MEINUNG
Kommentar: Die Zustände, die sie kritisieren müssen, haben sie selbst geschaffen
Ja, Martina Wild hat eine gute Wahlkampfrede gehalten und Ja, die Grüne Wild wäre eine Alternative zu Eva Weber, der OB-Kandidatin der CSU, die nach dem Rückzug des amtierenden Oberbürgermeisters Kurt Gribl, eine Quasi-Oberbürgermeisterin ist.
Kommentar von Siegfried Zagler
Festzuhalten ist allerdings, dass sich die Grünen als Teil der Gribl/Weber Ära definieren lassen müssen. Und somit eine Politik mitzuverantworten haben, die aus Kundensicht eine strukturschwache wie teuere ÖPNV-Versorgung beinhaltet und kaum Fortschritte für den Fahrradverkehr zu verzeichnen hat. Kein „Wild-Wort“ zur Rekordverschuldung der Stadt und zur gescheiterten Wirtschaftspolitik, die immerhin die direkte Konkurrentin, also Wirtschaftsreferentin Weber zu verantworten hat.
Die gescheiterte Fusion, die die Grüne Stadtratsfraktion mehrheitlich wollte, die gescheiterte Fahrradstadt, die irrwitzige Finanzierung der Theatersanierung und die ständigen Überschreitungen der zulässigen Stickoxidwerte in der Innenstadt: Sich davon zu distanzieren würde die Glaubwürdigkeit der Augsburger Grünen deutlich erhöhen und auch das Scheitern des Dreierbündnisses untermauern. Die Zustände, die sie kritisieren müssen, haben sie selbst mitgeschaffen. Seit 2002 waren die Grünen zweimal Regierungspartei im Rathaus. In 11 Jahren der letzten 17 Jahre haben sie mitregiert.
Die Glaubwürdigkeit der Augsburger Grünen im Kampf um die politische Macht wird also davon abhängen, ob sie sich selbst an die Nase fassen können und zur Selbstkritik fähig sind. Bisher war davon nichts zu vernehmen.