Mietzins des Hauses anzupassen. Weitzel war es, der den Fall nicht auflösen konnte, sondern ein Gutachten bezüglich einer ortsüblichen Miete in Auftrag gab. Die Stadt strengte ein Disziplinarverfahren gegen Trepesch an, das eingestellt wurde. Übrig blieben Kosten von knapp 100.000 Euro und ein angezählter Kulturreferent, der mit dem Satz – “Nach erster Sichtung könnte die Stadt Augsburg von einem Schaden in nicht unerheblicher Höhe betroffen sein” (gemeint war das Gutachten) – einen städtischen Angestellten der Vorverurteilung preisgab. Ein unverzeihlicher Fehler, der möglicherweise das Wählerverhalten innerhalb der CSU-Liste erklärt.
IX Erinnerungskultur
Nach einem lang andauernden Prozess konnte sich die städtische Kommission zur Erinnerungskultur auf einen Stolperstein-Kompromiss verständigen, der zu Verwerfungen innerhalb der Initiativen führte, und eine bizarre Opferdiskussion evozierte. Bei der Umbenennung der Werner-Egk-Schule stimmte der Stadtrat gegen die Empfehlung der Expertenkommission, der Weitzel vorsaß, stimmte der Stadtrat gegen die Empfehlung der Schulleitung und der Schulfamilie. Eine Ungeheuerlichkeit, die mit der Meinungsumbildung der CSU-Fraktion zu tun hatte, der Weitzel angehörte und bei der er nicht zum ersten Mal kein Gehör fand, obwohl er ihr von Beginn an angehörte.
X Sanierung Staatstheater
Die Sanierung des Staatstheaters ist so, wie sie geplant wurde, ein schwerer Fehler, der der Stadt noch öfters auf die Füße fallen wird. Darüber hat die DAZ viel geschrieben. Diesen Fehler dem Kulturreferenten anzukreiden, wäre allerdings falsch. Das Sanierungsprojekt, das bereits vor der Coronakrise ins Stottern kam, geht allein auf Ex-OB Gribl zurück, der zusammen mit Eva Weber und dem Gesamtstadtrat die Planung samt Kreditfinanzierung dergestalt entschlossen durchsetzte, als gäbe es kein Morgen. Weitzel hätte das Projekt der Stadtgesellschaft verkaufen sollen. Trotz eines groß angelegten Bürgerbeteiligungsverfahrens und zahlreichen Meetings mit Projektgegnern ist das nicht gelungen.
XI Halle 116
Die Halle 116 ist eine Halle, die in der dunkelsten Phase der deutschen Geschichte ein Außenlager Dachaus war. Aus diesem Grund wurde bei der Umwandlung der ehemaligen Sheridan-Kaserne auf ihren Abriss verzichtet und ein Gutachten in Auftrag gegeben, wie man die riesige Halle als Gedenkort gestalten könnte. Das Gutachten von Dr. Gassert verschwand in der Schublade, dann geschah wiederum viele Jahre nichts, bis sich eine mächtige Bürgerinitiative der Sache annahm. Unter der Ägide Weitzel sind geringfügige Projektmittel für Ausstellungen geflossen. Einen großen Plan gibt es noch nicht. Immerhin steht dieses Projekt im aktuellen Koalitionsvertrag der neuen Stadtregierung. Was das mit Thomas Weitzel zu tun hat? Nichts.
XII Freilichtbühne
Die Augsburger Freilichtbühne ist ein kleines Juwel in der Reihe der Veranstaltungsorte. In den 70er und 80er Jahren fanden dort pro Saison zwei Musikpremieren statt – manchmal sogar drei. In der Grab Ära verkam dieser Ort zu einer Musicalbühne. Weitzel änderte daran nichts, unternahm auch nichts gegen den strukturellen Sanierungsfehler, die Freilichtbühne aus der Sanierungsplanung herauszunehmen, sondern gab ein rechtliches “Angst-Gutachten” in Auftrag mit der Fragestellung, welche Rechte die Anwohner bezüglich der Lärmemissionen hätten, würden sie klagen. Damit sind Konzerte von privaten Veranstaltern aus dem Programm dieser Bühne verschwunden.
XIII H2
Im Glaspalast bemüht sich seit geraumer Zeit der Leiter des Museums für Gegenwartskunst um einen Etat, den es nicht gibt. Daran hat sich auch unter Weitzel kaum etwas geändert.
XIV Zeitungsmuseum,
Am 17. September 2013 stellten SPD, Pro Augsburg und die CSU einen fraktionsübergreifenden Antrag auf Prüfung der Umsetzung eines Zeitungsmuseums in Augsburg. Im Mai 2014, Weitzel war gerade frisch ins Amt gewählt, schrieb die Augsburger Allgemeine, dass möglicherweise die ehemalige Kunsthalle gegenüber der Kongresshalle der Standort des nationalen Zeitungsmuseums werden könnte, in das die umfangreiche Sammlung zur Geschichte des deutschen Zeitungswesens Platz finden könnte. Eine ungeheuerliche Sammlung, die der Pressehistoriker Martin Welke gesammelt hatte. Geschehen ist nichts. Das in der Tat umfangreiche Material von Welke ist in einem städtischen Lager archiviert worden.
XV Architekturmuseum
Das Architekturmuseum schloss in Augsburg wegen eines Kompetenzstreits seine Pforten, ohne dass von der Stadt dagegen eine Initiative entwickelt worden wäre.
