Ideenwettbewerb Innenstadt: Nagelprobe im Bauausschuss
Kommt es heute zu einem Grundsatzbeschluss zum Ideenwettbewerb Innenstadt oder nicht? Diese Frage wird um 14.30 Uhr im Bauausschuss beantwortet.
Geht es nach Rose-Marie Kranzfelder-Poth, wird es allenfalls einen Bericht der Verwaltung geben. Die FDP-Stadträtin hat vorgestern einen Dringlichkeitsantrag gestellt, den Tagesordnungspunkt abzusetzen oder in einen Bericht ohne Beschluss umzuwandeln. „Das Thema Königsplatz und die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs sind in ihrer Bedeutung und Komplexität in den zuständigen Gremien und Ausschüssen noch nicht genügend und umfassend bearbeitet worden“, begründet Kranzfelder-Poth ihren Antrag.
So habe der vom Stadtrat geforderte Beirat nur einmal getagt, die Ergebnisse sind bis heute nicht bekannt gegeben. Angesichts der weitgreifenden, für Jahrzehnte verbindlichen Konsequenzen für die gesamte Stadt sei es nicht hinnehmbar, in einer so kurzen Zeit ohne entsprechende Planungsunterlagen und Entscheidungsmaterialien einen Grundsatzbeschluss zu diskutieren.
Harte Kost
Tatsächlich liegt der Text der 39 Seiten starken Beschlussvorlage den Stadträten erst seit wenigen Tagen vor. In der Tagesordnung steht noch lapidar „Grundsatzbeschluss – Beschlussvorlage wird nachgereicht“. Der Bericht in der Beschlussvorlage ist selbst für Fachleute harte Kost, sowohl wegen seines Umfangs als auch wegen des anspruchsvollen Inhalts. Schließlich steckt darin die Essenz wochenlanger Verwaltungsarbeit und vieler Sitzungen mit den Planungsbeteiligten.
Zahlreiche Planungsüberlegungen des Wettbewerbssiegers wurden geprüft, modifiziert und teilweise verworfen. So sieht die Bauverwaltung die Führung einer Straßenbahnlinie im Graben äußerst kritisch und empfiehlt in der Beschlussvorlage, diese nicht weiter zu verfolgen. Und die Wettbewerbslösung zum Königsplatz soll um drei Gleise erweitert werden, um den Anforderungen der nächsten 10 Jahre gerecht zu werden (die DAZ berichtete).
modifizierter Wettbewerbs-Kö (Grafik zum Vergrößern anklicken)
Wie stichhaltig die Überlegungen der Verwaltung sind und ob es sich dabei jeweils um die einzig möglichen Teillösungen handelt, ist für städtebaulich und verkehrsplanerisch nicht Vorgebildete nicht so ohne weiteres nachzuvollziehen. Es wird deshalb spannend, ob die Stadträte im Bauausschuss die komplexe Thematik mit der knappen Formulierung aus der Beschlussvorlage absegnen: „Dem Stadtrat wird empfohlen wie folgt zu beschließen: Der ‚Augsburg Boulevard‘ soll auf der Grundlage des Siegerentwurfs aus dem Ideenwettbewerb Innenstadt und den darauf aufbauend entwickelten Planungsüberlegungen umgesetzt werden.“ Dies wäre ein Freibrief oder – je nach Sichtweise – ein großer Vertrauensvorschuss für die Bauverwaltung.