DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Samstag, 23.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Ideenwettbewerb: Bauausschuss befürwortet Wettbewerbs-Kö

Parteiübergreifend begrüßt wurde gestern im Bauausschuss der Zwischenbericht der Verwaltung zur Realisierbarkeit des Kernstücks aus dem Siegerentwurf des Ideenwettbewerbs Innenstadt. Die Verwaltung war vom Stadtrat beauftragt worden, auf Grundlage des mit dem ersten Preis ausgezeichneten Entwurfs den weiteren Planungsprozess vorzubereiten.

In zehn Sitzungen hat eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Tiefbauamt, den Stadtwerken und dem Wettbewerbssieger die Umsetzbarkeit, die verkehrliche Funktionalität und die städtebaulichen Aspekte des Wettbewerbsergebnisses bewertet und die Planungen weiterentwickelt.

Kaiserhofknoten: "Wir sind leistungsfähig"

Kaiserhofknoten: "Wir sind leistungsfähig"


Wichtige Erkenntnis für den ÖPNV: der Sieger-Kö funktioniert mit allen seinen städtebaulichen Aufwertungen, wenn er für die nächsten 10 Jahre um zwei Gleise für die Linie 6 ergänzt wird (die DAZ berichtete).

Wichtige Erkenntnis für den Individualverkehr: Auch bei einer Führung durch die Schaezlerstraße im Gegenverkehr funktioniert der entscheidende Knoten an der Einmündung der Halder- und Hermanstraße. Dies ergab ein Vergleich der nach dem Umbau abwickelbaren mit den heutigen Verkehrsmengen. „Wir sind leistungsfähig“, so Baureferent Gerd Merkle.

Knoten für Knoten wird diskutiert

Verbesserungsmöglichkeiten der Siegerplanung sieht die Arbeitsgruppe am Theodor-Heuss-Platz. Andere Verkehrsknoten wie die Anbindung der Hallstraße oder die Situation Am alten Einlaß und in der Karlstraße sind noch nicht ausdiskutiert. Sie sollen von der Verwaltung sukzessive abgearbeitet werden. Merkles nächstes Ziel ist ein Stadtratsbeschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplans zum Königsplatz noch vor der Sommerpause.

Eine gute Botschaft hatte der Baureferent für die Radfahrer: Angesichts eines Zeithorizonts von 10 Jahren für die Umsetzung des Wettbewerbs im Bereich der Karlstraße wird die Rückstellung der Ost-West-Radwegeverbindung durch die Grottenau aufgehoben. Die Finanzmittel für den Radweg werden im Juli in den Nachtragshaushalt eingestellt.

Beirat begleitet weitere Planung

Gemäß einer Empfehlung des Preisgerichts wird der weitere Planungsprozess von einem Beirat begleitet. Er besteht aus einem inneren und äußeren Kreis. Der innere Kreis setzt sich aus vier Jury-Mitgliedern des Wettbewerbs zusammen. Der äußere Kreis wurde gestern im Bauausschuss erweitert. Bisher dabei waren der TAS (Treffpunkt Architektur Schwaben), die ANA, IHK, HWK, Einzelhandelsverband, CIA, das Forum Innenstadt Augsburg (FIA), der Behindertenbeirat und die Initiatoren des Bürgerentscheids Königsplatz. Neu hinzu kommen der ADFC, der Stadtheimatpfleger und die Bürgerinitiative Mobilitätsdrehscheibe, die das Retro-Begehren gegen den Kö-Bürgerentscheid gestartet hatte.

Lösung „nahe am Grundkonzept der Stadtwerke“?

Trotz großer Einigkeit in der Sache wurde im Bauausschuss heftig gestritten. Auslöser war ein Redebeitrag von Eva Leipprand (Grüne), die den Erfolg der Planung für sich reklamierte: „Es ist im Wesentlichen die Regenbogenlösung. Wir haben das seit Jahren so gefordert“. Es stimme nicht, dass der Wettbewerbsentwurf mit geringfügigen Änderungen umgesetzt wird, wie die AZ am selben Tag berichtet hatte. „Es wird die Stadtwerkeplanung umgesetzt. Wir haben zwar verstanden, was der Preisträger will, aber es geht eben nicht“. Den Initiatoren des Bürgerentscheids bescheinigte Leipprand, „von den Fakten keine Ahnung“ zu haben. In der Stadt sei die Botschaft von der „Achse des Bösen“ verbreitet worden: „Alles was von den Stadtwerken kommt ist schlecht“. Norbert Walter habe recht gehabt. Für die Lösung, die jetzt umgesetzt werde, habe OB Kurt Gribl dem Stadtwerkechef angedroht, ihn zu ersetzen. Sie halte deshalb eine Entschuldigung des OB für angebracht.

Rolf Rieblinger

Rolf Rieblinger


Als das „Allerallerletzte“ kommentierte Rolf Rieblinger (CSU) Leipprands Äußerungen. Er wies auf die städtebaulichen Aufwertungen durch die neue Kö-Planung, die fußläufige Erreichbarkeit, den Erhalt des Parks und die neue Aufenthaltsqualität in der kurzen Bahnhofstraße hin: „Warum haben Sie das alles nicht gemacht?“ Kopfschütteln erntete Eva Leipprand auch von Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg): „Es muss auffallen, dass es eine ganz andere Planung ist“. Ebenso verärgert war Rainer Schönberg (FW): „Ich wundere mich, wie Sie auf die Schnapsidee kommen, wir würden die Stadtwerkeplanung übernehmen“.

Auch die Presse kam nicht ungeschoren davon. Grund war die uneinheitliche Berichterstattung der Augsburger Allgemeinen Zeitung zum Kö an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in dieser Woche. Während am Mittwoch zu lesen war, es werde eine Lösung „nahe am Grundkonzept der Stadtwerke“ umgesetzt, war am Donnerstag vom „städtebaulichen Traum“ aus dem Ideenwettbewerb die Rede. Für Stefan Quarg (SPD) war ersteres „objektive Berichterstattung“, zweiteres „Hofberichterstattung“ nach einem vermuteten politischen Eingriff. Auch Eva Leipprand ärgerte sich über die unterschiedliche Darstellung: „Es ist die gleiche Zeitung, nicht die Konkurrenz. Was soll der Bürger sich dabei denken?“

Baureferent Gerd Merkle brachte Licht ins Dunkel: Sein Termin mit dem Journalisten des ersten Beitrags sei gescheitert. Dieser habe dann auf den Bericht der Verwaltung zurückgegriffen, wohl in einer mathematischen Leseweise („ist ein Dreieck ein Dreieck“) und durch Zählen von Gleisen. Vor dem zweiten Zeitungsbericht habe es dagegen ein einstündiges Gespräch gegeben, in dem Merkle die städtebaulichen Aspekte des Wettbewerbs-Kö vermitteln konnte.