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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Kleines Haus“

Neuplanung der Interimsspielstätte im Bauausschuss

Zum zweiten Mal in dieser Woche stellte Baureferent Gerd Merkle die Neuplanung der Interimsspielstätte für das Schauspiel vor. Im Bauausschuss als Fachgremium standen am gestrigen Donnerstag vor allem technische und finanzielle Aspekte im Vordergrund.

Erntete deutlich weniger Euphorie als noch am Montag im Theater-Werkausschuss: neuer Entwurf zur Interimsspielstätte im Bauausschuss (Visualisierung: Ing.-Büro Bestler)

Nach der Präsentation der Pläne und der Kosten hinterfragten die Stadträte Dr. Stefan Kiefer, Stefan Quarg und Klaus Kirchner (alle SPD) vor allem die geschätzte Bausumme. Die liegt mit 5,3 Mio. Euro ein gutes Stück unter dem Angebot für die Vorgängerlösung des temporären Schauspielhauses – trotz Flächenzuwachs. Gerd Merkle wies auf den Schätz-Charakter der vom Ingenieurbüro Bestler benannten Kosten hin, ließ jedoch keinen Zweifel an der korrekten Arbeit des Augsburger Büros aufkommen, ebenso wie Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg). Durch die getrennte Ausschreibung nach Gebäude, Haustechnik und Bühnentechnik sei ein besseres Ergebnis zu erwarten, so OB Kurt Gribl, der sich damit auf einer Linie mit der Regierung von Schwaben sah. Eine Kostengarantie sei allerdings nicht möglich, schon gar nicht vor Abschluss des erneuten Ausschreibungsverfahrens.

„Eine statische und damit endgültige Lösung“

Auch der Interims-Charakter des geplanten Bauwerks an der Kasernstraße neben dem „Großen Haus“ wurde von der Opposition hinterfragt. Die Komplexität der Raumfolge lasse trotz der Orthogonalität keine Demontierbarkeit erwarten, so Stefan Quarg, als Architekt vom Fach. Das Gründungsgerüst aus Bohrpfählen und Betonbalken sei im Fall eines Rückbaues ebenso verloren wie die Stahlbeton-Treppenhäuser und die Trockenbauwände. Man habe es also mit einer „statischen und somit endgültigen“ Lösung zu tun. Quarg sah gestern außerdem eine Kostenüberschreitung von 15 bis 20 Prozent auf die Stadt zukommen, auch den Terminplan mit Übergabe im Mai 2012 hielt er für „sehr press“ und nicht zu schaffen.

Baureferent Gerd Merkle ließ die Aussagen seines Architektenkollegen zum Termin und den Kosten als Meinung im Raum stehen, trat allerdings der Vorhaltung einer endgültigen Spielstätte energisch entgegen: Zwar falle das Gebäude nicht nach 20 Jahren ein und sei auch nicht wegen eines schlechten Wärmedurchgangskoeffizienten vorschnell unzeitgemäß. Dennoch sei es nach Beschlusslage ein Interim und zu einem dauerhaften Schauspielhaus fehle dem Gebäude eine Ober- und Unterbühne. Vom Raumprogramm her habe das Interim nichts mit dem Schauspielhaus zu tun, für das 2002 ein Realisierungswettbewerb durchgeführt wurde.

Stadträte sehen sich für Verzögerungen nicht verantwortlich

Einigkeit bestand gestern im Ausschuss darüber, dass das Theater eine zweite Spielstätte braucht. Ebenso einig waren sich die Vertreter der Stadtregierung und der Opposition aber auch, dass der Stadtrat die bisherigen zeitlichen Verzögerungen nicht zu verantworten habe. „Wir haben bis Dezember immer allem zugestimmt, was als Beschlussvorlage im Stadtrat und in den Ausschüssen vorgelegt wurde“, so Stefan Kiefer, „ich wüsste nicht, was ich als Stadtrat hätte anders machen sollen“.

Eine Aussprache über die Schuldfrage zum Scheitern der ersten „Container“-Ausschreibung wurde wegen der noch ausstehenden schriftlichen Beantwortung eines SPD-Fragenkatalogs durch den Kulturreferenten Peter Grab vertagt. Sowohl die SPD als auch die Grünen erheben Vorwürfe wegen der „in den Sand gesetzten“ Kosten für die erste Ausschreibung und der Einnahmeausfälle des Theaters aufgrund des Fehlens einer zweiten Spielstätte und erwarten eine Klärung der politischen Verantwortung.

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