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Montag, 22.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Ich hätte das Ganze auch ganz gern tiefer gehängt, aber das war einfach nicht möglich“

Sigrid Einfalt und Kurt Gribl sind seit Sommer 2009 ein Paar. Seit wenigen Tagen treten die beiden zusammen in der Öffentlichkeit auf. Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribls Vita ist bekannt. Sigrid Einfalt ist für die Öffentlichkeit noch ein unbeschriebenes Blatt. Im Rahmen des Neujahrempfanges der CSU am vergangenen Sonntag stellte sich Frau Einfalt den Fragen der DAZ.

DAZ: Frau Einfalt, seit wenigen Tagen ist es offiziell. Sie sind die „neue Frau an seiner Seite“, die neue „First Lady“, wie der Volksmund und die Boulevard-Presse ihre neue Rolle bezeichnen. Wollen Sie sich in diese Rollenerwartung fügen oder haben Sie andere Pläne?

Einfalt: Die Frage ist doch, wie man die „Rollenerwartung“ definiert. Vermutlich versteht jeder etwas anderes darunter. Wenn ich Zeit habe, der Anlass passt und ich willkommen bin, werde ich Kurt sehr gerne begleiten. „First Lady“ ist meiner Ansicht nach ohnehin ein unglücklicher Begriff. Ich bin die Partnerin des OB. Das ist keine Berufsbezeichnung oder ein Verdienst, sondern eine private Entscheidung.

DAZ: Sie hatten ein langes Wochenende und nahmen an drei Veranstaltungen als „OB-Lebenspartnerin“ – ich weiß gar nicht, wie man es respektvoller bzw. politisch korrekter nennt – teil. Sie sind freiberufliche Texterin. Helfen Sie mir ein wenig bei ihrer Rollenbezeichnung?

Einfalt: Tja, da ist die Sprache tatsächlich arm. Wir haben selbst überlegt, was die optimale Bezeichnung ist. Lebenspartnerin oder Partnerin ist schon in Ordnung, selbst wenn es etwas hölzern klingt. Auch „Frau an seiner Seite“ kann man sicher sagen. Das Wochenende war übrigens so schön wie aufregend. Mich hat sehr berührt, dass ich überall so herzlich aufgenommen wurde. Vom Staatsempfang, über den Perlachia-Ball bis zum Neujahrsempfang im Rathaus – auf diesem Weg noch einmal Danke an alle, die sich mit uns freuen und uns einen guten Start ermöglichen.

DAZ: Irgendwie sind Sie doch damit auch ein Teil der repräsentativen Anforderungen, die zur Stellenbeschreibung eines gewählten Stadtoberhaupts gehören?

Einfalt: Ja, das ist wohl richtig. Andererseits ist es für Augsburg bisher ja auch ganz gut ohne OB-Partnerin gelaufen. Wenn ich aber jetzt einen positiven Beitrag leisten kann, mache ich das sehr gerne.

DAZ: Interessieren Sie sich für Lokalpolitik?

Einfalt: Ja, das dürfte ja bekannt sein. Wenn auch nicht für Parteipolitik oder die Details, sondern eher für die großen Strömungen. Mich interessiert besonders, wie das ungeheure Potenzial dieser Stadt noch besser realisiert werden kann. Augsburger setzen im wirtschaftlichen, kreativen und sozialen Bereich Maßstäbe. Viele Unternehmen hier und in der Region sind Qualitäts- oder Innovationsführer, auch weltweit. Viele Kreative arbeiten hier in ihren Studios und Büros für international erfolgreiche, angesehene Projekte – ohne dass es jemand weiß. Das interessiert mich. Wie kann Lokalpolitik und regionale Politik diesen Schatz nutzbar machen? Ich bin sicher, dass man hier zum Wohle aller noch Großes bewirken könnte.

DAZ: Ist Herr Gribl für inhaltliche Einwürfe oder gar Kritik ihrerseits empfänglich? Anders gesagt: Diskutieren Sie mit dem Oberbürgermeister über lokalpolitische Themen, oder ist das eher nicht der Fall?

Einfalt: Wir sprechen darüber selbstverständlich, aber nicht über Details. Kritik würde ich mir nicht erlauben. Es geht eher um Metaebenen, wenn man das so nennen will. Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel, wie ändert sich das Konsumverhalten in der Stadt, denken Augsburgerinnen anders als Augsburger – das könnten Themen sein. Genauso reden wir aber auch über meinen beruflichen Tag oder ob man ein Rührei besser mit dem Schneebesen oder mit der Gabel aufschlägt – völlig normales Leben.

DAZ: Sie waren in Herrn Gribls Wahlkampfteam und aus der guten Zusammenarbeit habe sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Im Sommer 2009 sei daraus mehr geworden, wie es in der Erklärung von OB Dr. Gribl heißt. Ihre Beziehung war demnach ein halbes Jahr nicht bekannt. Was war der Grund dafür?

Einfalt: Sehr nahe liegende Gründe. Trennungen nach langjährigen Beziehungen sind immer schmerzhaft, für alle Beteiligten. Man wird sicher empfindlicher und vorsichtiger und lässt sich nicht wie ein Teenager Hals über Kopf auf etwas Neues ein. Dazu kommt natürlich die Belastung in diesem besonderen Fall. Wir wussten: in dem Moment, wo wir zu sehen sind, ist es gesetzt und unumkehrbar. Daher haben wir erstmal geschaut, ob wir im Alltag zueinander passen, ob die Gefühle tragfähig sind und ob wir diese Beziehung überhaupt leben können.

DAZ: Was war der Grund für das überraschende Outing kurz nach Neujahr?

Einfalt: Für uns war es ja nicht überraschend. Ich hätte das Ganze auch ganz gern tiefer gehängt, aber das war einfach nicht möglich. Wir haben ein, zwei Wochen vor Weihnachten begonnen, miteinander auszugehen und in der Stadt unterwegs zu sein. Jeder hätte uns darauf ansprechen können. Vor Weihnachten war keine Zeit, offensiv an die Öffentlichkeit zu gehen, zudem wollten wir einfach ein paar ruhige Tage. Nach Neujahr war es dann einfach richtig, auch die Öffentlichkeit zu informieren – damit ich nicht wie das Kaninchen aus dem Hut auf Empfängen und Veranstaltungen auftauche.

DAZ: Frau Einfalt, vielen Dank für das Gespräch.

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Das Interview führte Siegfried Zagler.