Homophobie: Familienbund der Katholiken steht im Feuer
Eine Beilage in der Augsburger Allgemeinen schlägt im Bistum Augsburg hohe Wellen.
Am vergangenen Samstag wurde im Bistum Augsburg als Beilage der Augsburger Allgemeinen eine Informationsbroschüre des Familienbundes der Katholiken mit dem Titel „Familienbunt“ verteilt. Darin wurden “zehn Thesen gegen die Homo-Ehe” aufgeführt und auf der Homepage des Bistums wurde kommentiert, dass die Beiträge dieser Ausgabe wissenschaftlich fundiert seien und auf der Basis eines christlichen Verständnisses von Ehe und Familie stünden.
Gegen diese Publikation erhebt sich nun ein Sturm der Entrüstung. Der Kreisverband der Grünen spricht von „homophober Hetze“ und zeigt sich schockiert darüber, „dass offenbar selbst im Jahre 2015 homophobe und völlig veraltete menschenverachtende Inhalte durch den Familienbund der Katholiken im Raum Augsburg öffentlich per Beilage in der Augsburger Allgemeinen und der Allgäuer Zeitung verbreitet werden können“. Die homophobe Hetze die hier betrieben werde sei unerträglich. „Dass diese Sonderausgabe offenbar mit Steuermitteln durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Integration gefördert wurde, setzt dem Ganzen noch die Krone auf und ist ungeheuerlich,“ so Marianne Weiß, Sprecherin der Augsburger Grünen. Max Hieber, Sprecher der Grünen Jugend Augsburg ergänzt: „Dieser Text ist nah am Tatbestand der Volksverhetzung und steht eindeutig im Widerspruch zu unserer Verfassung. Von der Meinungsfreiheit sind derart menschenverachtende Aussagen nicht mehr gedeckt. Dass eine solche Veröffentlichung als Beilage in der größten Zeitung unserer weltoffenen Friedensstadt Augsburg stattfindet, ist zutiefst beschämend.“
Auch die Augsburger SPD gab sofort Zunder. Die Vorsitzende Ulrike Bahr (MdB) hat gemeinsam mit anderen Abgeordneten der SPD eine entsprechende Stellungnahme und Positionierung an den Familienbund geschickt. Linus Förster (MdL) hat eine parlamentarische Anfrage an die Staatsregierung formuliert, in der er nachfragt, in welcher Höhe diese Förderung erfolgte und ob auch Publikationen von Schwulen- und Lesbengruppen („LSBTTIQ“) für eine Gegenpositionierung entsprechend gefördert werden.
„Der Familienbund der Katholiken hat in dieser Beilage ein regelrechtes Manifest gegen die sogenannte Homo-Ehe formuliert“, so Förster. „Wenn das wirklich ihre Haltung ist, so muss ich dies im Sinne der Meinungsvielfalt akzeptieren, aber was mich wirklich entsetzen würde, wenn eine solche Positionierung vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Familie, Soziales und Integration gefördert wurde.“
Die SPD-Stadträtin und Vorsitzende der Augsburger Jusos, Anna Rasehorn klassifiziert die Beilage “Familienbunt” als „eindeutig homophob“. – Homosexualität sei genauso natürlich wie die Heterosexualität. Es komme nicht darauf an, wer die Kinder erziehe, sondern wie die Kinder erzogen werden. „Hierzu gibt es auch die vom Bundesministerium der Justiz in Auftrag gegebene Studie zur „Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften“, welche zu dem Schluss kommt, dass bei Kindern, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen, keinerlei Nachteile für die Entwicklung festzustellen seien. Wie das Bistum Augsburg hier zum Schluss kommt, dass ihre Thesen wissenschaftlich fundiert seien, ist daher schleierhaft“, so Rasehorn.