XVI Staatsgalerie
Die Bayerische Staatsgalerie zog aus der weitläufigen Halle im Glaspalast aus, weil der Freistaat anhand der Besucherzahlen keine Zukunft mehr sehen konnte. Wie die Halle genutzt wird, ist aktuell offen. Die Stadt – nicht Weitzel – brachte die Landeszentrale für politische Bildung ins Gespräch. Mit Verzögerung winkte München ab. Dann kam Eva Webers Wahlkampf-Idee, an diesem Ort ein digitalisiertes Museum die römische Geschichte der Stadt erzählen zu lassen. Dieser Vorschlag hat keinen Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden. Weitzels Beiträge zur Nutzung dieser ehemaligen Halle der Hochkunst gehen gegen Null.
XVII Lettl-Museum, Ehlers, Kaiser Augustus
Ein eher unterschwelliges Projekt, das Lettl-Museum wurde von der CSU gegen den Willen von Weitzel durchgesetzt. Dem Geschäftsführer des Kurhaustheaters in Göggingen wurde seitens der Stadt fristlos gekündigt, weil die Stadt ihm, um es vorsichtig zu sagen, Unregelmäßigkeiten in der Kassenführung vorwarf. Wie es zu diesem Vorwurf kommen konnte, blieb unkommuniziert. Der tüchtige Geschäftsführer wurde jedenfalls vom zuständigen Gericht freigesprochen und wurde in Augsburg seither nicht mehr gesehen. 2014 hätte die Stadt ein großes Jubiläum feiern können: Am 19. August hatte sich der 2000. Todestag von Kaiser Augustus gejährt. Die Stadt Augsburg, immerhin von diesem römischen Kaiser gegründet, verschlief dieses Datum komplett.
XVIII Der Bahnpark
Der Bahnpark wird seitens der Stadt seit Jahrzehnten Privatpersonen überlassen, denen Mittel und das Know-How fehlen, um diese Perle der Eisenbahngeschichte zu einem tragfähigen musealen Park zu entwickeln. Die 50.000 Euro, die die Stadt in die Bahnpark Augsburg gGmbh investiert, reichen nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Thomas Weitzel zeigte die Tendenz, diesen Schwebezustand zu beenden – in Richtung Sterben.
IXX Die Kommunikation
Man könnte mit gutem Willen sagen, dass Thomas Weitzel nicht erst jetzt ein Spielball der politischen Kräfte wurde, sondern bereits während seiner Amtszeit ein wehrloses Opfer der Parteigranden beziehungsweise von OB Gribl war. Das wäre nicht ganz falsch, doch Weitzel hat sich gern – und tut das wohl heute noch – als Opfer stilisiert. Niemand unter den Kulturschaffenden wäre auf die Idee gekommen, dass Thomas Weitzel Mitglied der CSU-Fraktion war. Als die DAZ aufdeckte, dass er in der CSU-Fraktion Antragsrecht und Stimmrecht hatte – und er von Beginn an von seinem städtischen Salär in die Parteikasse einbezahlte, stieß die DAZ überall auf ungläubiges Staunen, da Weitzel stets auf seine Überparteilichkeit Wert legte.
“Ich hätte mich niemals so vertrauensvoll mit ihm unterhalten, wenn ich das gewusst hätte”, so Ex-Stadtrat und Mitglied des Kulturausschusses Oliver Nowak. An Weitzels Trickserei störte sich Nowaks Kollege Otto Hutter nur marginal. Hutter war ebenfalls im Kulturausschuss und Mitglied der “Erinnerungskommission”, der Weitzel vorsaß. Hutter sagte wörtlich, dass er die ganzen Jahre darunter litt, dass er Thomas Weitzel schon nach kurzer Zeit nicht mehr zuhören wollte. “Er hat die Gabe, alles mit dem gleichen Tonfall zu begradigen, und zwar so lange, bis man keine Energie mehr hat, dagegen zu sprechen.”
XX Das Ende
Hätten sich Rüdiger Heinze und die Leserbriefschreiber, die bisher mit keinem einzigen Satz ihre steile These vom “kompetenten Fachmann” begründet haben, nur einige Male in den Kulturausschuss begeben, würden sie verstehen, was Hutter meinte, als er von der DAZ gefragt wurde, was er denn von Weitzel halte.
Kritik an Weitzel erreichte die DAZ nicht nur von den linksgedrehten Nowak und Hutter, sondern auch von den Grünen und der SPD. Zuletzt kamen auch kritische Signale aus der CSU. Die wenigsten Kritiker wollen genannt werden, da sie keine Nachtreter sein wollen, wie es unisono hieß. Ausnahme: Baron Rolf von Hohenhau, ebenfalls Mitglied im zurückliegenden Kulturausschuss. Hohenhau gehört zum erzkonservativen Flügel der Augsburger CSU und regte sich besonders über Weitzels Vorgehen bei der Causa Höhmannhaus auf. “Er hat mich immer erschlagen, aber nie überzeugt.”
Weitzels Amtszeit fiel in eine Stadtratsperiode, in der die Stadt so viele Steuermittel wie noch nie zur Verfügung hatte. Und dennoch wurde außerhalb der Theatersanierung verhältnismäßig wenig in die Kultur investiert. Wenn man von den Geschenken des Freistaats absieht, hat die Kulturstadt Augsburg zwölf verlorene Jahre hinter sich. Wobei man Peter Grab noch zugute halten muss, dass er sparen musste. Ex-OB Kurt Gribl hatte sich bei der Besetzung seiner Referenten mehrfach vertan. Besonders hart traf es dabei die Kultur.