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Donnerstag, 21.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Kommentar: Tölzer ist nicht mehr vermittelbar

Warum Steffen Tölzer als Spieler zurücktreten muss

Kommentar von Siegfried Zagler

Panther-Kapitän und AEV-Legende Steffen Tölzer (34) hat im vergangenen Jahr nach einem Oktoberfestbesuch bei einem verbalen Streit mit Gerangel einen damals 48-jährigen Mann auf ein S-Bahn-Gleis gestoßen. Das Opfer erlitt dabei Verletzungen im Gesicht und wurde von einem Bekannten wieder vom Gleisbett gezogen. 12 Sekunden bevor die S-Bahn einfuhr. Tölzer habe sich entschuldigt und hat sich mit der nächsten S-Bahn vom Tatort entfernt. Bei den Ermittlungen wurde Tölzer von den zuständigen Beamten wohl mithilfe von Überwachungskameras identifiziert. Die Staatsanwaltschaft erließ daraufhin einen Strafbefehl mit dem Vorwurf „gefährliche Körperverletzung mittels einer das Leben gefährlichen Behandlung“. Das Strafmaß: Freiheitsstrafe von elf Monaten auf Bewährung. Tölzer hat den Strafbefehl akzeptiert, der am 10. März rechtsgültig wird. Tölzer ist dann vorbestraft.

Soviel zu den Fakten. Gestern wurde die Öffentlichkeit darüber von der Panther-GmbH informiert. 

„Was ich getan habe, tut mir unglaublich leid. Ich übernehme von Anfang an die komplette Verantwortung für mein Handeln und kooperiere ohne Einschränkung mit den Behörden. Es steht außer Frage, dass ich auch weiterhin alle Konsequenzen für mein Vergehen vollumfänglich trage. Da ich meiner Vorbildfunktion abseits des Eises in keiner Weise gerecht geworden bin, lege ich mein Kapitänsamt bei den Augsburger Panthern mit sofortiger Wirkung nieder. Ich möchte mich in aller Form und aufrichtig beim Geschädigten, meinem Club, meinen Teamkollegen sowie natürlich allen Fans und Sponsoren entschuldigen. So etwas hätte mir niemals passieren dürfen.“ So die Stellungnahme von Tölzer. 

„Steffen Tölzer hat uns nach Zugang des Urteils eingehend informiert. Wir schätzen seine Ehrlichkeit, verurteilen seine Tat aber aufs Schärfste. Sein Handeln ist mit den Werten unseres Clubs nicht vereinbar und schadet unserer Organisation. Den angebotenen Rücktritt vom Amt des Mannschaftskapitäns haben wir akzeptiert. Dennoch werden wir Steffen in diesem auch für uns unschönen Kapitel unterstützen und nicht fallen lassen. Wir kennen ihn als untadeligen Sportsmann, der für seine ehrliche und zuverlässige Arbeit anerkannt ist“, so Panther-Gesellschafter Lothar Sigl.

Weiter heißt es im Text, dass Tölzer mindestens am kommenden Wochenende in der Deutschen Eishockey Liga für die Augsburger Panther nicht zum Einsatz kommen wird und eine Geldstrafe erhielt.

So die Stellungnahmen der Betroffenen, die genau so ausfallen, wie sie in einem Fall wie diesem auszufallen haben. Unerwähnt bleibt dabei, dass Tölzer noch vor drei Wochen einen neuen Vertrag über ein weiteres Jahr mit den Panthern abgeschlossen hat, ohne diese von seinem Vergehen zu informieren. 

Oder er hat Sigl informiert und beide Vertragspartner hofften darauf, dass die Angelegenheit nicht an die Öffentlichkeit kommt. Diese Rechnung hätten sie dann ohne die Bild-Zeitung gemacht. 

Um solche Spekulationen zu vermeiden und um die Werte der Curt-Frenzel-Familie nicht auf die Probe zu stellen, ist es mit den bisher aufgezählten Maßnahmen (Rücktritt Kapitän, Geldstrafe, ein-zwei Spiele Pause) nicht getan. Steffen Tölzer ist als Spieler des AEV nicht mehr vermittelbar. Er und der AEV hätten verantwortungsvoll gehandelt, hätte Tölzer seinen sofortigen Rücktritt als Spieler erklärt. Nach der Tat einfach weiterspielen und nach Bekanntwerden der Tat ein bisschen Asche aufs Haupt, ein bisschen Aussetzen und schauen wie das ankommt, ist in diesem Zusammenhang eine Zumutung, die nicht zu akzeptieren ist.

Festzuhalten ist aber auch, dass Steffen Tölzer mit dieser Straftat nicht auf ewig ein gezeichneter Straftäter sein darf. Verzeihen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Rechtsstaatlichkeit. Ohne das Konzept der Vergebung gäbe es kein Streben nach Gerechtigkeit. Der Prozess des Verzeihens braucht jedoch Zeit. Mund abwischen und weitermachen würde dieses Prinzip mit Füßen treten.